Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.glichen haben. Dädalos ist gleichsam der Herakles der Künstler, der Dädaliden. Funke bringt selbst mit der Schifffahrt den (phönicischen) Dädalos in Zusammenhang, indem er die Sage von dem Fluge des Dädalos und seines Sohnes Ikaros auf die Erfindung der Schiffssegel deutet. Ikaros, d. h. das ikarische Meer, der südöstliche Theil des ägeischen Meeres, und die gleichfalls nach ihm benannte kykladische Insel (lkaria) weisen auch nur auf die jenen Meertheil und jene Insel beschiffenden Phönicier hin. Uebrigens galt schon im Alterthume nach Plinius VII. 57 Dädalos als der Gründer des Seewesens, der Masten, der Segelstange und der Segel.1) Minos, mit welchem Dädalos sich vielfach berührt, wird von Bock als der Repräsensant der phönicischen Seeherrschaft betrachtet und ebenso von Schoemann. Dass Dädalos, welcher bei Romberg und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9 a, höchst ungeeignet um 1350 v. Chr. gesetzt wird, als der Begründer und Beschützer der Handwerker- und Künstlerinnungen erscheint, ist zugleich der sicherste Beweis, dass die griechischen Handwerker- und Künstlerinnungen phönicisch-ägyptischen Ursprungs seien, und die Orte oder Gegenden der Thaten des Dädalos sind die Orte oder Gegenden, wo die griechischen Gewerbe und Künste zuerst emporblühten und erstarkten. Die Dädaliden sind die Handwerker und Künstler und ihre Werke die dädalischen; die ältesten und ausgezeichnetsten Künstler aber sind gleich Dädalos, oder ein Dädalos ist ein solcher Künstler, so dass von drei Dädalos geredet werden konnte.2) Uebrigens will Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 110, nicht allein die dorische Säule, sondern auch die korinthischen Säulenknäufe aus Aegypten herleiten, indem zu den letztern die ägyptische Pflanzensäule,3) die ägyptische Säule mit dem Lotoskelche oder der Lotosknospe die erste Idee gegeben zu haben scheine. Wenigstens ist die Vermuthung von Uhlemann weit wahrscheinlicher als die sagenhafte Erzählung, welche Vitruv über das Entstehen der korinthi- 1) Thiersch, S. 18, Anm. 2) Thiersch, S. 49, Anm. 39. 3) Vergl. auch Lübke, S. 62.
glichen haben. Dädalos ist gleichsam der Herakles der Künstler, der Dädaliden. Funke bringt selbst mit der Schifffahrt den (phönicischen) Dädalos in Zusammenhang, indem er die Sage von dem Fluge des Dädalos und seines Sohnes Ikaros auf die Erfindung der Schiffssegel deutet. Ikaros, d. h. das ikarische Meer, der südöstliche Theil des ägeischen Meeres, und die gleichfalls nach ihm benannte kykladische Insel (lkaria) weisen auch nur auf die jenen Meertheil und jene Insel beschiffenden Phönicier hin. Uebrigens galt schon im Alterthume nach Plinius VII. 57 Dädalos als der Gründer des Seewesens, der Masten, der Segelstange und der Segel.1) Minos, mit welchem Dädalos sich vielfach berührt, wird von Bock als der Repräsensant der phönicischen Seeherrschaft betrachtet und ebenso von Schoemann. Dass Dädalos, welcher bei Romberg und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9 a, höchst ungeeignet um 1350 v. Chr. gesetzt wird, als der Begründer und Beschützer der Handwerker- und Künstlerinnungen erscheint, ist zugleich der sicherste Beweis, dass die griechischen Handwerker- und Künstlerinnungen phönicisch-ägyptischen Ursprungs seien, und die Orte oder Gegenden der Thaten des Dädalos sind die Orte oder Gegenden, wo die griechischen Gewerbe und Künste zuerst emporblühten und erstarkten. Die Dädaliden sind die Handwerker und Künstler und ihre Werke die dädalischen; die ältesten und ausgezeichnetsten Künstler aber sind gleich Dädalos, oder ein Dädalos ist ein solcher Künstler, so dass von drei Dädalos geredet werden konnte.2) Uebrigens will Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 110, nicht allein die dorische Säule, sondern auch die korinthischen Säulenknäufe aus Aegypten herleiten, indem zu den letztern die ägyptische Pflanzensäule,3) die ägyptische Säule mit dem Lotoskelche oder der Lotosknospe die erste Idee gegeben zu haben scheine. Wenigstens ist die Vermuthung von Uhlemann weit wahrscheinlicher als die sagenhafte Erzählung, welche Vitruv über das Entstehen der korinthi- 1) Thiersch, S. 18, Anm. 2) Thiersch, S. 49, Anm. 39. 3) Vergl. auch Lübke, S. 62.