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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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an. Allein es wird bestritten, dass die Pelasger (Karer und Kreter) Phönicier oder Semiten gewesen seien und Bunsen (Va. S. 250), Peter, S. 3, Schoemann, griech. Alterthümerl I. (1. Ausgabe), S. 2 ff., - Beck, Geschichte der Griechen und Römer, Hannover 1858, §. 26, - Hermann (griech. Staatsalterthümer, §. 8) und Andere erklären die Pelasger für Indogermanen; ebenso ist zweifelhaft, ob und wann von Aegypten her nach Griechenland grössere Völkerzüge eingewandert seien. In einem in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Jahr 1861 gehaltenen Vortrage (Monatsberichte 1861, S. 704 ff.) hat sich dagegen Kiepert in Uebereinstimmung mit Röth für den semitischen Ursprung der vorzüglich an den Ost- und Nordküsten und in den Ebenen von Griechenland niedergelassenen Pelasger erklärt und dafür besonders auch angeführt, dass fast alle Eigennamen im alten Griechenland, auch der der Leleger, nur aus dem Semitischen und Phönicischen erklärlich seien.

4) Durch die Zeit seines Eintrittes in die Geschichte und durch den ihm zugefallenen Wohnplatz auf den Inseln und Küsten des Mittelmeeres war dem pelasgisch-hellenischen Volke die weltgeschichtliche Aufgabe gesetzt, die Einflüsse und Bildungen der Aegypter, der Phönicier und der kleinasiatischen Völker bei sich in einen gemeinschaftlichen Brennpunkt zusammenzuleiten, das Orientalische zu dem Griechischen und Occidentalischen, zum schönen und freien Menschlichen in Kunst und Wissenschaft zu gestalten und durch die Etrusker und Römer der christlich-europäischen Nachwelt zu überliefern. Die Vorläufer der Griechen auf dem vermittelnden Wege zwischen Asien und Europa waren die Phönicier, bis dieselben die Griechen zum grösseren Theile von dem Mittelmeere verdrängten und selbst die Waaren und die Bildung aus Asien, aus Aegypten holten. Aus ihrer weltgeschichtlichen Aufgabe und Stellung gingen auch die Kämpfe der Griechen mit den Persern hervor, die in ihrem tieferen Grunde ein Kampf zwischen den orientalischen und occidentalischen, asiatischen und europäischen Wesen oder zwischen der Gewalt und der Freiheit sind; das Griechenthum siegte ob, und der Sieger hatte damit seine höhere Aufgabe gelöset, weshalb

an. Allein es wird bestritten, dass die Pelasger (Karer und Kreter) Phönicier oder Semiten gewesen seien und Bunsen (Va. S. 250), Peter, S. 3, Schoemann, griech. Alterthümerl I. (1. Ausgabe), S. 2 ff., – Beck, Geschichte der Griechen und Römer, Hannover 1858, §. 26, – Hermann (griech. Staatsalterthümer, §. 8) und Andere erklären die Pelasger für Indogermanen; ebenso ist zweifelhaft, ob und wann von Aegypten her nach Griechenland grössere Völkerzüge eingewandert seien. In einem in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Jahr 1861 gehaltenen Vortrage (Monatsberichte 1861, S. 704 ff.) hat sich dagegen Kiepert in Uebereinstimmung mit Röth für den semitischen Ursprung der vorzüglich an den Ost- und Nordküsten und in den Ebenen von Griechenland niedergelassenen Pelasger erklärt und dafür besonders auch angeführt, dass fast alle Eigennamen im alten Griechenland, auch der der Leleger, nur aus dem Semitischen und Phönicischen erklärlich seien.

4) Durch die Zeit seines Eintrittes in die Geschichte und durch den ihm zugefallenen Wohnplatz auf den Inseln und Küsten des Mittelmeeres war dem pelasgisch-hellenischen Volke die weltgeschichtliche Aufgabe gesetzt, die Einflüsse und Bildungen der Aegypter, der Phönicier und der kleinasiatischen Völker bei sich in einen gemeinschaftlichen Brennpunkt zusammenzuleiten, das Orientalische zu dem Griechischen und Occidentalischen, zum schönen und freien Menschlichen in Kunst und Wissenschaft zu gestalten und durch die Etrusker und Römer der christlich-europäischen Nachwelt zu überliefern. Die Vorläufer der Griechen auf dem vermittelnden Wege zwischen Asien und Europa waren die Phönicier, bis dieselben die Griechen zum grösseren Theile von dem Mittelmeere verdrängten und selbst die Waaren und die Bildung aus Asien, aus Aegypten holten. Aus ihrer weltgeschichtlichen Aufgabe und Stellung gingen auch die Kämpfe der Griechen mit den Persern hervor, die in ihrem tieferen Grunde ein Kampf zwischen den orientalischen und occidentalischen, asiatischen und europäischen Wesen oder zwischen der Gewalt und der Freiheit sind; das Griechenthum siegte ob, und der Sieger hatte damit seine höhere Aufgabe gelöset, weshalb

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[12/0032] an. Allein es wird bestritten, dass die Pelasger (Karer und Kreter) Phönicier oder Semiten gewesen seien und Bunsen (Va. S. 250), Peter, S. 3, Schoemann, griech. Alterthümerl I. (1. Ausgabe), S. 2 ff., – Beck, Geschichte der Griechen und Römer, Hannover 1858, §. 26, – Hermann (griech. Staatsalterthümer, §. 8) und Andere erklären die Pelasger für Indogermanen; ebenso ist zweifelhaft, ob und wann von Aegypten her nach Griechenland grössere Völkerzüge eingewandert seien. In einem in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Jahr 1861 gehaltenen Vortrage (Monatsberichte 1861, S. 704 ff.) hat sich dagegen Kiepert in Uebereinstimmung mit Röth für den semitischen Ursprung der vorzüglich an den Ost- und Nordküsten und in den Ebenen von Griechenland niedergelassenen Pelasger erklärt und dafür besonders auch angeführt, dass fast alle Eigennamen im alten Griechenland, auch der der Leleger, nur aus dem Semitischen und Phönicischen erklärlich seien. 4) Durch die Zeit seines Eintrittes in die Geschichte und durch den ihm zugefallenen Wohnplatz auf den Inseln und Küsten des Mittelmeeres war dem pelasgisch-hellenischen Volke die weltgeschichtliche Aufgabe gesetzt, die Einflüsse und Bildungen der Aegypter, der Phönicier und der kleinasiatischen Völker bei sich in einen gemeinschaftlichen Brennpunkt zusammenzuleiten, das Orientalische zu dem Griechischen und Occidentalischen, zum schönen und freien Menschlichen in Kunst und Wissenschaft zu gestalten und durch die Etrusker und Römer der christlich-europäischen Nachwelt zu überliefern. Die Vorläufer der Griechen auf dem vermittelnden Wege zwischen Asien und Europa waren die Phönicier, bis dieselben die Griechen zum grösseren Theile von dem Mittelmeere verdrängten und selbst die Waaren und die Bildung aus Asien, aus Aegypten holten. Aus ihrer weltgeschichtlichen Aufgabe und Stellung gingen auch die Kämpfe der Griechen mit den Persern hervor, die in ihrem tieferen Grunde ein Kampf zwischen den orientalischen und occidentalischen, asiatischen und europäischen Wesen oder zwischen der Gewalt und der Freiheit sind; das Griechenthum siegte ob, und der Sieger hatte damit seine höhere Aufgabe gelöset, weshalb

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/32>, abgerufen am 23.11.2024.