Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.stillstehendere und erstarrtere, schwerfälligere Gesetzgebung beginnt, ganz ebenso verhält es sich mit dem westphälischen (und sächsischen) Baustyle1) im Gegensatze zu dem rheinischen; die unmittelbaren rechtseitigen Lande des Oberrheins sind und waren aber der Lage und dem Volksstamme nach dem gallisch-römischen und französischen Wesen stets zugänglicher, woher die Uebereinstimmung zwischen der Strassburger und Freiburger Bauhütte und der französischen und badischen Gesetzgebung. Ebenso ist von sehr grosser Bedeutung die unmittelbare Völkerverbindung und Völkervermischung, welche selbst durch tägliche zahlreiche Verheirathungen und Auswanderungen von herüber und hinüber in solchen Grenzlanden stattfindet. Die Völker hängen sowohl in ihrer Aufeinanderfolge, wie in ihrer Gleichzeitigkeit zusammen, oder die Völker der Vergangenheit und der Gegenwart bilden allein die Menschheit in Zeit und Raum, die da war, da ist und da sein wird, weshalb eine jede wahrhaft geschichtliche oder menschliche Betrachtung eine universalhistorische, d. h. eine sich über alle Länder und alle Zeiten ausdehnende, eine umsich- und eine rückwärtsschauende sein muss, um eine einsichtige und vorsehende sein zu können; die Zukunft ist geöffnet, wenn die Gegenwart und Vergangenheit nicht verborgen ist. Das deutsche Ober- und Mittelrheinland sind zugleich das südliche in vollem Sinne des Wortes, wo zwar nicht die Citronen blühen, aber doch die Reben wachsen und daher feuriger das Blut in den Adern rollt und fröhlicher der Gesang ertönt. Im kälteren Norden fehlen die Reben, die Berge und die Steine, der poetische Frühling des Lebens und der Kunst; die natürlichen und künstlichen Südfrüchte werden dem Norden aus dem Süden zugeführt, wenn er nicht ganz darauf verzichtet. Die Geschichte der deutschen Baukunst, - der gothischen Baukunst in Deutschland, welchen Namen z. B. Schnaase, IV. 1. S. 122 Anm., vorzieht, ist auch die Geschichte der deutschen Bauhütten; die deutsche Baukunst und die deutschen Bauhütten entstehen, blühen 1) Vergl. Schnaase, VI. S. 272 ff.
stillstehendere und erstarrtere, schwerfälligere Gesetzgebung beginnt, ganz ebenso verhält es sich mit dem westphälischen (und sächsischen) Baustyle1) im Gegensatze zu dem rheinischen; die unmittelbaren rechtseitigen Lande des Oberrheins sind und waren aber der Lage und dem Volksstamme nach dem gallisch-römischen und französischen Wesen stets zugänglicher, woher die Uebereinstimmung zwischen der Strassburger und Freiburger Bauhütte und der französischen und badischen Gesetzgebung. Ebenso ist von sehr grosser Bedeutung die unmittelbare Völkerverbindung und Völkervermischung, welche selbst durch tägliche zahlreiche Verheirathungen und Auswanderungen von herüber und hinüber in solchen Grenzlanden stattfindet. Die Völker hängen sowohl in ihrer Aufeinanderfolge, wie in ihrer Gleichzeitigkeit zusammen, oder die Völker der Vergangenheit und der Gegenwart bilden allein die Menschheit in Zeit und Raum, die da war, da ist und da sein wird, weshalb eine jede wahrhaft geschichtliche oder menschliche Betrachtung eine universalhistorische, d. h. eine sich über alle Länder und alle Zeiten ausdehnende, eine umsich- und eine rückwärtsschauende sein muss, um eine einsichtige und vorsehende sein zu können; die Zukunft ist geöffnet, wenn die Gegenwart und Vergangenheit nicht verborgen ist. Das deutsche Ober- und Mittelrheinland sind zugleich das südliche in vollem Sinne des Wortes, wo zwar nicht die Citronen blühen, aber doch die Reben wachsen und daher feuriger das Blut in den Adern rollt und fröhlicher der Gesang ertönt. Im kälteren Norden fehlen die Reben, die Berge und die Steine, der poetische Frühling des Lebens und der Kunst; die natürlichen und künstlichen Südfrüchte werden dem Norden aus dem Süden zugeführt, wenn er nicht ganz darauf verzichtet. Die Geschichte der deutschen Baukunst, – der gothischen Baukunst in Deutschland, welchen Namen z. B. Schnaase, IV. 1. S. 122 Anm., vorzieht, ist auch die Geschichte der deutschen Bauhütten; die deutsche Baukunst und die deutschen Bauhütten entstehen, blühen 1) Vergl. Schnaase, VI. S. 272 ff.
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stillstehendere und erstarrtere, schwerfälligere Gesetzgebung beginnt, ganz ebenso verhält es sich mit dem westphälischen (und sächsischen) Baustyle 1) im Gegensatze zu dem rheinischen; die unmittelbaren rechtseitigen Lande des Oberrheins sind und waren aber der Lage und dem Volksstamme nach dem gallisch-römischen und französischen Wesen stets zugänglicher, woher die Uebereinstimmung zwischen der Strassburger und Freiburger Bauhütte und der französischen und badischen Gesetzgebung. Ebenso ist von sehr grosser Bedeutung die unmittelbare Völkerverbindung und Völkervermischung, welche selbst durch tägliche zahlreiche Verheirathungen und Auswanderungen von herüber und hinüber in solchen Grenzlanden stattfindet. Die Völker hängen sowohl in ihrer Aufeinanderfolge, wie in ihrer Gleichzeitigkeit zusammen, oder die Völker der Vergangenheit und der Gegenwart bilden allein die Menschheit in Zeit und Raum, die da war, da ist und da sein wird, weshalb eine jede wahrhaft geschichtliche oder menschliche Betrachtung eine universalhistorische, d. h. eine sich über alle Länder und alle Zeiten ausdehnende, eine umsich- und eine rückwärtsschauende sein muss, um eine einsichtige und vorsehende sein zu können; die Zukunft ist geöffnet, wenn die Gegenwart und Vergangenheit nicht verborgen ist. Das deutsche Ober- und Mittelrheinland sind zugleich das südliche in vollem Sinne des Wortes, wo zwar nicht die Citronen blühen, aber doch die Reben wachsen und daher feuriger das Blut in den Adern rollt und fröhlicher der Gesang ertönt. Im kälteren Norden fehlen die Reben, die Berge und die Steine, der poetische Frühling des Lebens und der Kunst; die natürlichen und künstlichen Südfrüchte werden dem Norden aus dem Süden zugeführt, wenn er nicht ganz darauf verzichtet.
Die Geschichte der deutschen Baukunst, – der gothischen Baukunst in Deutschland, welchen Namen z. B. Schnaase, IV. 1. S. 122 Anm., vorzieht, ist auch die Geschichte der deutschen Bauhütten; die deutsche Baukunst und die deutschen Bauhütten entstehen, blühen
1) Vergl. Schnaase, VI. S. 272 ff.
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