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="23"/> glichen haben. Dädalos ist gleichsam der Herakles der Künstler, der Dädaliden. Funke bringt selbst mit der Schifffahrt den (phönicischen) Dädalos in Zusammenhang, indem er die Sage von dem Fluge des Dädalos und seines Sohnes Ikaros auf die Erfindung der Schiffssegel deutet. Ikaros, d. h. das ikarische Meer, der südöstliche Theil des ägeischen Meeres, und die gleichfalls nach ihm benannte kykladische Insel (lkaria) weisen auch nur auf die jenen Meertheil und jene Insel beschiffenden Phönicier hin. Uebrigens galt schon im Alterthume nach Plinius VII. 57 Dädalos als der Gründer des Seewesens, der Masten, der Segelstange und der Segel.<note place="foot" n="1)">Thiersch, S. 18, Anm.<lb/></note> Minos, mit welchem Dädalos sich vielfach berührt, wird von Bock als der Repräsensant der phönicischen Seeherrschaft betrachtet und ebenso von Schoemann. Dass Dädalos, welcher bei Romberg und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9 a, höchst ungeeignet um 1350 v. Chr. gesetzt wird, als der Begründer und Beschützer der Handwerker- und Künstlerinnungen erscheint, ist zugleich der sicherste Beweis, dass die griechischen Handwerker- und Künstlerinnungen phönicisch-ägyptischen Ursprungs seien, und die Orte oder Gegenden der Thaten des Dädalos sind die Orte oder Gegenden, wo die griechischen Gewerbe und Künste zuerst emporblühten und erstarkten. Die Dädaliden sind die Handwerker und Künstler und ihre Werke die dädalischen; die ältesten und ausgezeichnetsten Künstler aber sind gleich Dädalos, oder ein Dädalos ist ein solcher Künstler, so dass von <hi rendition="#g">drei</hi> Dädalos geredet werden konnte.<note place="foot" n="2)">Thiersch, S. 49, Anm. 39.<lb/></note> Uebrigens will Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 110, nicht allein die dorische Säule, sondern auch die korinthischen Säulenknäufe aus Aegypten herleiten, indem zu den letztern die ägyptische Pflanzensäule,<note place="foot" n="3)">Vergl. auch Lübke, S. 62.</note> die ägyptische Säule mit dem Lotoskelche oder der Lotosknospe die erste Idee gegeben zu haben scheine. Wenigstens ist die Vermuthung von Uhlemann weit wahrscheinlicher als die sagenhafte Erzählung, welche Vitruv über das Entstehen der korinthi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0043]
glichen haben. Dädalos ist gleichsam der Herakles der Künstler, der Dädaliden. Funke bringt selbst mit der Schifffahrt den (phönicischen) Dädalos in Zusammenhang, indem er die Sage von dem Fluge des Dädalos und seines Sohnes Ikaros auf die Erfindung der Schiffssegel deutet. Ikaros, d. h. das ikarische Meer, der südöstliche Theil des ägeischen Meeres, und die gleichfalls nach ihm benannte kykladische Insel (lkaria) weisen auch nur auf die jenen Meertheil und jene Insel beschiffenden Phönicier hin. Uebrigens galt schon im Alterthume nach Plinius VII. 57 Dädalos als der Gründer des Seewesens, der Masten, der Segelstange und der Segel. 1) Minos, mit welchem Dädalos sich vielfach berührt, wird von Bock als der Repräsensant der phönicischen Seeherrschaft betrachtet und ebenso von Schoemann. Dass Dädalos, welcher bei Romberg und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9 a, höchst ungeeignet um 1350 v. Chr. gesetzt wird, als der Begründer und Beschützer der Handwerker- und Künstlerinnungen erscheint, ist zugleich der sicherste Beweis, dass die griechischen Handwerker- und Künstlerinnungen phönicisch-ägyptischen Ursprungs seien, und die Orte oder Gegenden der Thaten des Dädalos sind die Orte oder Gegenden, wo die griechischen Gewerbe und Künste zuerst emporblühten und erstarkten. Die Dädaliden sind die Handwerker und Künstler und ihre Werke die dädalischen; die ältesten und ausgezeichnetsten Künstler aber sind gleich Dädalos, oder ein Dädalos ist ein solcher Künstler, so dass von drei Dädalos geredet werden konnte. 2) Uebrigens will Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 110, nicht allein die dorische Säule, sondern auch die korinthischen Säulenknäufe aus Aegypten herleiten, indem zu den letztern die ägyptische Pflanzensäule, 3) die ägyptische Säule mit dem Lotoskelche oder der Lotosknospe die erste Idee gegeben zu haben scheine. Wenigstens ist die Vermuthung von Uhlemann weit wahrscheinlicher als die sagenhafte Erzählung, welche Vitruv über das Entstehen der korinthi-
1) Thiersch, S. 18, Anm.
2) Thiersch, S. 49, Anm. 39.
3) Vergl. auch Lübke, S. 62.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |