Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Priestern entzogen werden, und zwar wesentlich aus zwei Ursachen; die Baukunst konnte nicht erlernt werden ohne die Arithmetik und Geometrie, ohne die mathematischen Hülfswissenschaften überhaupt, und mit diesen1) muss daher auch jene den Priestern vorbehalten gewesen sein; ferner griff der Tempelbau mit den Tempelsculpturen und Tempelmalereien in die innerste Religion ein und musste daher von der Priesterschaft nothwendig beaufsichtigt und geleitet werden. Eben so wurden die Fluss- und Canalbauten, die Tempel- und Palastbauten, die Pyramiden und Obelisken, die Felsengräber für die Könige und die herrschenden Kasten nothwendig von Staatswegen oder als öffentliche durch die Staatsbeamten ausgeführt, aber die ganze Staatsverwaltung war den Priestern anvertraut. Die Baumeister, die Baukünstler, Bildhauer und Maler, auch vielleicht Holzschnitzer wurden demnach in den Priesterschulen erzogen und geweiht, und die Priesterschulen, die Mysteriensitze waren zugleich Bauschulen, Bauhütten, wiewor dieselben theologische Seminare, Rechtsschulen, Aerzteschulen u. s. w. gewesen sind. Es darf die ägyptische Daukunst zu der ägyptischen Priesterschaft in dasselbe Verhältniss und dieselbe Verbindung gestellt werden, in welchen die Kirchenbaukunst zu den Klöstern und Bischofssitzen, zu den Aebten und Bischöfen stand, und die Oberpriester waren Obermeister der Baukunst, wie die Hauptbauhütten sich zu Theben und Memphis befunden haben mögen. Handelte es sich um die Ausführung von Bauten, zog natürlich dazu die bauleitende Priesterschaft die eigentlichen Handwerke, besonders der Maurer und Steinmetzen, ja gewiss nicht selten ganze grosse Volksmassen, selbst militärische Hülfe hinzu, wie aus den auf den Denkmalen vorhandenen Darstellungen und aus den durch Wilkinson besonders gegebenen Abbildungen entnommen werden kann.2) Die Aegypter sind die ersten und ältesten Architekten der Erde, weil, sobald sie zu bauen anfingen, sie in Stei- 1) Schnaase, Geschichte der bild. Künste, I. S. 300. 2) Vergl. auch Uhlemann, II. S. 115.
Priestern entzogen werden, und zwar wesentlich aus zwei Ursachen; die Baukunst konnte nicht erlernt werden ohne die Arithmetik und Geometrie, ohne die mathematischen Hülfswissenschaften überhaupt, und mit diesen1) muss daher auch jene den Priestern vorbehalten gewesen sein; ferner griff der Tempelbau mit den Tempelsculpturen und Tempelmalereien in die innerste Religion ein und musste daher von der Priesterschaft nothwendig beaufsichtigt und geleitet werden. Eben so wurden die Fluss- und Canalbauten, die Tempel- und Palastbauten, die Pyramiden und Obelisken, die Felsengräber für die Könige und die herrschenden Kasten nothwendig von Staatswegen oder als öffentliche durch die Staatsbeamten ausgeführt, aber die ganze Staatsverwaltung war den Priestern anvertraut. Die Baumeister, die Baukünstler, Bildhauer und Maler, auch vielleicht Holzschnitzer wurden demnach in den Priesterschulen erzogen und geweiht, und die Priesterschulen, die Mysteriensitze waren zugleich Bauschulen, Bauhütten, wiewor dieselben theologische Seminare, Rechtsschulen, Aerzteschulen u. s. w. gewesen sind. Es darf die ägyptische Daukunst zu der ägyptischen Priesterschaft in dasselbe Verhältniss und dieselbe Verbindung gestellt werden, in welchen die Kirchenbaukunst zu den Klöstern und Bischofssitzen, zu den Aebten und Bischöfen stand, und die Oberpriester waren Obermeister der Baukunst, wie die Hauptbauhütten sich zu Theben und Memphis befunden haben mögen. Handelte es sich um die Ausführung von Bauten, zog natürlich dazu die bauleitende Priesterschaft die eigentlichen Handwerke, besonders der Maurer und Steinmetzen, ja gewiss nicht selten ganze grosse Volksmassen, selbst militärische Hülfe hinzu, wie aus den auf den Denkmalen vorhandenen Darstellungen und aus den durch Wilkinson besonders gegebenen Abbildungen entnommen werden kann.2) Die Aegypter sind die ersten und ältesten Architekten der Erde, weil, sobald sie zu bauen anfingen, sie in Stei- 1) Schnaase, Geschichte der bild. Künste, I. S. 300. 2) Vergl. auch Uhlemann, II. S. 115.
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Priestern entzogen werden, und zwar wesentlich aus zwei Ursachen; die Baukunst konnte nicht erlernt werden ohne die Arithmetik und Geometrie, ohne die mathematischen Hülfswissenschaften überhaupt, und mit diesen 1) muss daher auch jene den Priestern vorbehalten gewesen sein; ferner griff der Tempelbau mit den Tempelsculpturen und Tempelmalereien in die innerste Religion ein und musste daher von der Priesterschaft nothwendig beaufsichtigt und geleitet werden. Eben so wurden die Fluss- und Canalbauten, die Tempel- und Palastbauten, die Pyramiden und Obelisken, die Felsengräber für die Könige und die herrschenden Kasten nothwendig von Staatswegen oder als öffentliche durch die Staatsbeamten ausgeführt, aber die ganze Staatsverwaltung war den Priestern anvertraut. Die Baumeister, die Baukünstler, Bildhauer und Maler, auch vielleicht Holzschnitzer wurden demnach in den Priesterschulen erzogen und geweiht, und die Priesterschulen, die Mysteriensitze waren zugleich Bauschulen, Bauhütten, wiewor dieselben theologische Seminare, Rechtsschulen, Aerzteschulen u. s. w. gewesen sind. Es darf die ägyptische Daukunst zu der ägyptischen Priesterschaft in dasselbe Verhältniss und dieselbe Verbindung gestellt werden, in welchen die Kirchenbaukunst zu den Klöstern und Bischofssitzen, zu den Aebten und Bischöfen stand, und die Oberpriester waren Obermeister der Baukunst, wie die Hauptbauhütten sich zu Theben und Memphis befunden haben mögen. Handelte es sich um die Ausführung von Bauten, zog natürlich dazu die bauleitende Priesterschaft die eigentlichen Handwerke, besonders der Maurer und Steinmetzen, ja gewiss nicht selten ganze grosse Volksmassen, selbst militärische Hülfe hinzu, wie aus den auf den Denkmalen vorhandenen Darstellungen und aus den durch Wilkinson besonders gegebenen Abbildungen entnommen werden kann. 2)
Die Aegypter sind die ersten und ältesten Architekten der Erde, weil, sobald sie zu bauen anfingen, sie in Stei-
1) Schnaase, Geschichte der bild. Künste, I. S. 300.
2) Vergl. auch Uhlemann, II. S. 115.
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