Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

verbreiteten grundirrigen und längst, besonders durch Lassen und Weber vollständig widerlegten Ansichten über das hohe Alter der indischen Bildung und namentlich auch der indischen Grottenbauten, von welchen dann mit Creuzer und Andern die ägyptische und medisch-persische Bildung und Architektur (Grottenbaukunst) abgeleitet werden. Sogar die maurerischen Mythen über die Erbauung des salomonischen Tempels durch Maurerbrüder unter ihrem Obermeister Adoniram haben sich aus Baruel, hist. d. Zacobinisme, II. S. 282 ff., in die geschichtliche Darstellung von Klenze verirrt.1) Was Klenze über troglodytische Gebäude mystisch oder träumend vorbringt, ist auf seinen geschichtlichen Werth und Wahrheit mindestens in Indien zurückgebracht, wenn man die Grottenbauten als buddhistische und spätere brahmanische klösterliehe Bauten oder als Bauten des möglichst zurückgezogenen, sich und Gott allein betrachtenden, die Welt aber meidenden und selbst verachtenden Lebens betrachtet. Geschichtlich sind gewiss die mehrsten und die grössten indischen Grottenbauten gleichzeitig mit christlichen Klöstern. Unter Kyklopen, nach O. Müller und Hirt einäugige Grubenarbeiter oder Grubenwächter von dem Grubenlichte, welches sie an der Stirne trugen,2) versteht Klenze zwar kein Kyklopenvolk, aber doch den ältesten Verein architektonischer Techniker, d. h. von Troglodyten, welche als Kunst ausübende Begleiter den alten asiatischen Kolonieen zunächst nach Thrakien und sodann nach Sicilien, Kreta, Lykien und Griechenland folgten.3) Die Tyrrhener waren mehr Tagarbeiter, Arbeiter oder Techniker über der Erde, gleichfalls ein blosser grosser technischer Verein von Bauleuten; die Tyrrhener sind nach Klenze Thurmerbauer, Thürmer von [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material], Thurm; erst später ging der Name von dem Bauvereine auf das Volk über. Die kyklopischen oder aus irregulären Polygonen ohne Bindungsmittel zusammengesetzten Mauern, welche man über einen grossen Theil des süd-

1) Amalthea, III. S. 89.
2) Vergl. dagegen Symbolik, I. S. 423.
3) Amalthea, III. S. 101 ff.

verbreiteten grundirrigen und längst, besonders durch Lassen und Weber vollständig widerlegten Ansichten über das hohe Alter der indischen Bildung und namentlich auch der indischen Grottenbauten, von welchen dann mit Creuzer und Andern die ägyptische und medisch-persische Bildung und Architektur (Grottenbaukunst) abgeleitet werden. Sogar die maurerischen Mythen über die Erbauung des salomonischen Tempels durch Maurerbrüder unter ihrem Obermeister Adoniram haben sich aus Baruel, hist. d. Zacobinisme, II. S. 282 ff., in die geschichtliche Darstellung von Klenze verirrt.1) Was Klenze über troglodytische Gebäude mystisch oder träumend vorbringt, ist auf seinen geschichtlichen Werth und Wahrheit mindestens in Indien zurückgebracht, wenn man die Grottenbauten als buddhistische und spätere brahmanische klösterliehe Bauten oder als Bauten des möglichst zurückgezogenen, sich und Gott allein betrachtenden, die Welt aber meidenden und selbst verachtenden Lebens betrachtet. Geschichtlich sind gewiss die mehrsten und die grössten indischen Grottenbauten gleichzeitig mit christlichen Klöstern. Unter Kyklopen, nach O. Müller und Hirt einäugige Grubenarbeiter oder Grubenwächter von dem Grubenlichte, welches sie an der Stirne trugen,2) versteht Klenze zwar kein Kyklopenvolk, aber doch den ältesten Verein architektonischer Techniker, d. h. von Troglodyten, welche als Kunst ausübende Begleiter den alten asiatischen Kolonieen zunächst nach Thrakien und sodann nach Sicilien, Kreta, Lykien und Griechenland folgten.3) Die Tyrrhener waren mehr Tagarbeiter, Arbeiter oder Techniker über der Erde, gleichfalls ein blosser grosser technischer Verein von Bauleuten; die Tyrrhener sind nach Klenze Thurmerbauer, Thürmer von [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material], Thurm; erst später ging der Name von dem Bauvereine auf das Volk über. Die kyklopischen oder aus irregulären Polygonen ohne Bindungsmittel zusammengesetzten Mauern, welche man über einen grossen Theil des süd-

