Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.und der heutigen Maurerlogen standen, hindeutend auf den jährlichen und täglichen Wechsel des Sonnenlebens, zugleich des dem Untergange entsprossenden Morgens, des aus dem Tode entkeimenden Lichtes und Lebens, worauf auch der nach der Brust des Stieres aufspringende Hund, nach Creuzer das Sinnbild der Todtenbestattung, und die zu den Füssen des Stieres auf dem Wahrsagebecher (wie Creuzer meint) des Mithras mit dem Kopfe liegende Schlange des Lebens oder Heils, d. h. wohl eher aus dem Lebensbecher trinkende Schlange weist.1) Das so oft erscheinende mithrische Stieropfer sollte die Unsterblichkeit des natürlichen und geistigen Lebens und Lichtes bezeichnen; die Unsterblichkeit des Natur- und Sonnenlebens verbürgte dem Glauben des Alterthums und nach ihm dem Glauben der mittelalterlichen Bauhütten die Unsterblichkeit des Seelenlebens, und der sterbende Frühlingswidder, das Osterlamm der Christen, gleicht dem sterbenden herbstlichen Osiris-Dionysos-Hiram und noch mehr dem Adonis-Atys-Hyakinthos. Um die maurerische Symbolik voll zu machen, schiessen auf den Nebenbildern des Mithrasdenkmales zu Neuenheim zwei tapfere Schützen ihre Pfeile gegen die dunklen, Sonne und Licht verhüllenden Wolken ab, d. h. bekämpfen mit dem siegreichen Pfeile und Schwerte des Lichtes die Finsterniss, das Böse und Dunkle in der natürlichen und sittlichen Welt, sind die milites oder Krieger Mithrae, - die Streiter, Degen und Helden Christi und des lebendigen und leuchtenden Gottes, des ewigen Lichtes und Gottes, - die ecclesia pugnans et victrix, - der Kampf und der Sieg, - Mars und Nike, der Sohn und die Tochter des blitzeschleudernden und allmächtigen Zeus, des Vermittlers und Freundes Mithras, des Sohnes und des göttlichen Vaters. Ferner wird durch den aus einem Baume hervorragenden und vor und bei dem Baume beschäftigten Menschen zu beiden Seiten auf einem Nebenbilde des Hauptbildes zu Neuenheim die Geburt des Menschen aus dem Baume (nach persischer Lehre) angedeutet, so wie das Heilsame der Pflege der 1) Vergl. oben S. 36.
und der heutigen Maurerlogen standen, hindeutend auf den jährlichen und täglichen Wechsel des Sonnenlebens, zugleich des dem Untergange entsprossenden Morgens, des aus dem Tode entkeimenden Lichtes und Lebens, worauf auch der nach der Brust des Stieres aufspringende Hund, nach Creuzer das Sinnbild der Todtenbestattung, und die zu den Füssen des Stieres auf dem Wahrsagebecher (wie Creuzer meint) des Mithras mit dem Kopfe liegende Schlange des Lebens oder Heils, d. h. wohl eher aus dem Lebensbecher trinkende Schlange weist.1) Das so oft erscheinende mithrische Stieropfer sollte die Unsterblichkeit des natürlichen und geistigen Lebens und Lichtes bezeichnen; die Unsterblichkeit des Natur- und Sonnenlebens verbürgte dem Glauben des Alterthums und nach ihm dem Glauben der mittelalterlichen Bauhütten die Unsterblichkeit des Seelenlebens, und der sterbende Frühlingswidder, das Osterlamm der Christen, gleicht dem sterbenden herbstlichen Osiris-Dionysos-Hiram und noch mehr dem Adonis-Atys-Hyakinthos. Um die maurerische Symbolik voll zu machen, schiessen auf den Nebenbildern des Mithrasdenkmales zu Neuenheim zwei tapfere Schützen ihre Pfeile gegen die dunklen, Sonne und Licht verhüllenden Wolken ab, d. h. bekämpfen mit dem siegreichen Pfeile und Schwerte des Lichtes die Finsterniss, das Böse und Dunkle in der natürlichen und sittlichen Welt, sind die milites oder Krieger Mithrae, – die Streiter, Degen und Helden Christi und des lebendigen und leuchtenden Gottes, des ewigen Lichtes und Gottes, – die ecclesia pugnans et victrix, – der Kampf und der Sieg, – Mars und Nike, der Sohn und die Tochter des blitzeschleudernden und allmächtigen Zeus, des Vermittlers und Freundes Mithras, des Sohnes und des göttlichen Vaters. Ferner wird durch den aus einem Baume hervorragenden und vor und bei dem Baume beschäftigten Menschen zu beiden Seiten auf einem Nebenbilde des Hauptbildes zu Neuenheim die Geburt des Menschen aus dem Baume (nach persischer Lehre) angedeutet, so wie das Heilsame der Pflege der 1) Vergl. oben S. 36.
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und der heutigen Maurerlogen standen, hindeutend auf den jährlichen und täglichen Wechsel des Sonnenlebens, zugleich des dem Untergange entsprossenden Morgens, des aus dem Tode entkeimenden Lichtes und Lebens, worauf auch der nach der Brust des Stieres aufspringende Hund, nach Creuzer das Sinnbild der Todtenbestattung, und die zu den Füssen des Stieres auf dem Wahrsagebecher (wie Creuzer meint) des Mithras mit dem Kopfe liegende Schlange des Lebens oder Heils, d. h. wohl eher aus dem Lebensbecher trinkende Schlange weist. 1) Das so oft erscheinende mithrische Stieropfer sollte die Unsterblichkeit des natürlichen und geistigen Lebens und Lichtes bezeichnen; die Unsterblichkeit des Natur- und Sonnenlebens verbürgte dem Glauben des Alterthums und nach ihm dem Glauben der mittelalterlichen Bauhütten die Unsterblichkeit des Seelenlebens, und der sterbende Frühlingswidder, das Osterlamm der Christen, gleicht dem sterbenden herbstlichen Osiris-Dionysos-Hiram und noch mehr dem Adonis-Atys-Hyakinthos. Um die maurerische Symbolik voll zu machen, schiessen auf den Nebenbildern des Mithrasdenkmales zu Neuenheim zwei tapfere Schützen ihre Pfeile gegen die dunklen, Sonne und Licht verhüllenden Wolken ab, d. h. bekämpfen mit dem siegreichen Pfeile und Schwerte des Lichtes die Finsterniss, das Böse und Dunkle in der natürlichen und sittlichen Welt, sind die milites oder Krieger Mithrae, – die Streiter, Degen und Helden Christi und des lebendigen und leuchtenden Gottes, des ewigen Lichtes und Gottes, – die ecclesia pugnans et victrix, – der Kampf und der Sieg, – Mars und Nike, der Sohn und die Tochter des blitzeschleudernden und allmächtigen Zeus, des Vermittlers und Freundes Mithras, des Sohnes und des göttlichen Vaters. Ferner wird durch den aus einem Baume hervorragenden und vor und bei dem Baume beschäftigten Menschen zu beiden Seiten auf einem Nebenbilde des Hauptbildes zu Neuenheim die Geburt des Menschen aus dem Baume (nach persischer Lehre) angedeutet, so wie das Heilsame der Pflege der
1) Vergl. oben S. 36.
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