Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

selben mit den ihnen selbst eigenthümlichen Sitten, Gesetzen, Einrichtungen und Gebräuchen verschmelzen und zu einem neuen lebendigen Ganzen gestalten liessen: wurden sie zugleich die Vermitteler und Träger zwischen dem römischen und germanischen Wesen überhaupt, zwischen dem Alterthum und dem Mittelalter, zwischen dem Heidenthum und dem Christentbum. Die welt- und völkergeschichtliche Bestimmung und Wirksamkeit Galliens lässt sich mit derjenigen des byzantinischen Reiches nicht unpassend vergleichen, nur vermittelte das oströmische Reich mehr zwischen zwei Welttheilen, Europa und Asien, Gallien dagegen zwischen grossen Völkern, den Römern und Germanen, den römischen Christen und germanischen Heiden. Wenn in Gallien auch nicht wie in dem oströmischen Reiche die römische Herrschaft und Gesetzgebung ohne äussere Unterbrechung fortdauerte, erhielten sich doch in beiden gleichmässig die alte Sprache und alte Sitte, das Christenthum und die Kirche, manche alte Städte mit den wesentlichsten alten Einrichtungen, den Handwerken und Künsten, darunter vorzüglich die Baukunst. Man dürfte sagen, zunächst und besonders in Gallien, und sodann in allen römischen Provinzen, zumal im oberen Italien, nahmen die germanischen Völker die den Römern entfallende weltgeschichtliche Aufgabe und Herrschaft, die untergehende griechisch-römische, die klassische Zeit auf, um daraus eine neue Zeit, die christlich-germanische Zeit zu bilden. Die übernommene Aufgabe und weltgeschichtliche Neugestaltung, - die Bildung neuer Sprachen und Literaturen, Gewerbe und Künste, Staaten und Völker wurde von den germanischen Völkern aus den vormaligen westlichen und südlichen römischen Provinzen auf ihre rückwärts wohnenden Stammgenossen bis in den äussersten Norden fortgetragen, um überall eigenthümlich und selbstständig fortgebildet und fortgeführt zu werden.

Reol, Neumagen und Jvoy. Hiermit sind zugleich die Karten sowohl bei Kiepert, als z. B. bei Spruner, historisch-geographischer Schul-Atlas, Gotha 1856, Nr. 1, II und III, zusammenzuhalten. Solche einfache statistische Vergleichungen reden lauter und deutlicher als die weitesten und mühsamsten Ausführungen.

selben mit den ihnen selbst eigenthümlichen Sitten, Gesetzen, Einrichtungen und Gebräuchen verschmelzen und zu einem neuen lebendigen Ganzen gestalten liessen: wurden sie zugleich die Vermitteler und Träger zwischen dem römischen und germanischen Wesen überhaupt, zwischen dem Alterthum und dem Mittelalter, zwischen dem Heidenthum und dem Christentbum. Die welt- und völkergeschichtliche Bestimmung und Wirksamkeit Galliens lässt sich mit derjenigen des byzantinischen Reiches nicht unpassend vergleichen, nur vermittelte das oströmische Reich mehr zwischen zwei Welttheilen, Europa und Asien, Gallien dagegen zwischen grossen Völkern, den Römern und Germanen, den römischen Christen und germanischen Heiden. Wenn in Gallien auch nicht wie in dem oströmischen Reiche die römische Herrschaft und Gesetzgebung ohne äussere Unterbrechung fortdauerte, erhielten sich doch in beiden gleichmässig die alte Sprache und alte Sitte, das Christenthum und die Kirche, manche alte Städte mit den wesentlichsten alten Einrichtungen, den Handwerken und Künsten, darunter vorzüglich die Baukunst. Man dürfte sagen, zunächst und besonders in Gallien, und sodann in allen römischen Provinzen, zumal im oberen Italien, nahmen die germanischen Völker die den Römern entfallende weltgeschichtliche Aufgabe und Herrschaft, die untergehende griechisch-römische, die klassische Zeit auf, um daraus eine neue Zeit, die christlich-germanische Zeit zu bilden. Die übernommene Aufgabe und weltgeschichtliche Neugestaltung, – die Bildung neuer Sprachen und Literaturen, Gewerbe und Künste, Staaten und Völker wurde von den germanischen Völkern aus den vormaligen westlichen und südlichen römischen Provinzen auf ihre rückwärts wohnenden Stammgenossen bis in den äussersten Norden fortgetragen, um überall eigenthümlich und selbstständig fortgebildet und fortgeführt zu werden.