1) Amalthea, III. S. 89.
2) Vergl. dagegen Symbolik, I. S. 423.
3) Amalthea, III. S. 101 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0525" n="505"/>
verbreiteten grundirrigen und längst, besonders durch Lassen und Weber vollständig widerlegten Ansichten über das hohe Alter der indischen Bildung und namentlich auch der indischen Grottenbauten, von welchen dann mit Creuzer und Andern die ägyptische und medisch-persische Bildung und Architektur (Grottenbaukunst) abgeleitet werden. Sogar die maurerischen <hi rendition="#g">Mythen</hi> über die Erbauung des salomonischen Tempels durch Maurerbrüder unter ihrem Obermeister Adoniram haben sich aus Baruel, hist. d. Zacobinisme, II. S. 282 ff., in die <hi rendition="#g">geschichtliche</hi> Darstellung von Klenze verirrt.<note place="foot" n="1)">Amalthea, III. S. 89.<lb/></note> Was Klenze über troglodytische Gebäude mystisch oder träumend vorbringt, ist auf seinen geschichtlichen Werth und Wahrheit mindestens in Indien zurückgebracht, wenn man die Grottenbauten als buddhistische und spätere brahmanische klösterliehe Bauten oder als Bauten des möglichst zurückgezogenen, sich und Gott allein betrachtenden, die Welt aber meidenden und selbst verachtenden Lebens betrachtet. Geschichtlich sind gewiss die mehrsten und die grössten indischen Grottenbauten gleichzeitig mit christlichen Klöstern. Unter Kyklopen, nach O. Müller und Hirt einäugige Grubenarbeiter oder Grubenwächter von dem Grubenlichte, welches sie an der Stirne trugen,<note place="foot" n="2)">Vergl. dagegen Symbolik, I. S. 423.<lb/></note> versteht Klenze zwar kein Kyklopenvolk, aber doch den ältesten Verein architektonischer Techniker, d. h. von Troglodyten, welche als Kunst ausübende Begleiter den alten asiatischen Kolonieen zunächst nach Thrakien und sodann nach Sicilien, Kreta, Lykien und Griechenland folgten.<note place="foot" n="3)">Amalthea, III. S. 101 ff.</note> Die Tyrrhener waren mehr Tagarbeiter, Arbeiter oder Techniker über der Erde, gleichfalls ein blosser grosser technischer Verein von Bauleuten; die Tyrrhener sind nach Klenze Thurmerbauer, Thürmer von <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> oder <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, Thurm; erst später ging der Name von dem Bauvereine auf das Volk über. Die kyklopischen oder aus irregulären Polygonen ohne Bindungsmittel zusammengesetzten Mauern, welche man über einen grossen Theil des süd-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505/0525] verbreiteten grundirrigen und längst, besonders durch Lassen und Weber vollständig widerlegten Ansichten über das hohe Alter der indischen Bildung und namentlich auch der indischen Grottenbauten, von welchen dann mit Creuzer und Andern die ägyptische und medisch-persische Bildung und Architektur (Grottenbaukunst) abgeleitet werden. Sogar die maurerischen Mythen über die Erbauung des salomonischen Tempels durch Maurerbrüder unter ihrem Obermeister Adoniram haben sich aus Baruel, hist. d. Zacobinisme, II. S. 282 ff., in die geschichtliche Darstellung von Klenze verirrt. 1) Was Klenze über troglodytische Gebäude mystisch oder träumend vorbringt, ist auf seinen geschichtlichen Werth und Wahrheit mindestens in Indien zurückgebracht, wenn man die Grottenbauten als buddhistische und spätere brahmanische klösterliehe Bauten oder als Bauten des möglichst zurückgezogenen, sich und Gott allein betrachtenden, die Welt aber meidenden und selbst verachtenden Lebens betrachtet. Geschichtlich sind gewiss die mehrsten und die grössten indischen Grottenbauten gleichzeitig mit christlichen Klöstern. Unter Kyklopen, nach O. Müller und Hirt einäugige Grubenarbeiter oder Grubenwächter von dem Grubenlichte, welches sie an der Stirne trugen, 2) versteht Klenze zwar kein Kyklopenvolk, aber doch den ältesten Verein architektonischer Techniker, d. h. von Troglodyten, welche als Kunst ausübende Begleiter den alten asiatischen Kolonieen zunächst nach Thrakien und sodann nach Sicilien, Kreta, Lykien und Griechenland folgten. 3) Die Tyrrhener waren mehr Tagarbeiter, Arbeiter oder Techniker über der Erde, gleichfalls ein blosser grosser technischer Verein von Bauleuten; die Tyrrhener sind nach Klenze Thurmerbauer, Thürmer von _ oder _ , Thurm; erst später ging der Name von dem Bauvereine auf das Volk über. Die kyklopischen oder aus irregulären Polygonen ohne Bindungsmittel zusammengesetzten Mauern, welche man über einen grossen Theil des süd- 1) Amalthea, III. S. 89. 2) Vergl. dagegen Symbolik, I. S. 423. 3) Amalthea, III. S. 101 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/525
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/525>, abgerufen am 22.11.2024.