höhern Graden in ähnlicher Weise, obwohl er sie nur aus Schriften kannte und keine Gelegenheit gehabt hatte, sich selbst in dieselben einweihen zu lassen und sie durch unmittelbare Anschauung kennen zu lernen. Krebs sprach sich besonders deshalb für die Beibehaltung der höhern Grade aus, weil er noch keinen einzigen Freimaurergrad habe kennen lernen, in welchem nicht wesentlich Gutes enthalten gewesen wäre, und noch keinen, in dem sich etwas vorsätzlich Schlechtes gefunden hätte. So mögen die höhern Grade als die Beschützer und Pfleger eines höhern und reineren Wissens, - als die Träger des Unsterblichkeitglaubens nicht nur fortbestehen, sondern sich kräftiger entfalten! Ob die alten Bauhütten die höhern Grade gekannt haben oder nicht, ist an sich sehr gleichgültig, jedoch durchaus nicht unwahrscheinlich; jedenfalls haben die Lebenden das Recht, sich ihre Hütte nach Gefallen einzurichten, und der streng-historische Sinn der Kritiker ist in dieser Hinsicht wirklich eine auffallende Ausnahme. So lange die Freimaurerlogen sich frei und naturgemäss gestalten dürfen, werden sie, ausgesprochen oder unausgesprochen, auch die höhern Grade, die engern Kreise der Erfahrung, der Bildung und des Alters in sich schliessen. Nicht das kindische Spiel mit Ritterkleidungen, sondern das ernste Ergebniss des vorangeschrittenen, gereiftern und sich seinem Ende nahenden Lebens sei der Gegenstand der höhern Grade; die höher Graduirten seien die Alten (seniores), die Weisen (prudentes Magava's) und die Grauen. Die wahre und höchste Aufgabe der höhern Grade möge sein, am Rande des Grabes zu bewähren und zu bezeugen, dass die Maurerei doch kein leerer Wahn sei, im Tode das Banner der Unsterblichkeit entfalte und den Lichtgläubigen in den ewigen Morgen hinübergeleite. Die Weihestätte des höchsten Grades ist das grünende Grab und der höchst Geweihte der im Vertrauen auf den allbarmherzigen Gott und die Ewigkeit Sterbende!!!
höhern Graden in ähnlicher Weise, obwohl er sie nur aus Schriften kannte und keine Gelegenheit gehabt hatte, sich selbst in dieselben einweihen zu lassen und sie durch unmittelbare Anschauung kennen zu lernen. Krebs sprach sich besonders deshalb für die Beibehaltung der höhern Grade aus, weil er noch keinen einzigen Freimaurergrad habe kennen lernen, in welchem nicht wesentlich Gutes enthalten gewesen wäre, und noch keinen, in dem sich etwas vorsätzlich Schlechtes gefunden hätte. So mögen die höhern Grade als die Beschützer und Pfleger eines höhern und reineren Wissens, – als die Träger des Unsterblichkeitglaubens nicht nur fortbestehen, sondern sich kräftiger entfalten! Ob die alten Bauhütten die höhern Grade gekannt haben oder nicht, ist an sich sehr gleichgültig, jedoch durchaus nicht unwahrscheinlich; jedenfalls haben die Lebenden das Recht, sich ihre Hütte nach Gefallen einzurichten, und der streng-historische Sinn der Kritiker ist in dieser Hinsicht wirklich eine auffallende Ausnahme. So lange die Freimaurerlogen sich frei und naturgemäss gestalten dürfen, werden sie, ausgesprochen oder unausgesprochen, auch die höhern Grade, die engern Kreise der Erfahrung, der Bildung und des Alters in sich schliessen. Nicht das kindische Spiel mit Ritterkleidungen, sondern das ernste Ergebniss des vorangeschrittenen, gereiftern und sich seinem Ende nahenden Lebens sei der Gegenstand der höhern Grade; die höher Graduirten seien die Alten (seniores), die Weisen (prudentes Magava’s) und die Grauen. Die wahre und höchste Aufgabe der höhern Grade möge sein, am Rande des Grabes zu bewähren und zu bezeugen, dass die Maurerei doch kein leerer Wahn sei, im Tode das Banner der Unsterblichkeit entfalte und den Lichtgläubigen in den ewigen Morgen hinübergeleite. Die Weihestätte des höchsten Grades ist das grünende Grab und der höchst Geweihte der im Vertrauen auf den allbarmherzigen Gott und die Ewigkeit Sterbende!!!
