Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

solche vorhanden war, möglicher Weise die manichäische gewesen sein. Die römischen Bauleute, welche so viel mit Syrien und dem Oriente verkehrten und namentlich zu Palmyra1) bauten, konnten leicht heimlich manichäische Lehren annehmen und als ihr heiliges Geheimniss weiter verbreiten, um so eher als die damals im römischen Reiche so verbreiteten Mithramysterien und die Mysterien des Manei den Parsismus, den parsischen Ursprung mit einander theilten. - Appollodoros, welcher unter Kaiser Trajan dessen Bauten leitete und den Hadrian wegen seines baulichen Tadelns hinrichten liess, war aus Damaskus.2) Unter den Seleuciden blühte zu Seleucia gewiss auch eine griechische Bauhütte und vermittelte die Verbindung zwischen dem Orient und Griechenland.3) N. Müller, Mithras, Wiesbaden 1833, S. 74 ff., welcher freilich ausserordentlieh an der damals herrschenden krankhaften Ansicht über die Abstammung aller Bildung und aller Mysterien aus Indien leidet, will die Freimaurerei von den Mithrasmysterien herleiten. Es darf wenigstens die wohlbegründete Vermuthung ausgesprochen werden, dass die maurerische dunkle Vorbereitungs- und Prüfungskammer eine Nachahmung oder ein Ueberrest des Mithrakultus sei, indem solche unterirdische Prüfungskammern aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Mithraeum oder Speläum zu Heddernheim im Herzogthum Nassau verbunden und vor demselben gelegen waren.4)

Unter dcn syrischen Schriften Manei's steht oben an das aus 18 Kapiteln, deren Ueberschriften im Fihrist aufgezählt werden, bestehende Buch von den Geheimnissen ([fremdsprachliches Material]). Der Inhalt oder die Ueberschrift des 4ten Kapitels wird also angegeben: "Von dem Sohne der armen Wittwe, was nach dem Sinne Manei's der gekreuzigte Messias ist, den die Juden kreuzigten." Nach dieser Stelle ging die Anklage Manei's gegen die lügneri-

1) Robertson, über die Kenntnisse der Alten von Indien, übersetzt von G. Forster, Berlin 1792, S. 48 ff.
2) Brunn, II. S. 340.
3) Winckelmann, Vl. S. 145 ff.
4) N. Müller, a. a. O., Vorrede, S. XIV.

solche vorhanden war, möglicher Weise die manichäische gewesen sein. Die römischen Bauleute, welche so viel mit Syrien und dem Oriente verkehrten und namentlich zu Palmyra1) bauten, konnten leicht heimlich manichäische Lehren annehmen und als ihr heiliges Geheimniss weiter verbreiten, um so eher als die damals im römischen Reiche so verbreiteten Mithramysterien und die Mysterien des Mânî den Parsismus, den parsischen Ursprung mit einander theilten. – Appollodoros, welcher unter Kaiser Trajan dessen Bauten leitete und den Hadrian wegen seines baulichen Tadelns hinrichten liess, war aus Damaskus.2) Unter den Seleuciden blühte zu Seleucia gewiss auch eine griechische Bauhütte und vermittelte die Verbindung zwischen dem Orient und Griechenland.3) N. Müller, Mithras, Wiesbaden 1833, S. 74 ff., welcher freilich ausserordentlieh an der damals herrschenden krankhaften Ansicht über die Abstammung aller Bildung und aller Mysterien aus Indien leidet, will die Freimaurerei von den Mithrasmysterien herleiten. Es darf wenigstens die wohlbegründete Vermuthung ausgesprochen werden, dass die maurerische dunkle Vorbereitungs- und Prüfungskammer eine Nachahmung oder ein Ueberrest des Mithrakultus sei, indem solche unterirdische Prüfungskammern aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Mithraeum oder Speläum zu Heddernheim im Herzogthum Nassau verbunden und vor demselben gelegen waren.4)

Unter dcn syrischen Schriften Mânî’s steht oben an das aus 18 Kapiteln, deren Ueberschriften im Fihrist aufgezählt werden, bestehende Buch von den Geheimnissen ([fremdsprachliches Material]). Der Inhalt oder die Ueberschrift des 4ten Kapitels wird also angegeben: „Von dem Sohne der armen Wittwe, was nach dem Sinne Mânî’s der gekreuzigte Messias ist, den die Juden kreuzigten.“ Nach dieser Stelle ging die Anklage Mânî’s gegen die lügneri-

