Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Gildgesellen theilweise hervorgegangen, indem er den fremden besuchenden Bruder erst an Zeichen, Griff und Wort, gleichsam an dem christlichen Glaubensbekenntnisse, an den alten heidnischen Symbolen zu erkennen und dann die Pflichten der Gastfreundschaft gegen den als Bruder, als Gastfreund Erkannten zu üben hat.1) Im Vertrauen auf die brüderliche Gastlichkeit, auf die Brüder durften die Bauleute beruhigt in die weitesten Fernen ziehen und wer brüderlich zu begrüssen vermochte, war sicher, brüderlichst empfangen zu werden. Die Bauhütten des Mittelalters haben mit dem Ritterthume, mit den geistlichen Ritterorden die innigste Verwandtschaft, nicht insofern als seien die Bauhütten etwa aus dem Ritterorden und besonders aus dem Templerorden hervorgegangen, wovon nicht entfernt die Rede sein kann, wie oft es auch schon behauptet worden ist; wohl aber insofern, als in dem Ritterthume und in der Maurerei, in den Rittern und in den die Kelle und den Hammer Führenden gleich lebendig der höhere Gedanke der Menschheit lebte, - die Einen für die Menschheit stritten und die Andern für sie bauten, und beide unendlich wirksam waren in der Erweckung und Erhaltung des allgemeinen Menschensinnes und Menschengefühls. Die bretonische Poesie, die kymrischen Barden, zuletzt die Druiden und ihre Lehren haben an dem eigenthümlichen Aufkommen des Ritterthums und der Bauhütten, der spätern Freimaurerei gleich grossen oder denselben Antheil; selbst das von König Alfred gegen das Ende des 9ten Jahrh. aus dem Lateinischen in das Angelsächsische übersetzte Buch des unter dem ostgothischen König Theodorich hingerichteten Römers Boethius, de consolatione philosophiae, vom Troste der Philosophie, das einen ganz maurerischen und allgemein-religiösen Charakter hat, könnte daran Antheil haben2) und noch der Mönch Johannes Scotus Erigena, wenn er wirklich von König Alfred aus Frankreich vom Hofe und der Hochschule Karls des Kahlen nach England, nach Oxford berufen worden war, 1) Vergl. Rinck, I. S. 9. 2) Weiss, Gesch. Alfred's des Grossen, S. 271 ff.
Gildgesellen theilweise hervorgegangen, indem er den fremden besuchenden Bruder erst an Zeichen, Griff und Wort, gleichsam an dem christlichen Glaubensbekenntnisse, an den alten heidnischen Symbolen zu erkennen und dann die Pflichten der Gastfreundschaft gegen den als Bruder, als Gastfreund Erkannten zu üben hat.1) Im Vertrauen auf die brüderliche Gastlichkeit, auf die Brüder durften die Bauleute beruhigt in die weitesten Fernen ziehen und wer brüderlich zu begrüssen vermochte, war sicher, brüderlichst empfangen zu werden. Die Bauhütten des Mittelalters haben mit dem Ritterthume, mit den geistlichen Ritterorden die innigste Verwandtschaft, nicht insofern als seien die Bauhütten etwa aus dem Ritterorden und besonders aus dem Templerorden hervorgegangen, wovon nicht entfernt die Rede sein kann, wie oft es auch schon behauptet worden ist; wohl aber insofern, als in dem Ritterthume und in der Maurerei, in den Rittern und in den die Kelle und den Hammer Führenden gleich lebendig der höhere Gedanke der Menschheit lebte, – die Einen für die Menschheit stritten und die Andern für sie bauten, und beide unendlich wirksam waren in der Erweckung und Erhaltung des allgemeinen Menschensinnes und Menschengefühls. Die bretonische Poesie, die kymrischen Barden, zuletzt die Druiden und ihre Lehren haben an dem eigenthümlichen Aufkommen des Ritterthums und der Bauhütten, der spätern Freimaurerei gleich grossen oder denselben Antheil; selbst das von König Alfred gegen das Ende des 9ten Jahrh. aus dem Lateinischen in das Angelsächsische übersetzte Buch des unter dem ostgothischen König Theodorich hingerichteten Römers Boethius, de consolatione philosophiae, vom Troste der Philosophie, das einen ganz maurerischen und allgemein-religiösen Charakter hat, könnte daran Antheil haben2) und noch der Mönch Johannes Scotus Erigena, wenn er wirklich von König Alfred aus Frankreich vom Hofe und der Hochschule Karls des Kahlen nach England, nach Oxford berufen worden war, 1) Vergl. Rinck, I. S. 9. 2) Weiss, Gesch. Alfred’s des Grossen, S. 271 ff.
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Gildgesellen theilweise hervorgegangen, indem er den fremden besuchenden Bruder erst an Zeichen, Griff und Wort, gleichsam an dem christlichen Glaubensbekenntnisse, an den alten heidnischen Symbolen zu erkennen und dann die Pflichten der Gastfreundschaft gegen den als Bruder, als Gastfreund Erkannten zu üben hat. 1) Im Vertrauen auf die brüderliche Gastlichkeit, auf die Brüder durften die Bauleute beruhigt in die weitesten Fernen ziehen und wer brüderlich zu begrüssen vermochte, war sicher, brüderlichst empfangen zu werden. Die Bauhütten des Mittelalters haben mit dem Ritterthume, mit den geistlichen Ritterorden die innigste Verwandtschaft, nicht insofern als seien die Bauhütten etwa aus dem Ritterorden und besonders aus dem Templerorden hervorgegangen, wovon nicht entfernt die Rede sein kann, wie oft es auch schon behauptet worden ist; wohl aber insofern, als in dem Ritterthume und in der Maurerei, in den Rittern und in den die Kelle und den Hammer Führenden gleich lebendig der höhere Gedanke der Menschheit lebte, – die Einen für die Menschheit stritten und die Andern für sie bauten, und beide unendlich wirksam waren in der Erweckung und Erhaltung des allgemeinen Menschensinnes und Menschengefühls. Die bretonische Poesie, die kymrischen Barden, zuletzt die Druiden und ihre Lehren haben an dem eigenthümlichen Aufkommen des Ritterthums und der Bauhütten, der spätern Freimaurerei gleich grossen oder denselben Antheil; selbst das von König Alfred gegen das Ende des 9ten Jahrh. aus dem Lateinischen in das Angelsächsische übersetzte Buch des unter dem ostgothischen König Theodorich hingerichteten Römers Boethius, de consolatione philosophiae, vom Troste der Philosophie, das einen ganz maurerischen und allgemein-religiösen Charakter hat, könnte daran Antheil haben 2) und noch der Mönch Johannes Scotus Erigena, wenn er wirklich von König Alfred aus Frankreich vom Hofe und der Hochschule Karls des Kahlen nach England, nach Oxford berufen worden war,
1) Vergl. Rinck, I. S. 9.
2) Weiss, Gesch. Alfred’s des Grossen, S. 271 ff.
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