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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

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schen, der als vernünftiges Wesen Zweck an
sich selbst ist, bloss als Mittel zu einem ausser
ihm liegenden Zweck zu gebrauchen: niemand
ist also befugt, einen Uebelthäter, um andrer
Uebelthäter willen, zu strafen. Ich zittre,
mein Freund, wenn ich daran denke, wie
Hass, Rache und Tyranney jenen alten Grund-
satz gemisbraucht haben und misbrauchen
können! Abschreckung Andrer! dieser Zweck
rechtfertigt alle Arten und Grade der Marter;
denn Grausamkeit und Zweckmäsigkeit sind,
auf ihn bezogen, eins.

Man hat, wie es mir scheint, bey Auf-
stellung und Vertheidigung jenes Grundsatzes
die Strafen mit dem Strafgesetzen, und die
natürliche Folge einiger Strafen mit der Absicht,
welche den Strafenden in ihrer Bestimmung
leiten soll, verwechselt. Strafgesetze haben
allerdings den Zweck, von den Handlungen,
auf welche sie sich beziehen, abzuschrecken,
oder lieber -- weil das Wort so etwas schreck-

liches

ſchen, der als vernünftiges Weſen Zweck an
ſich ſelbſt iſt, bloſs als Mittel zu einem auſser
ihm liegenden Zweck zu gebrauchen: niemand
iſt alſo befugt, einen Uebelthäter, um andrer
Uebelthäter willen, zu ſtrafen. Ich zittre,
mein Freund, wenn ich daran denke, wie
Haſs, Rache und Tyranney jenen alten Grund-
ſatz gemisbraucht haben und misbrauchen
können! Abschreckung Andrer! dieſer Zweck
rechtfertigt alle Arten und Grade der Marter;
denn Grauſamkeit und Zweckmäſigkeit ſind,
auf ihn bezogen, eins.

Man hat, wie es mir ſcheint, bey Auf-
ſtellung und Vertheidigung jenes Grundſatzes
die Strafen mit dem Strafgeſetzen, und die
natürliche Folge einiger Strafen mit der Abſicht,
welche den Strafenden in ihrer Beſtimmung
leiten ſoll, verwechſelt. Strafgeſetze haben
allerdings den Zweck, von den Handlungen,
auf welche ſie ſich beziehen, abzuſchrecken,
oder lieber — weil das Wort ſo etwas ſchreck-

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[74/0076] ſchen, der als vernünftiges Weſen Zweck an ſich ſelbſt iſt, bloſs als Mittel zu einem auſser ihm liegenden Zweck zu gebrauchen: niemand iſt alſo befugt, einen Uebelthäter, um andrer Uebelthäter willen, zu ſtrafen. Ich zittre, mein Freund, wenn ich daran denke, wie Haſs, Rache und Tyranney jenen alten Grund- ſatz gemisbraucht haben und misbrauchen können! Abschreckung Andrer! dieſer Zweck rechtfertigt alle Arten und Grade der Marter; denn Grauſamkeit und Zweckmäſigkeit ſind, auf ihn bezogen, eins. Man hat, wie es mir ſcheint, bey Auf- ſtellung und Vertheidigung jenes Grundſatzes die Strafen mit dem Strafgeſetzen, und die natürliche Folge einiger Strafen mit der Abſicht, welche den Strafenden in ihrer Beſtimmung leiten ſoll, verwechſelt. Strafgeſetze haben allerdings den Zweck, von den Handlungen, auf welche ſie ſich beziehen, abzuſchrecken, oder lieber — weil das Wort ſo etwas ſchreck- liches

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/76>, abgerufen am 26.11.2024.