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höhern Graden in ähnlicher Weise, obwohl er sie nur aus Schriften kannte und keine Gelegenheit gehabt hatte, sich selbst in dieselben einweihen zu lassen und sie durch unmittelbare Anschauung kennen zu lernen. Krebs sprach sich besonders deshalb für die Beibehaltung der höhern Grade aus, weil er noch keinen einzigen Freimaurergrad habe kennen lernen, in welchem nicht wesentlich Gutes enthalten gewesen wäre, und noch keinen, in dem sich etwas vorsätzlich Schlechtes gefunden hätte. So mögen die höhern Grade als die Beschützer und Pfleger eines höhern und reineren Wissens, – als die Träger des Unsterblichkeitglaubens nicht nur fortbestehen, sondern sich kräftiger entfalten! Ob die alten Bauhütten die höhern Grade gekannt haben oder nicht, ist an sich sehr gleichgültig, jedoch durchaus nicht unwahrscheinlich; jedenfalls haben die Lebenden das Recht, sich ihre Hütte nach Gefallen einzurichten, und der streng-historische Sinn der Kritiker ist in dieser Hinsicht wirklich eine auffallende Ausnahme. So lange die Freimaurerlogen sich frei und naturgemäss gestalten dürfen, werden sie, ausgesprochen oder unausgesprochen, auch die höhern Grade, die engern Kreise der Erfahrung, der Bildung und des Alters in sich schliessen. Nicht das kindische Spiel mit Ritterkleidungen, sondern das ernste Ergebniss des vorangeschrittenen, gereiftern und sich seinem Ende nahenden Lebens sei der Gegenstand der höhern Grade; die höher Graduirten seien die Alten (seniores), die Weisen (prudentes Magava’s) und die Grauen. Die wahre und höchste Aufgabe der höhern Grade möge sein, am Rande des Grabes zu bewähren und zu bezeugen, dass die Maurerei doch kein leerer Wahn sei, im Tode das Banner der Unsterblichkeit entfalte und den Lichtgläubigen in den ewigen Morgen hinübergeleite. Die Weihestätte des höchsten Grades ist das grünende Grab und der höchst Geweihte der im Vertrauen auf den allbarmherzigen Gott und die Ewigkeit Sterbende!!!</p><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
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höhern Graden in ähnlicher Weise, obwohl er sie nur aus Schriften kannte und keine Gelegenheit gehabt hatte, sich selbst in dieselben einweihen zu lassen und sie durch unmittelbare Anschauung kennen zu lernen. Krebs sprach sich besonders deshalb für die Beibehaltung der höhern Grade aus, weil er noch keinen einzigen Freimaurergrad habe kennen lernen, in welchem nicht wesentlich Gutes enthalten gewesen wäre, und noch keinen, in dem sich etwas vorsätzlich Schlechtes gefunden hätte. So mögen die höhern Grade als die Beschützer und Pfleger eines höhern und reineren Wissens, – als die Träger des Unsterblichkeitglaubens nicht nur fortbestehen, sondern sich kräftiger entfalten! Ob die alten Bauhütten die höhern Grade gekannt haben oder nicht, ist an sich sehr gleichgültig, jedoch durchaus nicht unwahrscheinlich; jedenfalls haben die Lebenden das Recht, sich ihre Hütte nach Gefallen einzurichten, und der streng-historische Sinn der Kritiker ist in dieser Hinsicht wirklich eine auffallende Ausnahme. So lange die Freimaurerlogen sich frei und naturgemäss gestalten dürfen, werden sie, ausgesprochen oder unausgesprochen, auch die höhern Grade, die engern Kreise der Erfahrung, der Bildung und des Alters in sich schliessen. Nicht das kindische Spiel mit Ritterkleidungen, sondern das ernste Ergebniss des vorangeschrittenen, gereiftern und sich seinem Ende nahenden Lebens sei der Gegenstand der höhern Grade; die höher Graduirten seien die Alten (seniores), die Weisen (prudentes Magava’s) und die Grauen. Die wahre und höchste Aufgabe der höhern Grade möge sein, am Rande des Grabes zu bewähren und zu bezeugen, dass die Maurerei doch kein leerer Wahn sei, im Tode das Banner der Unsterblichkeit entfalte und den Lichtgläubigen in den ewigen Morgen hinübergeleite. Die Weihestätte des höchsten Grades ist das grünende Grab und der höchst Geweihte der im Vertrauen auf den allbarmherzigen Gott und die Ewigkeit Sterbende!!!
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/685>, abgerufen am 15.06.2024.
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