Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

an Knochen, der ganz Finsterniss, unverwesliche Materie war, wurde beerdigt, in die Hölle geworfen. - Verschieden hiervon müssen die Beerdigungsgebräuche der blossen Zuhörer gewesen sein, weil nach dem manichäischen Glauben sie erst nach langen und vielfachen Wanderungen durch die Leiber von Menschen, Thieren und Pflanzen vollkommene Reinigung und durch diese die Rückkehr in die Lichtreiche fanden,1) - erst nach einem langen Zeitraum von Hin- und Herirren ihre (Licht-) Kleider anlegen durften. Die Sünder dagegen, über welche die Habgier und die Sinnenlust die Oberhand gewonnen hatte, mussten nach ihrem Tode unaufhörlich, von Peinigungen heimgesucht, in der Welt umherirren bis zu der Zeit, wo dieser Zustand aufhörte und sie mit der Welt in die Hölle geworfen wurden, also ganz zu sein aufhörten. Zu den Sündern in diesem Sinne rechneten die Manichäer alle Nichtmanichäer.2) Das neue Paradies, das neue Lichtreich, das christliche neue Jerusalem, in welchem nach dem Untergange der alten Welt durch den grossen allgemeinen Weltbrand die geretteten Lichtseelen, die Wahrhaftigen wohnen, scheinen nach dem Fihrist (Flügel, S. 102) die Manichäer den grossen Bau genannt zu haben und der maurerische grosse Baumeister aller Welten wäre sonach eigentlich der Baumeister des künftigen neuen Lichtreiches, des grossen Baues des ewigen Lichts. Dem neuen Paradies, obwohl dieses dunkel ist, mögen die Manichäer drei Thore von Süden, Osten und Westen her zugeschrieben haben, denn von diesen Seiten kommen nach dem Untergange der Welt der Urmensch, die Uridee des Menschen, und der Lebensgeist (die lebendigen Geister) und nehmen den grossen Bau wahr, welcher das neue Paradies ist, indem sie um die Hölle herumgehen und in dieselbe hinabschauen; von der nördlichen Seite naht kein Geist oder Lichtwesen, ohne Zweifel aus dem astronomischen Grunde, weil im Norden, im Wendekreise des Krebses, die Sonne untergeht, im Süden aber, im Wende-

1) Flügel, S. 348, Anm. 297.
2) Flügel, S. 349, Anm. 298.

an Knochen, der ganz Finsterniss, unverwesliche Materie war, wurde beerdigt, in die Hölle geworfen. – Verschieden hiervon müssen die Beerdigungsgebräuche der blossen Zuhörer gewesen sein, weil nach dem manichäischen Glauben sie erst nach langen und vielfachen Wanderungen durch die Leiber von Menschen, Thieren und Pflanzen vollkommene Reinigung und durch diese die Rückkehr in die Lichtreiche fanden,1) – erst nach einem langen Zeitraum von Hin- und Herirren ihre (Licht-) Kleider anlegen durften. Die Sünder dagegen, über welche die Habgier und die Sinnenlust die Oberhand gewonnen hatte, mussten nach ihrem Tode unaufhörlich, von Peinigungen heimgesucht, in der Welt umherirren bis zu der Zeit, wo dieser Zustand aufhörte und sie mit der Welt in die Hölle geworfen wurden, also ganz zu sein aufhörten. Zu den Sündern in diesem Sinne rechneten die Manichäer alle Nichtmanichäer.2) Das neue Paradies, das neue Lichtreich, das christliche neue Jerusalem, in welchem nach dem Untergange der alten Welt durch den grossen allgemeinen Weltbrand die geretteten Lichtseelen, die Wahrhaftigen wohnen, scheinen nach dem Fihrist (Flügel, S. 102) die Manichäer den grossen Bau genannt zu haben und der maurerische grosse Baumeister aller Welten wäre sonach eigentlich der Baumeister des künftigen neuen Lichtreiches, des grossen Baues des ewigen Lichts. Dem neuen Paradies, obwohl dieses dunkel ist, mögen die Manichäer drei Thore von Süden, Osten und Westen her zugeschrieben haben, denn von diesen Seiten kommen nach dem Untergange der Welt der Urmensch, die Uridee des Menschen, und der Lebensgeist (die lebendigen Geister) und nehmen den grossen Bau wahr, welcher das neue Paradies ist, indem sie um die Hölle herumgehen und in dieselbe hinabschauen; von der nördlichen Seite naht kein Geist oder Lichtwesen, ohne Zweifel aus dem astronomischen Grunde, weil im Norden, im Wendekreise des Krebses, die Sonne untergeht, im Süden aber, im Wende-

