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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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die geistige Nacht, das Räthsel der Räthsel löst auch Manei nicht, indem er nicht erklärt, warum Körper und Geist vereinigt wurden, wenn die Vereinigung doch nur Sünde und Tod und alles Leben die Trennung, die Besiegung ist; könnte nicht das individuelle, das begrenzte, das menschliche Leben durch die Mischung des Geistes mit der Erde bedingt sein? Wir sind endlich, um von dem Unendlichen verschieden zu sein. Die Anhänger des Manei zerfielen in zwei Klassen: in die Eingeweihten, Auserwählten, Wahrhaftigen, Siddeikaun, welche aller Sinnenlust entsagen und nur das Licht und Gott suchen wollen, - und die blossen Zuhörer, Samma aun, welche im Umgange mit den Eingeweihten sich möglichst dem Lichte und der Gottheit zu nähern suchen. Wir möchten in dieser Gliederung der manichäischen Secte1) eine Nachahmung des pythagoreischen Bundes erblicken, wobei, wie überall, die eigentliche Lehre und das priesterliche oder strenge Mysterienleben nur den Priestern, den Höchsteingeweihten, den sich selbst durch ihre Werke und Entsagungen Auserwählenden vorbehalten blieb. Die Manichäer theilten sich in Exoteriker und Esoteriker, welche letztern wieder ohne allen Zweifel verschiedene Grade und Weihen hatten. Dass die orientalischen, die arabischen Quellen nichts von einem Hinübergreifen des Manichäismus in indische Religionslehren berichten, kann nicht berechtigen, dieses mit Bauer und Ewald ganz auszuschliessen, weil es den orientalischen Geschichtsschreiber wohl als sich von selbst verstehend erschien, dass dem Orte wie der Zeit nach die Manichäer unter dem nothwendigen Einflusse des im Anfange des dritten Jahrhunderts in Asien so weit verbreiteten und in Indien noch blühenden Buddhismus und überhaupt der indischen Religion, des indischen Büsserlebens, der Yoga-Lehre standen. In dem parsischen Ursprungssitze der Manichäer an den westlichen Ufern des Tigris trafen die indischen Einflüsse von Süden und Osten her und die griechisch-ägyptischen von Westen her zusammen; griechische Bildung war gewiss auch noch aus den Zeiten der Seleucidenherrschaft vorhanden und die eigentliche Ge-

1) Vergl. darüber Flügel, S. 40; Stäudlin, II. S. 492.

die geistige Nacht, das Räthsel der Räthsel löst auch Mânî nicht, indem er nicht erklärt, warum Körper und Geist vereinigt wurden, wenn die Vereinigung doch nur Sünde und Tod und alles Leben die Trennung, die Besiegung ist; könnte nicht das individuelle, das begrenzte, das menschliche Leben durch die Mischung des Geistes mit der Erde bedingt sein? Wir sind endlich, um von dem Unendlichen verschieden zu sein. Die Anhänger des Mânî zerfielen in zwei Klassen: in die Eingeweihten, Auserwählten, Wahrhaftigen, Siddîkûn, welche aller Sinnenlust entsagen und nur das Licht und Gott suchen wollen, – und die blossen Zuhörer, Sammâ ûn, welche im Umgange mit den Eingeweihten sich möglichst dem Lichte und der Gottheit zu nähern suchen. Wir möchten in dieser Gliederung der manichäischen Secte1) eine Nachahmung des pythagoreischen Bundes erblicken, wobei, wie überall, die eigentliche Lehre und das priesterliche oder strenge Mysterienleben nur den Priestern, den Höchsteingeweihten, den sich selbst durch ihre Werke und Entsagungen Auserwählenden vorbehalten blieb. Die Manichäer theilten sich in Exoteriker und Esoteriker, welche letztern wieder ohne allen Zweifel verschiedene Grade und Weihen hatten. Dass die orientalischen, die arabischen Quellen nichts von einem Hinübergreifen des Manichäismus in indische Religionslehren berichten, kann nicht berechtigen, dieses mit Bauer und Ewald ganz auszuschliessen, weil es den orientalischen Geschichtsschreiber wohl als sich von selbst verstehend erschien, dass dem Orte wie der Zeit nach die Manichäer unter dem nothwendigen Einflusse des im Anfange des dritten Jahrhunderts in Asien so weit verbreiteten und in Indien noch blühenden Buddhismus und überhaupt der indischen Religion, des indischen Büsserlebens, der Yoga-Lehre standen. In dem parsischen Ursprungssitze der Manichäer an den westlichen Ufern des Tigris trafen die indischen Einflüsse von Süden und Osten her und die griechisch-ägyptischen von Westen her zusammen; griechische Bildung war gewiss auch noch aus den Zeiten der Seleucidenherrschaft vorhanden und die eigentliche Ge-

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[373/0393] die geistige Nacht, das Räthsel der Räthsel löst auch Mânî nicht, indem er nicht erklärt, warum Körper und Geist vereinigt wurden, wenn die Vereinigung doch nur Sünde und Tod und alles Leben die Trennung, die Besiegung ist; könnte nicht das individuelle, das begrenzte, das menschliche Leben durch die Mischung des Geistes mit der Erde bedingt sein? Wir sind endlich, um von dem Unendlichen verschieden zu sein. Die Anhänger des Mânî zerfielen in zwei Klassen: in die Eingeweihten, Auserwählten, Wahrhaftigen, Siddîkûn, welche aller Sinnenlust entsagen und nur das Licht und Gott suchen wollen, – und die blossen Zuhörer, Sammâ ûn, welche im Umgange mit den Eingeweihten sich möglichst dem Lichte und der Gottheit zu nähern suchen. Wir möchten in dieser Gliederung der manichäischen Secte 1) eine Nachahmung des pythagoreischen Bundes erblicken, wobei, wie überall, die eigentliche Lehre und das priesterliche oder strenge Mysterienleben nur den Priestern, den Höchsteingeweihten, den sich selbst durch ihre Werke und Entsagungen Auserwählenden vorbehalten blieb. Die Manichäer theilten sich in Exoteriker und Esoteriker, welche letztern wieder ohne allen Zweifel verschiedene Grade und Weihen hatten. Dass die orientalischen, die arabischen Quellen nichts von einem Hinübergreifen des Manichäismus in indische Religionslehren berichten, kann nicht berechtigen, dieses mit Bauer und Ewald ganz auszuschliessen, weil es den orientalischen Geschichtsschreiber wohl als sich von selbst verstehend erschien, dass dem Orte wie der Zeit nach die Manichäer unter dem nothwendigen Einflusse des im Anfange des dritten Jahrhunderts in Asien so weit verbreiteten und in Indien noch blühenden Buddhismus und überhaupt der indischen Religion, des indischen Büsserlebens, der Yoga-Lehre standen. In dem parsischen Ursprungssitze der Manichäer an den westlichen Ufern des Tigris trafen die indischen Einflüsse von Süden und Osten her und die griechisch-ägyptischen von Westen her zusammen; griechische Bildung war gewiss auch noch aus den Zeiten der Seleucidenherrschaft vorhanden und die eigentliche Ge- 1) Vergl. darüber Flügel, S. 40; Stäudlin, II. S. 492.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/393>, abgerufen am 23.11.2024.