Labewein.1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei.2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. - Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern.3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja.4) In einem altschwedischen Volksliede5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird,6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6,
1) Stöber, Nr. 159.
2) Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig
1860, S. 62.
3) Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84.
4) Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203.
5) Mohnike, Nro. 33.
6) Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
Labewein.1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei.2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. – Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern.3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja.4) In einem altschwedischen Volksliede5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird,6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6,
1) Stöber, Nr. 159.
2) Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig
1860, S. 62.
3) Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84.
4) Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203.
5) Mohnike, Nro. 33.
6) Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0797"n="777"/>
Labewein.<noteplace="foot"n="1)">Stöber, Nr. 159.<lb/></note> In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei.<noteplace="foot"n="2)">Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig
1860, S. 62.<lb/></note> Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. – Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern.<noteplace="foot"n="3)">Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84.<lb/></note> In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja.<noteplace="foot"n="4)">Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203.<lb/></note> In einem altschwedischen Volksliede<noteplace="foot"n="5)">Mohnike, Nro. 33.<lb/></note> entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird,<noteplace="foot"n="6)">Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.<lb/></note> zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6,</p></div></body></text></TEI>
[777/0797]
Labewein. 1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei. 2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. – Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern. 3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja. 4) In einem altschwedischen Volksliede 5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird, 6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6,
1) Stöber, Nr. 159.
2) Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig 1860, S. 62.
3) Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84.
4) Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203.
5) Mohnike, Nro. 33.
6) Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/797>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.