Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.kleidet wurde, befestigt war.1) Auch gehören hierher die Kähne oder Schiffe, in welchen die ägyptischen Götter stehend den Himmel durchziehen oder durchschiffen; ferner die auf römischen Denkmalen so oft erscheinenden segelnden, oder auf einer Amphora schiffenden Amorinen, welche nach Böttiger, Kunstmythol., II. S. 486 Anm., ein Symbol der zu den glücklichen Inseln (insulis fortunatis) schiffenden Kinderleichen zu sein scheinen. Auf einem Carneol fährt Psyche auf einem Ruderschiffchen, dessen Steuer sie selbst regiert, von zwei Delphinen gezogen, zu den elysischen Sitzen.2) Auch sogar bei den Typie's auf den Marquesas-Inseln wird der Tod als ein Hinüberrudern im Canoe nach dem Reiche des Segens und der Brodfrüchte gedacht und Melville, vier Monate auf den Marquesas-Inseln, aus dem Englischen übersetzt von Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 84 ff., beschreibt ein in diesem Sinne einem verstorbenen Häuptling errichtetes Todtendenkmal. In seinem Canoe rudert der Verstorbene hinüber, ihm gegenüber auf der Spitze des Canoes ein polirter Todtenschädel. Je vielseitiger und tiefer man die maurerische Hirammythe und die daran sich anschliessenden Symbole betrachtet, um so alterthümlicher und harmonischer stellt sich das ganze Gebäude des Mythus und der Symbole dar. Wäre die Symbolik der Maurerei, wie man sich dieses häufig vorzustellen bemüht ist, erst im Anfange des 18ten Jahrhunderts aus ganz willkührlichen und getrennten Bestandtheilen zusammengelesen und zusammengesetzt worden, könnte nicht der harmonische symbolische Bau entstanden sein, auf welchem noch dermalen die Freimaurerei ruht und den sie ungefährdet oder ohne sich selbst aufzuheben nicht verlassen darf. Jene Geschichtsforscher sollten doch einmal ihre Behauptungen dadurch nicht erweisen, sondern nur einigermassen glaublich und möglich machen, dass sie die Quelle nachweisen, aus welcher die Hirammythe und zumal das tiefsinnige und seltene Symbol des mast-, steuer- 1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 316; Schoemann, II. S. 414. 2) Böttiger, a. a. O.. II. S. 500 ff.
kleidet wurde, befestigt war.1) Auch gehören hierher die Kähne oder Schiffe, in welchen die ägyptischen Götter stehend den Himmel durchziehen oder durchschiffen; ferner die auf römischen Denkmalen so oft erscheinenden segelnden, oder auf einer Amphora schiffenden Amorinen, welche nach Böttiger, Kunstmythol., II. S. 486 Anm., ein Symbol der zu den glücklichen Inseln (insulis fortunatis) schiffenden Kinderleichen zu sein scheinen. Auf einem Carneol fährt Psyche auf einem Ruderschiffchen, dessen Steuer sie selbst regiert, von zwei Delphinen gezogen, zu den elysischen Sitzen.2) Auch sogar bei den Typie’s auf den Marquesas-Inseln wird der Tod als ein Hinüberrudern im Canoe nach dem Reiche des Segens und der Brodfrüchte gedacht und Melville, vier Monate auf den Marquesas-Inseln, aus dem Englischen übersetzt von Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 84 ff., beschreibt ein in diesem Sinne einem verstorbenen Häuptling errichtetes Todtendenkmal. In seinem Canoe rudert der Verstorbene hinüber, ihm gegenüber auf der Spitze des Canoes ein polirter Todtenschädel. Je vielseitiger und tiefer man die maurerische Hirammythe und die daran sich anschliessenden Symbole betrachtet, um so alterthümlicher und harmonischer stellt sich das ganze Gebäude des Mythus und der Symbole dar. Wäre die Symbolik der Maurerei, wie man sich dieses häufig vorzustellen bemüht ist, erst im Anfange des 18ten Jahrhunderts aus ganz willkührlichen und getrennten Bestandtheilen zusammengelesen und zusammengesetzt worden, könnte nicht der harmonische symbolische Bau entstanden sein, auf welchem noch dermalen die Freimaurerei ruht und den sie ungefährdet oder ohne sich selbst aufzuheben nicht verlassen darf. Jene Geschichtsforscher sollten doch einmal ihre Behauptungen dadurch nicht erweisen, sondern nur einigermassen glaublich und möglich machen, dass sie die Quelle nachweisen, aus welcher die Hirammythe und zumal das tiefsinnige und seltene Symbol des mast-, steuer- 1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 316; Schoemann, II. S. 414. 2) Böttiger, a. a. O.. II. S. 500 ff.
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kleidet wurde, befestigt war. 1) Auch gehören hierher die Kähne oder Schiffe, in welchen die ägyptischen Götter stehend den Himmel durchziehen oder durchschiffen; ferner die auf römischen Denkmalen so oft erscheinenden segelnden, oder auf einer Amphora schiffenden Amorinen, welche nach Böttiger, Kunstmythol., II. S. 486 Anm., ein Symbol der zu den glücklichen Inseln (insulis fortunatis) schiffenden Kinderleichen zu sein scheinen. Auf einem Carneol fährt Psyche auf einem Ruderschiffchen, dessen Steuer sie selbst regiert, von zwei Delphinen gezogen, zu den elysischen Sitzen. 2)
Auch sogar bei den Typie’s auf den Marquesas-Inseln wird der Tod als ein Hinüberrudern im Canoe nach dem Reiche des Segens und der Brodfrüchte gedacht und Melville, vier Monate auf den Marquesas-Inseln, aus dem Englischen übersetzt von Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 84 ff., beschreibt ein in diesem Sinne einem verstorbenen Häuptling errichtetes Todtendenkmal. In seinem Canoe rudert der Verstorbene hinüber, ihm gegenüber auf der Spitze des Canoes ein polirter Todtenschädel.
Je vielseitiger und tiefer man die maurerische Hirammythe und die daran sich anschliessenden Symbole betrachtet, um so alterthümlicher und harmonischer stellt sich das ganze Gebäude des Mythus und der Symbole dar. Wäre die Symbolik der Maurerei, wie man sich dieses häufig vorzustellen bemüht ist, erst im Anfange des 18ten Jahrhunderts aus ganz willkührlichen und getrennten Bestandtheilen zusammengelesen und zusammengesetzt worden, könnte nicht der harmonische symbolische Bau entstanden sein, auf welchem noch dermalen die Freimaurerei ruht und den sie ungefährdet oder ohne sich selbst aufzuheben nicht verlassen darf. Jene Geschichtsforscher sollten doch einmal ihre Behauptungen dadurch nicht erweisen, sondern nur einigermassen glaublich und möglich machen, dass sie die Quelle nachweisen, aus welcher die Hirammythe und zumal das tiefsinnige und seltene Symbol des mast-, steuer-
1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 316; Schoemann, II. S. 414.
2) Böttiger, a. a. O.. II. S. 500 ff.
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