der Mitte wurde durch einen untergestellten Spiess der Wasen in die Höhe gehoben. Unter diesen Wasen traten sie, jeder stach oder schnitt sich in die Fusssohlen oder inwendige Hand, das herausfliessende und zusammenlaufende Blut mischte sich mit der Erde. Dann fielen sie zu Knie und riefen die Götter an, dass sie einer des andern Tod, wie Brüder, rächen wollten. Die feierliche Handlung hiess: unter den Rasen gehen (ganga undir iardar men) oder Rasen schneiden (iardar men skerda), war aber auch noch für andere Gelegenheiten gebräuchlich." - Es war hibernische Sitte: cum Hiberni foedera jungunt, sanguinem sponte ad hoc fusum uterque alterius bibit; ebenso eine armenisch-iberische nach Tatitus ann. 12, 47 u. s. w. Auch die Komanen liessen bei ihren Bündnissen Blut aus den Adern in einen Becher rinnen und tranken es gegenseitig. Bei den Bewohnern der schottischen Inseln kommt ein blosses Eintauchen der Hände in Blut vor. Auch erwähnt Grimm hierbei noch des altnordischen Symbols, beim Friedensschluss nicht das Blut, sondern den Speichel zu mischen. Wenn bei den Griechen der feierliche, bindende Eid an geweihter Stätte vor dem Altare oder dem Götterbilde vollzogen wurde, indem der Schwörende diese berührte oder die Hand in das Blut des Opferthiers eintauchte,1) so lag bei dem letztern Gebrauche der Gedanke zu Grunde, dass das Blut des etwaigen Meineidigen vergossen werden solle, gleichwie jetzt das Blut des Opferthieres vergossen worden sei. In einem ähnlichen Sinne wurde auch bei dem Beschwören von Bündnissen das Opferthier bei den Römern erschlagen oder gar zerschnitten und dabei der künftige Bundbrüchige mit der Formel verflucht, dass, wie der Schwörende jetzt das Opferschwein erschlagen, so möge Jupiter den Bundbrilchigen erschlagen.2) Ebenso ist mit dem uralten heiligsten römischen Eidschwur beim Jupiter Stein, beim Steine und Blitze schleudernden Jupiter ursprünglich der Fluch verbunden zu denken, dass den Meineidigen Jupiter mit dem Steine oder Blitze erschlagen möge, gerade wie im
1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 312.
2) Lasaulx, Studien, S. 216.
der Mitte wurde durch einen untergestellten Spiess der Wasen in die Höhe gehoben. Unter diesen Wasen traten sie, jeder stach oder schnitt sich in die Fusssohlen oder inwendige Hand, das herausfliessende und zusammenlaufende Blut mischte sich mit der Erde. Dann fielen sie zu Knie und riefen die Götter an, dass sie einer des andern Tod, wie Brüder, rächen wollten. Die feierliche Handlung hiess: unter den Rasen gehen (gânga undir iardar men) oder Rasen schneiden (iardar men skerda), war aber auch noch für andere Gelegenheiten gebräuchlich.“ – Es war hibernische Sitte: cum Hiberni foedera jungunt, sanguinem sponte ad hoc fusum uterque alterius bibit; ebenso eine armenisch-iberische nach Tatitus ann. 12, 47 u. s. w. Auch die Komanen liessen bei ihren Bündnissen Blut aus den Adern in einen Becher rinnen und tranken es gegenseitig. Bei den Bewohnern der schottischen Inseln kommt ein blosses Eintauchen der Hände in Blut vor. Auch erwähnt Grimm hierbei noch des altnordischen Symbols, beim Friedensschluss nicht das Blut, sondern den Speichel zu mischen. Wenn bei den Griechen der feierliche, bindende Eid an geweihter Stätte vor dem Altare oder dem Götterbilde vollzogen wurde, indem der Schwörende diese berührte oder die Hand in das Blut des Opferthiers eintauchte,1) so lag bei dem letztern Gebrauche der Gedanke zu Grunde, dass das Blut des etwaigen Meineidigen vergossen werden solle, gleichwie jetzt das Blut des Opferthieres vergossen worden sei. In einem ähnlichen Sinne wurde auch bei dem Beschwören von Bündnissen das Opferthier bei den Römern erschlagen oder gar zerschnitten und dabei der künftige Bundbrüchige mit der Formel verflucht, dass, wie der Schwörende jetzt das Opferschwein erschlagen, so möge Jupiter den Bundbrilchigen erschlagen.2) Ebenso ist mit dem uralten heiligsten römischen Eidschwur beim Jupiter Stein, beim Steine und Blitze schleudernden Jupiter ursprünglich der Fluch verbunden zu denken, dass den Meineidigen Jupiter mit dem Steine oder Blitze erschlagen möge, gerade wie im
1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 312.
2) Lasaulx, Studien, S. 216.
