Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.oder Umkehren den Namen führen. Ebenso wird am Tage der Sommersonnenwende häufig gesungen, dass die Sonne über den Rain, d. i. über die Grenze, über die Grenzscheide fliegen solle, um fortan wieder abwärts zu steigen.1) Dieser Rain ist in der Hirammythe zu dem zu überschreitenden Sarge geworden. Auch möchte hierher bezogen werden, dass bei Wolf, hessische Sagen Nro. 42, das weisse Frauchen, in Gestalt einer Schlange mit einem Schlüsselbunde im Maule, klagt, sie könne jetzt nicht eher erlöst werden, bis das kleine Eichbäumchen am Niedernberg beim Rodenstein so gross geworden sei, dass ein Sarg (in vielen andern ähnlichen Sagen ist es eine Wiege) daraus gemacht werden könne. Im Scharfenstein in Hessen schläft eine schöne Jungfrau, welche nur nach sieben Jahren erwacht und das Grab des Felsens verlässt; dann niesst sie sieben Mal und wer ihr sieben Mal ein Gotthelf zuruft, wird sie erlösen.2) 2. Drei Mal wird ausgesendet, um das Grab und den Leichnam des Hiram aufzusuchen, und das dritte Mal erst werden sie wirklich aufgefunden, weil die drei Monate des Winters von der Herbsttag- und Nachtgleiche bis zur Wintersonnenwende abgelaufen sein müssen, bevor das Grab sich zu öffnen und Hiram daraus hervorzugehen vermag. Drei Mal drei Meister, die neun verlassenen Lebensmonate, die neun Thränen weinende Mutter Erde suchen den verschwundenen und vermissten Hiram. Mit der Lebenszahl Fünf, durch die sog. fünf eigentlichen Punkte3) wird Hiram von dem Meister zum neuen Leben geweckt. Nach einer andern und ursprünglicheren, noch nicht astronomischen Anschauung und Betrachtung wurde nämlich das 12monatliche Monds- oder Sonnenjahr blos eingetheilt in den siebenmonatlichen Winter und in den fünfmonatlichen Sommer, so dass allein die Ankunft des Sommers, das sommerliche Erfassen der erstarrten Wintererde diese neu beleben, - den allerfreuenden und erlösenden Licht- und Sonnengott aus dem kalten Norden, dem Lande der 1) Oben I. S. 267. 2) Wolf, hessische Sagen, Nro. 151. 3) Krause, I. 2. S. 43 und 409 ff.; oben S. 391.
oder Umkehren den Namen führen. Ebenso wird am Tage der Sommersonnenwende häufig gesungen, dass die Sonne über den Rain, d. i. über die Grenze, über die Grenzscheide fliegen solle, um fortan wieder abwärts zu steigen.1) Dieser Rain ist in der Hirammythe zu dem zu überschreitenden Sarge geworden. Auch möchte hierher bezogen werden, dass bei Wolf, hessische Sagen Nro. 42, das weisse Frauchen, in Gestalt einer Schlange mit einem Schlüsselbunde im Maule, klagt, sie könne jetzt nicht eher erlöst werden, bis das kleine Eichbäumchen am Niedernberg beim Rodenstein so gross geworden sei, dass ein Sarg (in vielen andern ähnlichen Sagen ist es eine Wiege) daraus gemacht werden könne. Im Scharfenstein in Hessen schläft eine schöne Jungfrau, welche nur nach sieben Jahren erwacht und das Grab des Felsens verlässt; dann niesst sie sieben Mal und wer ihr sieben Mal ein Gotthelf zuruft, wird sie erlösen.2) 2. Drei Mal wird ausgesendet, um das Grab und den Leichnam des Hiram aufzusuchen, und das dritte Mal erst werden sie wirklich aufgefunden, weil die drei Monate des Winters von der Herbsttag- und Nachtgleiche bis zur Wintersonnenwende abgelaufen sein müssen, bevor das Grab sich zu öffnen und Hiram daraus hervorzugehen vermag. Drei Mal drei Meister, die neun verlassenen Lebensmonate, die neun Thränen weinende Mutter Erde suchen den verschwundenen und vermissten Hiram. Mit der Lebenszahl Fünf, durch die sog. fünf eigentlichen Punkte3) wird Hiram von dem Meister zum neuen Leben geweckt. Nach einer andern und ursprünglicheren, noch nicht astronomischen Anschauung und Betrachtung wurde nämlich das 12monatliche Monds- oder Sonnenjahr blos eingetheilt in den siebenmonatlichen Winter und in den fünfmonatlichen Sommer, so dass allein die Ankunft des Sommers, das sommerliche Erfassen der erstarrten Wintererde diese neu beleben, – den allerfreuenden und erlösenden Licht- und Sonnengott aus dem kalten Norden, dem Lande der 1) Oben I. S. 267. 2) Wolf, hessische Sagen, Nro. 151. 3) Krause, I. 2. S. 43 und 409 ff.; oben S. 391.
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oder Umkehren den Namen führen. Ebenso wird am Tage der Sommersonnenwende häufig gesungen, dass die Sonne über den Rain, d. i. über die Grenze, über die Grenzscheide fliegen solle, um fortan wieder abwärts zu steigen. 1) Dieser Rain ist in der Hirammythe zu dem zu überschreitenden Sarge geworden. Auch möchte hierher bezogen werden, dass bei Wolf, hessische Sagen Nro. 42, das weisse Frauchen, in Gestalt einer Schlange mit einem Schlüsselbunde im Maule, klagt, sie könne jetzt nicht eher erlöst werden, bis das kleine Eichbäumchen am Niedernberg beim Rodenstein so gross geworden sei, dass ein Sarg (in vielen andern ähnlichen Sagen ist es eine Wiege) daraus gemacht werden könne. Im Scharfenstein in Hessen schläft eine schöne Jungfrau, welche nur nach sieben Jahren erwacht und das Grab des Felsens verlässt; dann niesst sie sieben Mal und wer ihr sieben Mal ein Gotthelf zuruft, wird sie erlösen. 2)
2. Drei Mal wird ausgesendet, um das Grab und den Leichnam des Hiram aufzusuchen, und das dritte Mal erst werden sie wirklich aufgefunden, weil die drei Monate des Winters von der Herbsttag- und Nachtgleiche bis zur Wintersonnenwende abgelaufen sein müssen, bevor das Grab sich zu öffnen und Hiram daraus hervorzugehen vermag. Drei Mal drei Meister, die neun verlassenen Lebensmonate, die neun Thränen weinende Mutter Erde suchen den verschwundenen und vermissten Hiram. Mit der Lebenszahl Fünf, durch die sog. fünf eigentlichen Punkte 3) wird Hiram von dem Meister zum neuen Leben geweckt. Nach einer andern und ursprünglicheren, noch nicht astronomischen Anschauung und Betrachtung wurde nämlich das 12monatliche Monds- oder Sonnenjahr blos eingetheilt in den siebenmonatlichen Winter und in den fünfmonatlichen Sommer, so dass allein die Ankunft des Sommers, das sommerliche Erfassen der erstarrten Wintererde diese neu beleben, – den allerfreuenden und erlösenden Licht- und Sonnengott aus dem kalten Norden, dem Lande der
1) Oben I. S. 267.
2) Wolf, hessische Sagen, Nro. 151.
3) Krause, I. 2. S. 43 und 409 ff.; oben S. 391.
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