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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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was in den Ritualen des sog. altschottischen Systems z. B. noch keineswegs überall der Fall ist. Auf 15 Personen oder Choreuten waren in Attika die tragischen Chöre seit der Aufführung der Eumeniden des Aeschylos anstatt der, früher üblichen 50 beschränkt worden;1) dieser Chor stellte sich 3 Mann tief auf und mag oft aus den Stamm- und Zunftgenossen bestanden haben.2) Die Mythe von dem erschlagenen Meister findet sich übrigens auch in Mesopotamien, indem der Baumeister des Palastes Chawernak bei Hira zurn Dank oder Undank dafür von oben heruntergestürzt worden und dadurch das Wort Schabernak unsterblich gemacht haben soll.3) Die Hirammythe, wenn auch natürlich und begreiflich in verschiedener Gestaltung, wäre sonach von den Ufern des Rheins bis zu den Ufern des Euphrat verbreitet und ist zuletzt gewiss überall heimisch, wo man baute. Wenn die Kasia, der Hiram oder Zeus Kasios der Maurer nicht Aegypten entlehnt sind,4) stammen sie mit dem Adonis aus Syrien, von den Phöniciern; denn der Kasius war ein hoher heiliger Berg der Phönicier bei Seleucia oder auch Antiochia in Syrien,5) woher die ganze dortige Gegend Casiotis hiess. Eine der Schluchten in jener Richtung war der Lorbeerhain Daphne, jetzt der Flecken Brit-el-ma, einst ein üppiger Freudenort der Antiochener.6) Daphne, ägyptisch nach Braun Taphne, Gemahlin des Dichtergottes Mui, Phöbus, der in den griechischen Apollo übergegangen, ist bei den Griechen eine Nymphe. Diese Nymphe Daphne ist nur eine andere Gestalt und Personification gleich dem Hirten Daphnis des dem Apollo geheiligten Lorbeerbaumes, des dem Zeus heiligen wilden Zimmetbaumes, Kassienlorbeers (Laurus Cassia, Cassia). Funke, a. a. O., erklärt

1) Thiersch, Pindarus Werke, I. (Leipzig 1820) S. 106 und S. 107.
2) Thiersch, I. S. 126.
3) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 174.
4) Symbolik unter Kasia und Zeus Kasios.
5) Kiepert, historisch-geographischer Atlas der alten Welt, Weimar 1860, Nr. VI; Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 336 ff. und S. 512 oben.
6) Funke, Real-Schullexikon, unter Daphne.

was in den Ritualen des sog. altschottischen Systems z. B. noch keineswegs überall der Fall ist. Auf 15 Personen oder Choreuten waren in Attika die tragischen Chöre seit der Aufführung der Eumeniden des Aeschylos anstatt der, früher üblichen 50 beschränkt worden;1) dieser Chor stellte sich 3 Mann tief auf und mag oft aus den Stamm- und Zunftgenossen bestanden haben.2) Die Mythe von dem erschlagenen Meister findet sich übrigens auch in Mesopotamien, indem der Baumeister des Palastes Chawernak bei Hira zurn Dank oder Undank dafür von oben heruntergestürzt worden und dadurch das Wort Schabernak unsterblich gemacht haben soll.3) Die Hirammythe, wenn auch natürlich und begreiflich in verschiedener Gestaltung, wäre sonach von den Ufern des Rheins bis zu den Ufern des Euphrat verbreitet und ist zuletzt gewiss überall heimisch, wo man baute. Wenn die Kasia, der Hiram oder Zeus Kasios der Maurer nicht Aegypten entlehnt sind,4) stammen sie mit dem Adonis aus Syrien, von den Phöniciern; denn der Kasius war ein hoher heiliger Berg der Phönicier bei Seleucia oder auch Antiochia in Syrien,5) woher die ganze dortige Gegend Casiotis hiess. Eine der Schluchten in jener Richtung war der Lorbeerhain Daphne, jetzt der Flecken Brit-el-ma, einst ein üppiger Freudenort der Antiochener.6) Daphne, ägyptisch nach Braun Taphne, Gemahlin des Dichtergottes Mui, Phöbus, der in den griechischen Apollo übergegangen, ist bei den Griechen eine Nymphe. Diese Nymphe Daphne ist nur eine andere Gestalt und Personification gleich dem Hirten Daphnis des dem Apollo geheiligten Lorbeerbaumes, des dem Zeus heiligen wilden Zimmetbaumes, Kassienlorbeers (Laurus Cassia, Cassia). Funke, a. a. O., erklärt

1) Thiersch, Pindarus Werke, I. (Leipzig 1820) S. 106 und S. 107.
2) Thiersch, I. S. 126.
3) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 174.
4) Symbolik unter Kasia und Zeus Kasios.
5) Kiepert, historisch-geographischer Atlas der alten Welt, Weimar 1860, Nr. VI; Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 336 ff. und S. 512 oben.
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[653/0673] was in den Ritualen des sog. altschottischen Systems z. B. noch keineswegs überall der Fall ist. Auf 15 Personen oder Choreuten waren in Attika die tragischen Chöre seit der Aufführung der Eumeniden des Aeschylos anstatt der, früher üblichen 50 beschränkt worden; 1) dieser Chor stellte sich 3 Mann tief auf und mag oft aus den Stamm- und Zunftgenossen bestanden haben. 2) Die Mythe von dem erschlagenen Meister findet sich übrigens auch in Mesopotamien, indem der Baumeister des Palastes Chawernak bei Hira zurn Dank oder Undank dafür von oben heruntergestürzt worden und dadurch das Wort Schabernak unsterblich gemacht haben soll. 3) Die Hirammythe, wenn auch natürlich und begreiflich in verschiedener Gestaltung, wäre sonach von den Ufern des Rheins bis zu den Ufern des Euphrat verbreitet und ist zuletzt gewiss überall heimisch, wo man baute. Wenn die Kasia, der Hiram oder Zeus Kasios der Maurer nicht Aegypten entlehnt sind, 4) stammen sie mit dem Adonis aus Syrien, von den Phöniciern; denn der Kasius war ein hoher heiliger Berg der Phönicier bei Seleucia oder auch Antiochia in Syrien, 5) woher die ganze dortige Gegend Casiotis hiess. Eine der Schluchten in jener Richtung war der Lorbeerhain Daphne, jetzt der Flecken Brit-el-ma, einst ein üppiger Freudenort der Antiochener. 6) Daphne, ägyptisch nach Braun Taphne, Gemahlin des Dichtergottes Mui, Phöbus, der in den griechischen Apollo übergegangen, ist bei den Griechen eine Nymphe. Diese Nymphe Daphne ist nur eine andere Gestalt und Personification gleich dem Hirten Daphnis des dem Apollo geheiligten Lorbeerbaumes, des dem Zeus heiligen wilden Zimmetbaumes, Kassienlorbeers (Laurus Cassia, Cassia). Funke, a. a. O., erklärt 1) Thiersch, Pindarus Werke, I. (Leipzig 1820) S. 106 und S. 107. 2) Thiersch, I. S. 126. 3) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 174. 4) Symbolik unter Kasia und Zeus Kasios. 5) Kiepert, historisch-geographischer Atlas der alten Welt, Weimar 1860, Nr. VI; Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 336 ff. und S. 512 oben. 6) Funke, Real-Schullexikon, unter Daphne.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/673>, abgerufen am 23.06.2024.