Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Arbeits- und Kunstschulen tragen ein priesterliches Gewand, bis im Laufe der Zeiten und bei vergrösserten Verhältnissen eine stets weitere Trennung und Sonderung und namentlich auch Verweltlichung erfolgt. Immerhin aber ist die Relligionsgeschichte, die Geschichte des Kultus und der Kultanstalten auch die Geschichte der Bildung und der Schulen, der Gewerbs- und der Kunstschulen, in denen anfänglich auch noch eine ungetrennte Vereinigung vorwaltet. - Aus der alten berühmten Werkstätte zu Argos,1) an deren Spitze der mythische Epeios, der Verfertiger des kollossalen trojanischen Pferdes, stand und die mit dem Dienste und Tempel der Hera zusammenhing, sind gebildet durch den dortigen vorzüglichen Künstler Ageladas, die drei grössten Meister der zu ihrer Vollendung sich erhebenden griechischen Kunst hervorgegangen, Myron2) aus Eleutherae, Phidias aus Athen und Polykletos3) aus Argos. Hieraus ist abzunehmen, dass die sich auszeichnenden Kunstwerkstätten zugleich allgemein besuchte Bildungsschulen gewesen seien, wie auch solche Werkgtätten nur an den Orten aufblühten und sich erhielten, wo sich eine vielbesuchte Kultstatte, besonders mit Orakeln oder mit Spielen, befand, um an die frommen Besucher die Kultbilde, das hauptsächlichste Erzeugniss der damaligen Kunst und Künstler absetzen zu können. Bei den Griechen war ursprünglich und bis zur höchsten Entwickelung die Kunst Tempelkunst, wie die spätere germamsche Kirchenkunst; bei den Griechen und bei den Germanen war alle wahre Kunst eine heilige, eine dem Gottesdienste oder den Göttern geweihte. Die ältesten geschichtlichen Künstler aus Argos sind Eutelidas und Chrysothemis, welche um Olymp. 65 oder 529 v. Chr. die Bildsäule des olympischen Siegers Demaratos aus Heräa und die seines Sohnes Theopompos gossen. Das Epigramm darauf enthielt die Namen der beiden Künstler mit der Angabe, dass sie die Kunst von ihren Vorfahren erhalten haben ([fremdsprachliches Material] heisst es nach 1) Thiersch, S. 157 ff. 2) Thiersch, S. 212 ff. 3) Thiersch, S. 203 ff.
Arbeits- und Kunstschulen tragen ein priesterliches Gewand, bis im Laufe der Zeiten und bei vergrösserten Verhältnissen eine stets weitere Trennung und Sonderung und namentlich auch Verweltlichung erfolgt. Immerhin aber ist die Relligionsgeschichte, die Geschichte des Kultus und der Kultanstalten auch die Geschichte der Bildung und der Schulen, der Gewerbs- und der Kunstschulen, in denen anfänglich auch noch eine ungetrennte Vereinigung vorwaltet. – Aus der alten berühmten Werkstätte zu Argos,1) an deren Spitze der mythische Epeios, der Verfertiger des kollossalen trojanischen Pferdes, stand und die mit dem Dienste und Tempel der Hera zusammenhing, sind gebildet durch den dortigen vorzüglichen Künstler Ageladas, die drei grössten Meister der zu ihrer Vollendung sich erhebenden griechischen Kunst hervorgegangen, Myron2) aus Eleutherae, Phidias aus Athen und Polykletos3) aus Argos. Hieraus ist abzunehmen, dass die sich auszeichnenden Kunstwerkstätten zugleich allgemein besuchte Bildungsschulen gewesen seien, wie auch solche Werkgtätten nur an den Orten aufblühten und sich erhielten, wo sich eine vielbesuchte Kultstatte, besonders mit Orakeln oder mit Spielen, befand, um an die frommen Besucher die Kultbilde, das hauptsächlichste Erzeugniss der damaligen Kunst und Künstler absetzen zu können. Bei den Griechen war ursprünglich und bis zur höchsten Entwickelung die Kunst Tempelkunst, wie die spätere germamsche Kirchenkunst; bei den Griechen und bei den Germanen war alle wahre Kunst eine heilige, eine dem Gottesdienste oder den Göttern geweihte. Die ältesten geschichtlichen Künstler aus Argos sind Eutelidas und Chrysothemis, welche um Olymp. 65 oder 529 v. Chr. die Bildsäule des olympischen Siegers Demaratos aus Heräa und die seines Sohnes Theopompos gossen. Das Epigramm darauf enthielt die Namen der beiden Künstler mit der Angabe, dass sie die Kunst von ihren Vorfahren erhalten haben ([fremdsprachliches Material] heisst es nach 1) Thiersch, S. 157 ff. 2) Thiersch, S. 212 ff. 3) Thiersch, S. 203 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="98"/> Arbeits- und Kunstschulen tragen ein priesterliches Gewand, bis im Laufe der Zeiten und bei vergrösserten Verhältnissen eine stets weitere Trennung und Sonderung und namentlich auch Verweltlichung erfolgt. Immerhin aber ist die Relligionsgeschichte, die Geschichte des Kultus und der Kultanstalten auch die Geschichte der Bildung und der Schulen, der Gewerbs- und der Kunstschulen, in denen anfänglich auch noch eine ungetrennte Vereinigung vorwaltet. – Aus der alten berühmten Werkstätte zu Argos,<note place="foot" n="1)">Thiersch, S. 157 ff.