1) Robertson, über die Kenntnisse der Alten von Indien, übersetzt von G. Forster, Berlin 1792, S. 48 ff.
2) Brunn, II. S. 340.
3) Winckelmann, Vl. S. 145 ff.
4) N. Müller, a. a. O., Vorrede, S. XIV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0410" n="390"/>
solche vorhanden war, möglicher Weise die manichäische gewesen sein. Die römischen Bauleute, welche so viel mit Syrien und dem Oriente verkehrten und namentlich zu Palmyra<note place="foot" n="1)">Robertson, über die Kenntnisse der Alten von Indien, übersetzt von G. Forster, Berlin 1792, S. 48 ff.<lb/></note> bauten, konnten leicht <hi rendition="#g">heimlich</hi> manichäische Lehren annehmen und als ihr heiliges Geheimniss weiter verbreiten, um so eher als die damals im römischen Reiche so verbreiteten Mithramysterien und die Mysterien des Mânî den Parsismus, den parsischen Ursprung mit einander theilten. &#x2013; Appollodoros, welcher unter Kaiser Trajan dessen Bauten leitete und den Hadrian wegen seines baulichen Tadelns hinrichten liess, war aus Damaskus.<note place="foot" n="2)">Brunn, II. S. 340.<lb/></note> Unter den Seleuciden blühte zu Seleucia gewiss auch eine griechische Bauhütte und vermittelte die Verbindung zwischen dem Orient und Griechenland.<note place="foot" n="3)">Winckelmann, Vl. S. 145 ff.<lb/></note> N. Müller, Mithras, Wiesbaden 1833, S. 74 ff., welcher freilich ausserordentlieh an der damals herrschenden krankhaften Ansicht über die Abstammung aller Bildung und aller Mysterien aus Indien leidet, will die Freimaurerei von den Mithrasmysterien herleiten. Es darf wenigstens die wohlbegründete Vermuthung ausgesprochen werden, dass die maurerische dunkle Vorbereitungs- und Prüfungskammer eine Nachahmung oder ein Ueberrest des Mithrakultus sei, indem solche unterirdische Prüfungskammern aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Mithraeum oder Speläum zu Heddernheim im Herzogthum Nassau verbunden und vor demselben gelegen waren.<note place="foot" n="4)">N. Müller, a. a. O., Vorrede, S. XIV.</note></p>
        <p>
 Unter dcn syrischen Schriften Mânî&#x2019;s steht oben an das aus 18 Kapiteln, deren Ueberschriften im Fihrist aufgezählt werden, bestehende Buch von den Geheimnissen (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>). Der Inhalt oder die Ueberschrift des 4ten Kapitels wird also angegeben: &#x201E;<hi rendition="#g">Von dem Sohne der armen Wittwe</hi>, was nach dem Sinne Mânî&#x2019;s der gekreuzigte Messias ist, den die Juden kreuzigten.&#x201C; Nach dieser Stelle ging die Anklage Mânî&#x2019;s gegen die lügneri-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0410] solche vorhanden war, möglicher Weise die manichäische gewesen sein. Die römischen Bauleute, welche so viel mit Syrien und dem Oriente verkehrten und namentlich zu Palmyra 1) bauten, konnten leicht heimlich manichäische Lehren annehmen und als ihr heiliges Geheimniss weiter verbreiten, um so eher als die damals im römischen Reiche so verbreiteten Mithramysterien und die Mysterien des Mânî den Parsismus, den parsischen Ursprung mit einander theilten. – Appollodoros, welcher unter Kaiser Trajan dessen Bauten leitete und den Hadrian wegen seines baulichen Tadelns hinrichten liess, war aus Damaskus. 2) Unter den Seleuciden blühte zu Seleucia gewiss auch eine griechische Bauhütte und vermittelte die Verbindung zwischen dem Orient und Griechenland. 3) N. Müller, Mithras, Wiesbaden 1833, S. 74 ff., welcher freilich ausserordentlieh an der damals herrschenden krankhaften Ansicht über die Abstammung aller Bildung und aller Mysterien aus Indien leidet, will die Freimaurerei von den Mithrasmysterien herleiten. Es darf wenigstens die wohlbegründete Vermuthung ausgesprochen werden, dass die maurerische dunkle Vorbereitungs- und Prüfungskammer eine Nachahmung oder ein Ueberrest des Mithrakultus sei, indem solche unterirdische Prüfungskammern aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Mithraeum oder Speläum zu Heddernheim im Herzogthum Nassau verbunden und vor demselben gelegen waren. 4) Unter dcn syrischen Schriften Mânî’s steht oben an das aus 18 Kapiteln, deren Ueberschriften im Fihrist aufgezählt werden, bestehende Buch von den Geheimnissen (_ ). Der Inhalt oder die Ueberschrift des 4ten Kapitels wird also angegeben: „Von dem Sohne der armen Wittwe, was nach dem Sinne Mânî’s der gekreuzigte Messias ist, den die Juden kreuzigten.“ Nach dieser Stelle ging die Anklage Mânî’s gegen die lügneri- 1) Robertson, über die Kenntnisse der Alten von Indien, übersetzt von G. Forster, Berlin 1792, S. 48 ff. 2) Brunn, II. S. 340. 3) Winckelmann, Vl. S. 145 ff. 4) N. Müller, a. a. O., Vorrede, S. XIV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/410
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/410>, abgerufen am 15.06.2024.