Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Stoffe, besonders der Metalle gelehrt worden sei. In der ältesten Stammeintheilung von Athen erscheint auch eine Zunft der Dädaliden vom Stamme der Argaden oder Gewerbtreibenden, in welcher wie in den andern Zünften auch nach der Ansicht von Thiersch die Kunst sich ununterbrochen vom Vater auf den Sohn forterbte, was freilich z. B. Tittmann, 8. 617, widerspricht und nur an Schulen denken will. Indessen ist diese Erblichkeit eigentlich schon die natürliche Folge des Nichtvoranschreitens oder Nichtsichveränderns aller Völker im Anfange ihrer Geschichte, wie Völker Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende hindurch blosse Jäger oder auch Hirtenvölker waren. Es sind keine Schulen, die in der Urzeit der Völker ein Unding sind, sondern jedenfalls Geschlechts- und Stammgenossenschaften, wie wir diese auch bei den Germanen finden.1) Den verschiedenen Berichten nach arbeiteten die Dadaliden vorzüglich in Holz, Elfenbein und Gold, in Erz, Thon und gebrannter Erde, in Stein und Marmor und waren also Bildschnitzer, Bildgiesser und Bildhauer, Steinmetzen ([fremdsprachliches Material]), wie auch Sokrates ein solcher attischer Dädalide oder Bildhauer gewesen war.Die Zunft der Dädaliden bestand ursprünglich mit allen übrigen Zünften aus den näher und entfernter verwandten Geschlechtsgenossen, welche noch dazu sieh regelmässig nur in der Sippschaft verehelichten und gemeinsame Opfer, einen gemeinsamen Gottesdienst hatten oder eine religiöse Bruderschaft zugleich waren; sie blieben daher stets durch die Interessen des erblichen Handwerks wie des eigenen Gottesdienstes in engster Freundschaft verbunden, auch nachdem Nichtgeschlechtsgenossen durch Heirath, Adoption oder auf andere Weise unter ihnen Zugang gefunden hatten. Wir hätten also hier wenigstens die älteste und Jahrhunderte blühende Bildhauer-, Steinhauerhütte, obwohl Thiersch gegen Hemsterhius den Namen der Steinmetzen nicht gelten lassen will (S. 126 Anm.). Einzelne sich auszeichnende Künstler scheinen den Namen Dädalos erhalten zu haben, weshalb so viele Werke, und aus ganz 1) Vergl. Maurer, Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfassung, München 1854; S. 5 ff., S. 13 ff.
Stoffe, besonders der Metalle gelehrt worden sei. In der ältesten Stammeintheilung von Athen erscheint auch eine Zunft der Dädaliden vom Stamme der Argaden oder Gewerbtreibenden, in welcher wie in den andern Zünften auch nach der Ansicht von Thiersch die Kunst sich ununterbrochen vom Vater auf den Sohn forterbte, was freilich z. B. Tittmann, 8. 617, widerspricht und nur an Schulen denken will. Indessen ist diese Erblichkeit eigentlich schon die natürliche Folge des Nichtvoranschreitens oder Nichtsichveränderns aller Völker im Anfange ihrer Geschichte, wie Völker Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende hindurch blosse Jäger oder auch Hirtenvölker waren. Es sind keine Schulen, die in der Urzeit der Völker ein Unding sind, sondern jedenfalls Geschlechts- und Stammgenossenschaften, wie wir diese auch bei den Germanen finden.1) Den verschiedenen Berichten nach arbeiteten die Dadaliden vorzüglich in Holz, Elfenbein und Gold, in Erz, Thon und gebrannter Erde, in Stein und Marmor und waren also Bildschnitzer, Bildgiesser und Bildhauer, Steinmetzen ([fremdsprachliches Material]), wie auch Sokrates ein solcher attischer Dädalide oder Bildhauer gewesen war.Die Zunft der Dädaliden bestand ursprünglich mit allen übrigen Zünften aus den näher und entfernter verwandten Geschlechtsgenossen, welche noch dazu sieh regelmässig nur in der Sippschaft verehelichten und gemeinsame Opfer, einen gemeinsamen Gottesdienst hatten oder eine religiöse Bruderschaft zugleich waren; sie blieben daher stets durch die Interessen des erblichen Handwerks wie des eigenen Gottesdienstes in engster Freundschaft verbunden, auch nachdem Nichtgeschlechtsgenossen durch Heirath, Adoption oder auf andere Weise unter ihnen Zugang gefunden hatten. Wir hätten also hier wenigstens die älteste und Jahrhunderte blühende Bildhauer-, Steinhauerhütte, obwohl Thiersch gegen Hemsterhius den Namen der Steinmetzen nicht gelten lassen will (S. 126 Anm.). Einzelne sich auszeichnende Künstler scheinen den Namen Dädalos erhalten zu haben, weshalb so viele Werke, und aus ganz 1) Vergl. Maurer, Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfassung, München 1854; S. 5 ff., S. 13 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="96"/> Stoffe, besonders der Metalle gelehrt worden sei. In der ältesten Stammeintheilung von Athen erscheint auch eine Zunft der Dädaliden vom Stamme der Argaden oder Gewerbtreibenden, in welcher wie in den andern Zünften auch nach der Ansicht von Thiersch die Kunst sich ununterbrochen vom Vater auf den Sohn <hi rendition="#g">forterbte</hi>, was freilich z. B. Tittmann, 8. 