<lb/></note> an deren Spitze der mythische Epeios, der Verfertiger des kollossalen trojanischen Pferdes, stand und die mit dem Dienste und Tempel der Hera zusammenhing, sind gebildet durch den dortigen vorzüglichen Künstler Ageladas, die drei grössten Meister der zu ihrer Vollendung sich erhebenden griechischen Kunst hervorgegangen, Myron<note place="foot" n="2)">Thiersch, S. 212 ff.<lb/></note> aus Eleutherae, Phidias aus Athen und Polykletos<note place="foot" n="3)">Thiersch, S. 203 ff.</note> aus Argos. Hieraus ist abzunehmen, dass die sich auszeichnenden Kunstwerkstätten zugleich allgemein besuchte Bildungsschulen gewesen seien, wie auch solche Werkgtätten nur an den Orten aufblühten und sich erhielten, wo sich eine vielbesuchte Kultstatte, besonders mit Orakeln oder mit Spielen, befand, um an die frommen Besucher die Kultbilde, das hauptsächlichste Erzeugniss der damaligen Kunst und Künstler absetzen zu können. Bei den Griechen war ursprünglich und bis zur höchsten Entwickelung die Kunst Tempelkunst, wie die spätere germamsche Kirchenkunst; bei den Griechen und bei den Germanen war alle wahre Kunst eine heilige, eine dem Gottesdienste oder den Göttern geweihte. Die ältesten <hi rendition="#g">geschichtlichen</hi> Künstler aus Argos sind Eutelidas und Chrysothemis, welche um Olymp. 65 oder 529 v. Chr. die Bildsäule des olympischen Siegers Demaratos aus Heräa und die seines Sohnes Theopompos gossen. Das Epigramm darauf enthielt die Namen der beiden Künstler mit der Angabe, <hi rendition="#g">dass sie die Kunst von ihren Vorfahren erhalten haben</hi> (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> heisst es nach </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0118]
Arbeits- und Kunstschulen tragen ein priesterliches Gewand, bis im Laufe der Zeiten und bei vergrösserten Verhältnissen eine stets weitere Trennung und Sonderung und namentlich auch Verweltlichung erfolgt. Immerhin aber ist die Relligionsgeschichte, die Geschichte des Kultus und der Kultanstalten auch die Geschichte der Bildung und der Schulen, der Gewerbs- und der Kunstschulen, in denen anfänglich auch noch eine ungetrennte Vereinigung vorwaltet. – Aus der alten berühmten Werkstätte zu Argos, 1) an deren Spitze der mythische Epeios, der Verfertiger des kollossalen trojanischen Pferdes, stand und die mit dem Dienste und Tempel der Hera zusammenhing, sind gebildet durch den dortigen vorzüglichen Künstler Ageladas, die drei grössten Meister der zu ihrer Vollendung sich erhebenden griechischen Kunst hervorgegangen, Myron 2) aus Eleutherae, Phidias aus Athen und Polykletos 3) aus Argos. Hieraus ist abzunehmen, dass die sich auszeichnenden Kunstwerkstätten zugleich allgemein besuchte Bildungsschulen gewesen seien, wie auch solche Werkgtätten nur an den Orten aufblühten und sich erhielten, wo sich eine vielbesuchte Kultstatte, besonders mit Orakeln oder mit Spielen, befand, um an die frommen Besucher die Kultbilde, das hauptsächlichste Erzeugniss der damaligen Kunst und Künstler absetzen zu können. Bei den Griechen war ursprünglich und bis zur höchsten Entwickelung die Kunst Tempelkunst, wie die spätere germamsche Kirchenkunst; bei den Griechen und bei den Germanen war alle wahre Kunst eine heilige, eine dem Gottesdienste oder den Göttern geweihte. Die ältesten geschichtlichen Künstler aus Argos sind Eutelidas und Chrysothemis, welche um Olymp. 65 oder 529 v. Chr. die Bildsäule des olympischen Siegers Demaratos aus Heräa und die seines Sohnes Theopompos gossen. Das Epigramm darauf enthielt die Namen der beiden Künstler mit der Angabe, dass sie die Kunst von ihren Vorfahren erhalten haben (_ heisst es nach
1) Thiersch, S. 157 ff.
2) Thiersch, S. 212 ff.
3) Thiersch, S. 203 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |