Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Macchiavelli Florenz; denn nirgends waren die grossen und kleineren Zünfte oder Aemter (arti maggiori und minori) so stark und genau verhunden, nirgends die Kaufmannschaft begüterter und angesehener als in dieser Stadt.1) Nachdem Florenz, wie Macchiavelli schreibt, die Gibellinen in so grosser Zahl aus seinen Mauern vertrieben hatte, dass Toskana und die Lombardei voll von ihnen waren, stellten die Guelfen und Die, welche in der Stadt blieben, im Kriege mit Arezzo, ein Jahr vor der Schlacht bei Campaldino, 1200 Gendarmen und 12000 Mann Fussvolk eigner Bürger in das Feld. Später im Kriege mit Philipp Visconti, Herzog von Mailand, als die Kraft des Kunstfleisses, nicht die eigenen Waffen - denn diese waren in jener Zeit vernichtet - zu erproben war, gaben die Florentiner in den 5 Jahren, die dieser Krieg dauerte, 5 Millionen Gulden aus, und nach beendigtem Kriege belagerten sie, missvergnügt über den Frieden, um die Macht ihrer Stadt besser zu beweisen, Lucca. Am Ende des 13ten Jahrh. zählte die Stadt Florenz 30000 und ihr Gebiet 70000 waffenfähige Bürger. Indessen sollen im 15ten und noch im 16ten Jahrh. auch in Lübeck 50 - 60000 wehrhafte Männer gewesen sein. In Nürnberg wurden zu den Zeiten von Conrad Celtes 4000 Kinder geboren und 52000 Bürger gezählt.2) - Florenz entstand als Stadt unter der römischen Herrschaft und wird in den Zeiten der ersten Kaiser zuerst von den Schriftstellern erwähnt.3) Florenz wurde sodann durch Totila, König der Ostgothen, zerstört, aber 250 Jahre später von Karl dem Grossen wieder auferbauet. Nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. + 1250), welcher als König von Neapel auch Florenz be- 1) Vergl. Macchiavelli, die florentinische Geschichte, übersetzt von Ziegler, Karlsruhe 1834, 8. VIII ff. (Bd. IV. der übersetzten sämmtlichen Werke); Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, V. S. 169 ff. 2) Meiners und Spitller, Gött. histor. Mag., VIII. S. 673, Anm. a. 3) Vergl. auch, was in dieser Hinsicht Benvenuto Cellini bei Göthe, Werke, XXIX. S. 5 ff., sagt, indem er die Gründung der Stadt Julius Caesar zuschreibt und ihren Namen theils von Florino von Cellina, theils von den blühenden Blumen ableitet.
Macchiavelli Florenz; denn nirgends waren die grossen und kleineren Zünfte oder Aemter (arti maggiori und minori) so stark und genau verhunden, nirgends die Kaufmannschaft begüterter und angesehener als in dieser Stadt.1) Nachdem Florenz, wie Macchiavelli schreibt, die Gibellinen in so grosser Zahl aus seinen Mauern vertrieben hatte, dass Toskana und die Lombardei voll von ihnen waren, stellten die Guelfen und Die, welche in der Stadt blieben, im Kriege mit Arezzo, ein Jahr vor der Schlacht bei Campaldino, 1200 Gendarmen und 12000 Mann Fussvolk eigner Bürger in das Feld. Später im Kriege mit Philipp Visconti, Herzog von Mailand, als die Kraft des Kunstfleisses, nicht die eigenen Waffen – denn diese waren in jener Zeit vernichtet – zu erproben war, gaben die Florentiner in den 5 Jahren, die dieser Krieg dauerte, 5 Millionen Gulden aus, und nach beendigtem Kriege belagerten sie, missvergnügt über den Frieden, um die Macht ihrer Stadt besser zu beweisen, Lucca. Am Ende des 13ten Jahrh. zählte die Stadt Florenz 30000 und ihr Gebiet 70000 waffenfähige Bürger. Indessen sollen im 15ten und noch im 16ten Jahrh. auch