Reol, Neumagen und Jvoy. Hiermit sind zugleich die Karten sowohl bei Kiepert, als z. B. bei Spruner, historisch-geographischer Schul-Atlas, Gotha 1856, Nr. 1, II und III, zusammenzuhalten. Solche einfache statistische Vergleichungen reden lauter und deutlicher als die weitesten und mühsamsten Ausführungen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="268"/>
selben mit den ihnen selbst eigenthümlichen Sitten, Gesetzen, Einrichtungen und Gebräuchen verschmelzen und zu einem neuen lebendigen Ganzen gestalten liessen: wurden sie zugleich die Vermitteler und Träger zwischen dem römischen und germanischen Wesen überhaupt, zwischen dem Alterthum und dem Mittelalter, zwischen dem Heidenthum und dem Christentbum. Die welt- und völkergeschichtliche Bestimmung und Wirksamkeit Galliens lässt sich mit derjenigen des byzantinischen Reiches nicht unpassend vergleichen, nur vermittelte das oströmische Reich mehr zwischen zwei Welttheilen, Europa und Asien, Gallien dagegen zwischen grossen Völkern, den Römern und Germanen, den römischen Christen und germanischen Heiden. Wenn in Gallien auch nicht wie in dem oströmischen Reiche die römische Herrschaft und Gesetzgebung ohne äussere Unterbrechung fortdauerte, erhielten sich doch in beiden gleichmässig die alte Sprache und alte Sitte, das Christenthum und die Kirche, manche alte Städte mit den wesentlichsten alten Einrichtungen, den Handwerken und Künsten, darunter vorzüglich die Baukunst. Man dürfte sagen, zunächst und besonders in Gallien, und sodann in allen römischen Provinzen, zumal im oberen Italien, nahmen die germanischen Völker die den Römern entfallende weltgeschichtliche Aufgabe und Herrschaft, die untergehende griechisch-römische, die klassische Zeit auf, um daraus eine neue Zeit, die christlich-germanische Zeit zu bilden. Die übernommene Aufgabe und weltgeschichtliche Neugestaltung, &#x2013; die Bildung neuer Sprachen und Literaturen, Gewerbe und Künste, Staaten und Völker wurde von den germanischen Völkern aus den vormaligen westlichen und südlichen römischen Provinzen auf ihre rückwärts wohnenden Stammgenossen bis in den äussersten Norden fortgetragen, um überall eigenthümlich und selbstständig fortgebildet und fortgeführt zu werden.
 </p>
        <note xml:id="ID02" prev="#ID01" place="foot" n="1)">Reol, Neumagen und Jvoy. Hiermit sind zugleich die Karten sowohl bei Kiepert, als z. B. bei Spruner, historisch-geographischer Schul-Atlas, Gotha 1856, Nr. 1, II und III, zusammenzuhalten. Solche einfache statistische Vergleichungen reden lauter und deutlicher als die weitesten und mühsamsten Ausführungen.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0288] selben mit den ihnen selbst eigenthümlichen Sitten, Gesetzen, Einrichtungen und Gebräuchen verschmelzen und zu einem neuen lebendigen Ganzen gestalten liessen: wurden sie zugleich die Vermitteler und Träger zwischen dem römischen und germanischen Wesen überhaupt, zwischen dem Alterthum und dem Mittelalter, zwischen dem Heidenthum und dem Christentbum. Die welt- und völkergeschichtliche Bestimmung und Wirksamkeit Galliens lässt sich mit derjenigen des byzantinischen Reiches nicht unpassend vergleichen, nur vermittelte das oströmische Reich mehr zwischen zwei Welttheilen, Europa und Asien, Gallien dagegen zwischen grossen Völkern, den Römern und Germanen, den römischen Christen und germanischen Heiden. Wenn in Gallien auch nicht wie in dem oströmischen Reiche die römische Herrschaft und Gesetzgebung ohne äussere Unterbrechung fortdauerte, erhielten sich doch in beiden gleichmässig die alte Sprache und alte Sitte, das Christenthum und die Kirche, manche alte Städte mit den wesentlichsten alten Einrichtungen, den Handwerken und Künsten, darunter vorzüglich die Baukunst. Man dürfte sagen, zunächst und besonders in Gallien, und sodann in allen römischen Provinzen, zumal im oberen Italien, nahmen die germanischen Völker die den Römern entfallende weltgeschichtliche Aufgabe und Herrschaft, die untergehende griechisch-römische, die klassische Zeit auf, um daraus eine neue Zeit, die christlich-germanische Zeit zu bilden. Die übernommene Aufgabe und weltgeschichtliche Neugestaltung, – die Bildung neuer Sprachen und Literaturen, Gewerbe und Künste, Staaten und Völker wurde von den germanischen Völkern aus den vormaligen westlichen und südlichen römischen Provinzen auf ihre rückwärts wohnenden Stammgenossen bis in den äussersten Norden fortgetragen, um überall eigenthümlich und selbstständig fortgebildet und fortgeführt zu werden. 1) 1) Reol, Neumagen und Jvoy. Hiermit sind zugleich die Karten sowohl bei Kiepert, als z. B. bei Spruner, historisch-geographischer Schul-Atlas, Gotha 1856, Nr. 1, II und III, zusammenzuhalten. Solche einfache statistische Vergleichungen reden lauter und deutlicher als die weitesten und mühsamsten Ausführungen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/288
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/288>, abgerufen am 22.11.2024.