1) Flügel, S. 348, Anm. 297.
2) Flügel, S. 349, Anm. 298.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0683" n="663"/>
an Knochen, der ganz Finsterniss, unverwesliche Materie war, wurde beerdigt, in die Hölle geworfen. &#x2013; Verschieden hiervon müssen die Beerdigungsgebräuche der blossen Zuhörer gewesen sein, weil nach dem manichäischen Glauben sie erst nach langen und vielfachen Wanderungen durch die Leiber von Menschen, Thieren und Pflanzen vollkommene Reinigung und durch diese die Rückkehr in die Lichtreiche fanden,<note place="foot" n="1)">Flügel, S. 348, Anm. 297.<lb/></note> &#x2013; erst nach einem langen Zeitraum von Hin- und Herirren ihre (Licht-) Kleider anlegen durften. Die Sünder dagegen, über welche die Habgier und die Sinnenlust die Oberhand gewonnen hatte, mussten nach ihrem Tode unaufhörlich, von Peinigungen heimgesucht, in der Welt umherirren bis zu der Zeit, wo dieser Zustand aufhörte und sie mit der Welt in die Hölle geworfen wurden, also ganz zu sein aufhörten. Zu den Sündern in diesem Sinne rechneten die Manichäer alle Nichtmanichäer.<note place="foot" n="2)">Flügel, S. 349, Anm. 298.</note> Das neue Paradies, das neue Lichtreich, das christliche neue Jerusalem, in welchem nach dem Untergange der alten Welt durch den grossen allgemeinen Weltbrand die geretteten Lichtseelen, die Wahrhaftigen wohnen, scheinen nach dem Fihrist (Flügel, S. 102) die Manichäer den <hi rendition="#g">grossen Bau</hi> genannt zu haben und der maurerische grosse Baumeister aller Welten wäre sonach eigentlich der Baumeister des künftigen neuen Lichtreiches, des grossen Baues des ewigen Lichts. Dem neuen Paradies, obwohl dieses dunkel ist, mögen die Manichäer drei Thore von Süden, Osten und Westen her zugeschrieben haben, denn von diesen Seiten kommen nach dem Untergange der Welt der Urmensch, die Uridee des Menschen, und der Lebensgeist (die lebendigen Geister) und nehmen den grossen Bau wahr, welcher das neue Paradies ist, indem sie um die Hölle herumgehen und in dieselbe hinabschauen; von der nördlichen Seite naht kein Geist oder Lichtwesen, ohne Zweifel aus dem <hi rendition="#g">astronomischen</hi> Grunde, weil im Norden, im Wendekreise des Krebses, die Sonne untergeht, im Süden aber, im Wende-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[663/0683] an Knochen, der ganz Finsterniss, unverwesliche Materie war, wurde beerdigt, in die Hölle geworfen. – Verschieden hiervon müssen die Beerdigungsgebräuche der blossen Zuhörer gewesen sein, weil nach dem manichäischen Glauben sie erst nach langen und vielfachen Wanderungen durch die Leiber von Menschen, Thieren und Pflanzen vollkommene Reinigung und durch diese die Rückkehr in die Lichtreiche fanden, 1) – erst nach einem langen Zeitraum von Hin- und Herirren ihre (Licht-) Kleider anlegen durften. Die Sünder dagegen, über welche die Habgier und die Sinnenlust die Oberhand gewonnen hatte, mussten nach ihrem Tode unaufhörlich, von Peinigungen heimgesucht, in der Welt umherirren bis zu der Zeit, wo dieser Zustand aufhörte und sie mit der Welt in die Hölle geworfen wurden, also ganz zu sein aufhörten. Zu den Sündern in diesem Sinne rechneten die Manichäer alle Nichtmanichäer. 2) Das neue Paradies, das neue Lichtreich, das christliche neue Jerusalem, in welchem nach dem Untergange der alten Welt durch den grossen allgemeinen Weltbrand die geretteten Lichtseelen, die Wahrhaftigen wohnen, scheinen nach dem Fihrist (Flügel, S. 102) die Manichäer den grossen Bau genannt zu haben und der maurerische grosse Baumeister aller Welten wäre sonach eigentlich der Baumeister des künftigen neuen Lichtreiches, des grossen Baues des ewigen Lichts. Dem neuen Paradies, obwohl dieses dunkel ist, mögen die Manichäer drei Thore von Süden, Osten und Westen her zugeschrieben haben, denn von diesen Seiten kommen nach dem Untergange der Welt der Urmensch, die Uridee des Menschen, und der Lebensgeist (die lebendigen Geister) und nehmen den grossen Bau wahr, welcher das neue Paradies ist, indem sie um die Hölle herumgehen und in dieselbe hinabschauen; von der nördlichen Seite naht kein Geist oder Lichtwesen, ohne Zweifel aus dem astronomischen Grunde, weil im Norden, im Wendekreise des Krebses, die Sonne untergeht, im Süden aber, im Wende- 1) Flügel, S. 348, Anm. 297. 2) Flügel, S. 349, Anm. 298.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/683
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/683>, abgerufen am 22.11.2024.