in Lübeck 50 – 60000 wehrhafte Männer gewesen sein. In Nürnberg wurden zu den Zeiten von Conrad Celtes 4000 Kinder geboren und 52000 Bürger gezählt.2) – Florenz entstand als Stadt unter der römischen Herrschaft und wird in den Zeiten der ersten Kaiser zuerst von den Schriftstellern erwähnt.3) Florenz wurde sodann durch Totila, König der Ostgothen, zerstört, aber 250 Jahre später von Karl dem Grossen wieder auferbauet. Nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. + 1250), welcher als König von Neapel auch Florenz be- 1) Vergl. Macchiavelli, die florentinische Geschichte, übersetzt von Ziegler, Karlsruhe 1834, 8. VIII ff. (Bd. IV. der übersetzten sämmtlichen Werke); Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, V. S. 169 ff. 2) Meiners und Spitller, Gött. histor. Mag., VIII. S. 673, Anm. a. 3) Vergl. auch, was in dieser Hinsicht Benvenuto Cellini bei Göthe, Werke, XXIX. S. 5 ff., sagt, indem er die Gründung der Stadt Julius Caesar zuschreibt und ihren Namen theils von Florino von Cellina, theils von den blühenden Blumen ableitet.
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Macchiavelli Florenz; denn nirgends waren die grossen und kleineren Zünfte oder Aemter (arti maggiori und minori) so stark und genau verhunden, nirgends die Kaufmannschaft begüterter und angesehener als in dieser Stadt. 1) Nachdem Florenz, wie Macchiavelli schreibt, die Gibellinen in so grosser Zahl aus seinen Mauern vertrieben hatte, dass Toskana und die Lombardei voll von ihnen waren, stellten die Guelfen und Die, welche in der Stadt blieben, im Kriege mit Arezzo, ein Jahr vor der Schlacht bei Campaldino, 1200 Gendarmen und 12000 Mann Fussvolk eigner Bürger in das Feld. Später im Kriege mit Philipp Visconti, Herzog von Mailand, als die Kraft des Kunstfleisses, nicht die eigenen Waffen – denn diese waren in jener Zeit vernichtet – zu erproben war, gaben die Florentiner in den 5 Jahren, die dieser Krieg dauerte, 5 Millionen Gulden aus, und nach beendigtem Kriege belagerten sie, missvergnügt über den Frieden, um die Macht ihrer Stadt besser zu beweisen, Lucca. Am Ende des 13ten Jahrh. zählte die Stadt Florenz 30000 und ihr Gebiet 70000 waffenfähige Bürger. Indessen sollen im 15ten und noch im 16ten Jahrh. auch in Lübeck 50 – 60000 wehrhafte Männer gewesen sein. In Nürnberg wurden zu den Zeiten von Conrad Celtes 4000 Kinder geboren und 52000 Bürger gezählt. 2) – Florenz entstand als Stadt unter der römischen Herrschaft und wird in den Zeiten der ersten Kaiser zuerst von den Schriftstellern erwähnt. 3) Florenz wurde sodann durch Totila, König der Ostgothen, zerstört, aber 250 Jahre später von Karl dem Grossen wieder auferbauet. Nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. + 1250), welcher als König von Neapel auch Florenz be-
1) Vergl. Macchiavelli, die florentinische Geschichte, übersetzt von Ziegler, Karlsruhe 1834, 8. VIII ff. (Bd. IV. der übersetzten sämmtlichen Werke); Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, V. S. 169 ff.
2) Meiners und Spitller, Gött. histor. Mag., VIII. S. 673, Anm. a.
3) Vergl. auch, was in dieser Hinsicht Benvenuto Cellini bei Göthe, Werke, XXIX. S. 5 ff., sagt, indem er die Gründung der Stadt Julius Caesar zuschreibt und ihren Namen theils von Florino von Cellina, theils von den blühenden Blumen ableitet.
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