Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Labewein.1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei.2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. - Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern.3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja.4) In einem altschwedischen Volksliede5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird,6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6, 1) Stöber, Nr. 159. 2) Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig
1860, S. 62. 3) Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84. 4) Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203. 5) Mohnike, Nro. 33. 6) Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
Labewein.1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei.2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. – Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern.3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja.4) In einem altschwedischen Volksliede5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird,6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6, 1) Stöber, Nr. 159. 2) Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig
1860, S. 62. 3) Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84. 4) Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203. 5) Mohnike, Nro. 33. 6) Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
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Labewein. 1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei. 2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. – Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern. 3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja. 4) In einem altschwedischen Volksliede 5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird, 6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6,
1) Stöber, Nr. 159.
2) Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig 1860, S. 62.
3) Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84.
4) Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203.
5) Mohnike, Nro. 33.
6) Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
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