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der Mitte wurde durch einen untergestellten Spiess der Wasen in die Höhe gehoben. Unter diesen Wasen traten sie, jeder stach oder schnitt sich in die Fusssohlen oder inwendige Hand, das herausfliessende und zusammenlaufende Blut mischte sich mit der Erde. Dann fielen sie zu Knie und riefen die Götter an, dass sie einer des andern Tod, wie Brüder, rächen wollten. Die feierliche Handlung hiess: unter den Rasen gehen (gânga undir iardar men) oder Rasen schneiden (iardar men skerda), war aber auch noch für andere Gelegenheiten gebräuchlich.“– Es war hibernische Sitte: cum Hiberni foedera jungunt, sanguinem sponte ad hoc fusum uterque alterius bibit; ebenso eine armenisch-iberische nach Tatitus ann. 12, 47 u. s. w. Auch die Komanen liessen bei ihren Bündnissen Blut aus den Adern in einen Becher rinnen und tranken es gegenseitig. Bei den Bewohnern der schottischen Inseln kommt ein blosses Eintauchen der Hände in Blut vor. Auch erwähnt Grimm hierbei noch des altnordischen Symbols, beim Friedensschluss nicht das Blut, sondern den Speichel zu mischen. Wenn bei den Griechen der feierliche, bindende Eid an geweihter Stätte vor dem Altare oder dem Götterbilde vollzogen wurde, indem der Schwörende diese berührte <hirendition="#g">oder die Hand in das Blut des Opferthiers eintauchte,</hi><noteplace="foot"n="1)">Guhl und Koner, a. a. O., S. 312.<lb/></note> so lag bei dem letztern Gebrauche der Gedanke zu Grunde, dass das Blut des etwaigen Meineidigen vergossen werden solle, gleichwie jetzt das Blut des Opferthieres vergossen worden sei. In einem ähnlichen Sinne wurde auch bei dem Beschwören von Bündnissen das Opferthier bei den Römern erschlagen oder gar zerschnitten und dabei der künftige Bundbrüchige mit der Formel verflucht, dass, wie der Schwörende jetzt das Opferschwein erschlagen, so möge Jupiter den Bundbrilchigen erschlagen.<noteplace="foot"n="2)">Lasaulx, Studien, S. 216.<lb/></note> Ebenso ist mit dem uralten heiligsten römischen Eidschwur beim Jupiter Stein, beim Steine und Blitze schleudernden Jupiter ursprünglich der Fluch verbunden zu denken, dass den Meineidigen Jupiter mit dem Steine oder Blitze erschlagen möge, gerade wie im
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der Mitte wurde durch einen untergestellten Spiess der Wasen in die Höhe gehoben. Unter diesen Wasen traten sie, jeder stach oder schnitt sich in die Fusssohlen oder inwendige Hand, das herausfliessende und zusammenlaufende Blut mischte sich mit der Erde. Dann fielen sie zu Knie und riefen die Götter an, dass sie einer des andern Tod, wie Brüder, rächen wollten. Die feierliche Handlung hiess: unter den Rasen gehen (gânga undir iardar men) oder Rasen schneiden (iardar men skerda), war aber auch noch für andere Gelegenheiten gebräuchlich.“ – Es war hibernische Sitte: cum Hiberni foedera jungunt, sanguinem sponte ad hoc fusum uterque alterius bibit; ebenso eine armenisch-iberische nach Tatitus ann. 12, 47 u. s. w. Auch die Komanen liessen bei ihren Bündnissen Blut aus den Adern in einen Becher rinnen und tranken es gegenseitig. Bei den Bewohnern der schottischen Inseln kommt ein blosses Eintauchen der Hände in Blut vor. Auch erwähnt Grimm hierbei noch des altnordischen Symbols, beim Friedensschluss nicht das Blut, sondern den Speichel zu mischen. Wenn bei den Griechen der feierliche, bindende Eid an geweihter Stätte vor dem Altare oder dem Götterbilde vollzogen wurde, indem der Schwörende diese berührte oder die Hand in das Blut des Opferthiers eintauchte, 1) so lag bei dem letztern Gebrauche der Gedanke zu Grunde, dass das Blut des etwaigen Meineidigen vergossen werden solle, gleichwie jetzt das Blut des Opferthieres vergossen worden sei. In einem ähnlichen Sinne wurde auch bei dem Beschwören von Bündnissen das Opferthier bei den Römern erschlagen oder gar zerschnitten und dabei der künftige Bundbrüchige mit der Formel verflucht, dass, wie der Schwörende jetzt das Opferschwein erschlagen, so möge Jupiter den Bundbrilchigen erschlagen. 2) Ebenso ist mit dem uralten heiligsten römischen Eidschwur beim Jupiter Stein, beim Steine und Blitze schleudernden Jupiter ursprünglich der Fluch verbunden zu denken, dass den Meineidigen Jupiter mit dem Steine oder Blitze erschlagen möge, gerade wie im
1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 312.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/80>, abgerufen am 16.02.2025.
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