617, widerspricht und nur an Schulen denken will. Indessen ist diese Erblichkeit eigentlich schon die natürliche Folge des Nichtvoranschreitens oder Nichtsichveränderns aller Völker im Anfange ihrer Geschichte, wie Völker Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende hindurch blosse Jäger oder auch Hirtenvölker waren. Es sind keine Schulen, die in der Urzeit der Völker ein Unding sind, sondern jedenfalls Geschlechts- und Stammgenossenschaften, wie wir diese auch bei den Germanen finden.<note place="foot" n="1)">Vergl. Maurer, Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfassung, München 1854; S. 5 ff., S. 13 ff.</note> Den verschiedenen Berichten nach arbeiteten die Dadaliden vorzüglich in Holz, Elfenbein und Gold, in Erz, Thon und gebrannter Erde, in Stein und Marmor und waren also Bildschnitzer, Bildgiesser und Bildhauer, Steinmetzen (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>), wie auch Sokrates ein solcher attischer Dädalide oder Bildhauer gewesen war.Die Zunft der Dädaliden bestand ursprünglich mit allen übrigen Zünften aus den näher und entfernter verwandten Geschlechtsgenossen, welche noch dazu sieh regelmässig nur in der Sippschaft verehelichten und gemeinsame Opfer, einen gemeinsamen Gottesdienst hatten oder eine religiöse Bruderschaft zugleich waren; sie blieben daher stets durch die Interessen des erblichen Handwerks wie des eigenen Gottesdienstes in engster Freundschaft verbunden, auch nachdem Nichtgeschlechtsgenossen durch Heirath, Adoption oder auf andere Weise unter ihnen Zugang gefunden hatten. Wir hätten also hier wenigstens die älteste und Jahrhunderte blühende Bildhauer-, Steinhauerhütte, obwohl Thiersch gegen Hemsterhius den Namen der Steinmetzen nicht gelten lassen will (S. 126 Anm.). Einzelne sich auszeichnende Künstler scheinen den Namen Dädalos erhalten zu haben, weshalb so viele Werke, und aus ganz </p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0116]
Stoffe, besonders der Metalle gelehrt worden sei. In der ältesten Stammeintheilung von Athen erscheint auch eine Zunft der Dädaliden vom Stamme der Argaden oder Gewerbtreibenden, in welcher wie in den andern Zünften auch nach der Ansicht von Thiersch die Kunst sich ununterbrochen vom Vater auf den Sohn forterbte, was freilich z. B. Tittmann, 8. 617, widerspricht und nur an Schulen denken will. Indessen ist diese Erblichkeit eigentlich schon die natürliche Folge des Nichtvoranschreitens oder Nichtsichveränderns aller Völker im Anfange ihrer Geschichte, wie Völker Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende hindurch blosse Jäger oder auch Hirtenvölker waren. Es sind keine Schulen, die in der Urzeit der Völker ein Unding sind, sondern jedenfalls Geschlechts- und Stammgenossenschaften, wie wir diese auch bei den Germanen finden. 1) Den verschiedenen Berichten nach arbeiteten die Dadaliden vorzüglich in Holz, Elfenbein und Gold, in Erz, Thon und gebrannter Erde, in Stein und Marmor und waren also Bildschnitzer, Bildgiesser und Bildhauer, Steinmetzen (_ ), wie auch Sokrates ein solcher attischer Dädalide oder Bildhauer gewesen war.Die Zunft der Dädaliden bestand ursprünglich mit allen übrigen Zünften aus den näher und entfernter verwandten Geschlechtsgenossen, welche noch dazu sieh regelmässig nur in der Sippschaft verehelichten und gemeinsame Opfer, einen gemeinsamen Gottesdienst hatten oder eine religiöse Bruderschaft zugleich waren; sie blieben daher stets durch die Interessen des erblichen Handwerks wie des eigenen Gottesdienstes in engster Freundschaft verbunden, auch nachdem Nichtgeschlechtsgenossen durch Heirath, Adoption oder auf andere Weise unter ihnen Zugang gefunden hatten. Wir hätten also hier wenigstens die älteste und Jahrhunderte blühende Bildhauer-, Steinhauerhütte, obwohl Thiersch gegen Hemsterhius den Namen der Steinmetzen nicht gelten lassen will (S. 126 Anm.). Einzelne sich auszeichnende Künstler scheinen den Namen Dädalos erhalten zu haben, weshalb so viele Werke, und aus ganz
1) Vergl. Maurer, Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfassung, München 1854; S. 5 ff., S. 13 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |