Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.hütten, über welche man mit wichtigthuender Geheimnisskrämerei so viel mystisch Ungereimtes verbreitet hat." Die bürgerlichen und städtischen Handwerker und Steinwerkskünstler, Baumeister, denen ihr Handwerk und ihre Kunst die ausschliessliche Lebensbeschäftigung war und die zugleich durch stets neue Bauunternehmungen fortgebildet wurden, mussten die geistlichen Handwerker und Künstler, denen Handwerk und Kunst doch nur eines ihrer vielen und täglichen frommen Werke war und sein durfte, bald an Geschicklichkeit und Brauchbarkeit weit hinter sich zurücklassen, so dass umgekehrt die Geistlichen jetzt durch die Laien bauen liessen oder doch bauen lassen konnten.1) Der Magister Johannes z. B., welcher im J. 1343 den Neubau des Chores in der Kirche des Cistercienserklosters Zwetl im Erzherzogthum Oesterreich begann, scheint ein Laie gewesen zu sein.2) Das schöne gothische Thürmchen der Cistercienserabtei zu Bebenhausen in Schwaben baute der Laienbruder Georg von Salmansweiler in den J. 1407 - 1409.3) Die Benedictinermönche zu Einsiedlen liessen um das J. 1500 durch den Baumeister Hans Lünd oder auch Lund von Schwyz, wohl in der Bauhütte zu Zürich gebildet, bauen und die Anfertigung der Altartafel im Chor der Klosterkirche wurde im J. 1514 zwei Bildhauern aus Schaffhausen verdungen.4) Dagegen vermochten in der Abtei Notre-Dame des Dunes in Flandern sechs aufeinanderfolgende Aebte von 1221 bis 1263 den Bau selbst zu führen und ihn, obgleich sie zuweilen 400 Personen brauchten, blos mit Hülfe ihrer Mönche, Laienbrüder und Dienstleute zu vollenden.5) In Preussen gingen fast alle grossen Bauten vom deutschen Orden aus oder wurden von Baumeistern geleitet, die ihm eng angehörten oder unter ihm ihre Schule gemacht hatten. Indessen wurden zuweilen in einzelnen Fällen 1) Schnaase, V. S. 155. 2) Schnaase, VI. S. 323. 3) Schnaase, VI. S. 257. 4) Mohr, Regesten (des Klosters Einsiedlen), I. S. 84, Nr. 1115 und 1198, vergl. mit den Regesten von Pfävers. S. 103, Nr. 856. 5) Schnaase, V. S. 149.
hütten, über welche man mit wichtigthuender Geheimnisskrämerei so viel mystisch Ungereimtes verbreitet hat.“ Die bürgerlichen und städtischen Handwerker und Steinwerkskünstler, Baumeister, denen ihr Handwerk und ihre Kunst die ausschliessliche Lebensbeschäftigung war und die zugleich durch stets neue Bauunternehmungen fortgebildet wurden, mussten die geistlichen Handwerker und Künstler, denen Handwerk und Kunst doch nur eines ihrer vielen und täglichen frommen Werke war und sein durfte, bald an Geschicklichkeit und Brauchbarkeit weit hinter sich zurücklassen, so dass umgekehrt die Geistlichen jetzt durch die Laien bauen liessen oder doch bauen lassen konnten.1) Der Magister Johannes z. B., welcher im J. 1343 den Neubau des Chores in der Kirche des Cistercienserklosters Zwetl im Erzherzogthum Oesterreich begann, scheint ein Laie gewesen zu sein.2) Das schöne gothische Thürmchen der Cistercienserabtei zu Bebenhausen in Schwaben baute der Laienbruder Georg von Salmansweiler in den J. 1407 – 1409.3) Die Benedictinermönche zu Einsiedlen liessen um das J. 1500 durch den Baumeister Hans Lünd oder auch Lund von Schwyz, wohl in der Bauhütte zu Zürich gebildet, bauen und die Anfertigung der Altartafel im Chor der Klosterkirche wurde im J. 1514 zwei Bildhauern aus Schaffhausen verdungen.4) Dagegen vermochten in der Abtei Notre-Dame des Dunes in Flandern sechs aufeinanderfolgende Aebte von 1221 bis 1263 den Bau selbst zu führen und ihn, obgleich sie zuweilen 400 Personen brauchten, blos mit Hülfe ihrer Mönche, Laienbrüder und Dienstleute zu vollenden.5) In Preussen gingen fast alle grossen Bauten vom deutschen Orden aus oder wurden von Baumeistern geleitet, die ihm eng angehörten oder unter ihm ihre Schule gemacht hatten. Indessen wurden zuweilen in einzelnen Fällen 1) Schnaase, V. S. 155. 2) Schnaase, VI. S. 323. 3) Schnaase, VI. S. 257. 4) Mohr, Regesten (des Klosters Einsiedlen), I. S. 84, Nr. 1115 und 1198, vergl. mit den Regesten von Pfävers. S. 103, Nr. 856. 5) Schnaase, V. S. 149.
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hütten, über welche man mit wichtigthuender Geheimnisskrämerei so viel mystisch Ungereimtes verbreitet hat.“
Die bürgerlichen und städtischen Handwerker und Steinwerkskünstler, Baumeister, denen ihr Handwerk und ihre Kunst die ausschliessliche Lebensbeschäftigung war und die zugleich durch stets neue Bauunternehmungen fortgebildet wurden, mussten die geistlichen Handwerker und Künstler, denen Handwerk und Kunst doch nur eines ihrer vielen und täglichen frommen Werke war und sein durfte, bald an Geschicklichkeit und Brauchbarkeit weit hinter sich zurücklassen, so dass umgekehrt die Geistlichen jetzt durch die Laien bauen liessen oder doch bauen lassen konnten. 1) Der Magister Johannes z. B., welcher im J. 1343 den Neubau des Chores in der Kirche des Cistercienserklosters Zwetl im Erzherzogthum Oesterreich begann, scheint ein Laie gewesen zu sein. 2) Das schöne gothische Thürmchen der Cistercienserabtei zu Bebenhausen in Schwaben baute der Laienbruder Georg von Salmansweiler in den J. 1407 – 1409. 3) Die Benedictinermönche zu Einsiedlen liessen um das J. 1500 durch den Baumeister Hans Lünd oder auch Lund von Schwyz, wohl in der Bauhütte zu Zürich gebildet, bauen und die Anfertigung der Altartafel im Chor der Klosterkirche wurde im J. 1514 zwei Bildhauern aus Schaffhausen verdungen. 4) Dagegen vermochten in der Abtei Notre-Dame des Dunes in Flandern sechs aufeinanderfolgende Aebte von 1221 bis 1263 den Bau selbst zu führen und ihn, obgleich sie zuweilen 400 Personen brauchten, blos mit Hülfe ihrer Mönche, Laienbrüder und Dienstleute zu vollenden. 5) In Preussen gingen fast alle grossen Bauten vom deutschen Orden aus oder wurden von Baumeistern geleitet, die ihm eng angehörten oder unter ihm ihre Schule gemacht hatten. Indessen wurden zuweilen in einzelnen Fällen
1) Schnaase, V. S. 155.
2) Schnaase, VI. S. 323.
3) Schnaase, VI. S. 257.
4) Mohr, Regesten (des Klosters Einsiedlen), I. S. 84, Nr. 1115 und 1198, vergl. mit den Regesten von Pfävers. S. 103, Nr. 856.
5) Schnaase, V. S. 149.
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