Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

nachstehender Regeln kann dazu beytragen,
den Beobachter vor Irrthümern und einer fal-
schen Ansicht der Sachen zu verwahren, und
seinen Blick sicher und treffend zu machen.

1) Der Beobachter lasse sich durch die
gewöhnlichen Vorstellungen, welche der Na-
me "Verbrechen" zu erwecken pflegt, nicht
misleiten -- er beobachte unbefangen. --

2) Er sammle sich so viele Facta, als er
nur immer kann: damit eins das andre auf-
kläre und eine Beobachtung die andre be-
richtige. --

3) Er nehme den Erzählungen Andrer
nur das, was volle historische Gewissheit hat,
als factisch, an, und prüfe sorgfältig, welches
die wirkliche Beschaffenheit und das wahre
Verhältniss einer Begebenheit ist, und was
für Zusätze zu derselben, was für Verände-
rungen in der Stellung ihrer Theile u. s. w.
durch die individuelle Ansicht und das Rai-
sonnement des Erzählers gemacht sind.

4) Er

nachſtehender Regeln kann dazu beytragen,
den Beobachter vor Irrthümern und einer fal-
ſchen Anſicht der Sachen zu verwahren, und
ſeinen Blick ſicher und treffend zu machen.

1) Der Beobachter laſſe ſich durch die
gewöhnlichen Vorſtellungen, welche der Na-
me „Verbrechen„ zu erwecken pflegt, nicht
misleiten — er beobachte unbefangen. —

2) Er ſammle ſich ſo viele Facta, als er
nur immer kann: damit eins das andre auf-
kläre und eine Beobachtung die andre be-
richtige. —

3) Er nehme den Erzählungen Andrer
nur das, was volle hiſtoriſche Gewiſsheit hat,
als factiſch, an, und prüfe ſorgfältig, welches
die wirkliche Beſchaffenheit und das wahre
Verhältniſs einer Begebenheit iſt, und was
für Zuſätze zu derſelben, was für Verände-
rungen in der Stellung ihrer Theile u. ſ. w.
durch die individuelle Anſicht und das Rai-
ſonnement des Erzählers gemacht ſind.

4) Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0113" n="111"/>
nach&#x017F;tehender Regeln kann dazu beytragen,<lb/>
den Beobachter vor Irrthümern und einer fal-<lb/>
&#x017F;chen An&#x017F;icht der Sachen zu verwahren, und<lb/>
&#x017F;einen Blick &#x017F;icher und treffend zu machen.</p><lb/>
            <p>1) Der Beobachter la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich durch die<lb/>
gewöhnlichen Vor&#x017F;tellungen, welche der Na-<lb/>
me &#x201E;Verbrechen&#x201E; zu erwecken pflegt, nicht<lb/>
misleiten &#x2014; er beobachte unbefangen. &#x2014;</p><lb/>
            <p>2) Er &#x017F;ammle &#x017F;ich &#x017F;o viele Facta, als er<lb/>
nur immer kann: damit eins das andre auf-<lb/>
kläre und eine Beobachtung die andre be-<lb/>
richtige. &#x2014;</p><lb/>
            <p>3) Er nehme den Erzählungen Andrer<lb/>
nur das, was volle hi&#x017F;tori&#x017F;che Gewi&#x017F;sheit hat,<lb/>
als facti&#x017F;ch, an, und prüfe &#x017F;orgfältig, welches<lb/>
die wirkliche Be&#x017F;chaffenheit und das wahre<lb/>
Verhältni&#x017F;s einer Begebenheit i&#x017F;t, und was<lb/>
für Zu&#x017F;ätze zu der&#x017F;elben, was für Verände-<lb/>
rungen in der Stellung ihrer Theile u. &#x017F;. w.<lb/>
durch die individuelle An&#x017F;icht und das Rai-<lb/>
&#x017F;onnement des Erzählers gemacht &#x017F;ind.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">4) Er</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0113] nachſtehender Regeln kann dazu beytragen, den Beobachter vor Irrthümern und einer fal- ſchen Anſicht der Sachen zu verwahren, und ſeinen Blick ſicher und treffend zu machen. 1) Der Beobachter laſſe ſich durch die gewöhnlichen Vorſtellungen, welche der Na- me „Verbrechen„ zu erwecken pflegt, nicht misleiten — er beobachte unbefangen. — 2) Er ſammle ſich ſo viele Facta, als er nur immer kann: damit eins das andre auf- kläre und eine Beobachtung die andre be- richtige. — 3) Er nehme den Erzählungen Andrer nur das, was volle hiſtoriſche Gewiſsheit hat, als factiſch, an, und prüfe ſorgfältig, welches die wirkliche Beſchaffenheit und das wahre Verhältniſs einer Begebenheit iſt, und was für Zuſätze zu derſelben, was für Verände- rungen in der Stellung ihrer Theile u. ſ. w. durch die individuelle Anſicht und das Rai- ſonnement des Erzählers gemacht ſind. 4) Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/113
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/113>, abgerufen am 09.11.2024.