Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.anlassung jammern wird, daß sie eine Nadel ver- Weil aber die Empfindungen sich leicht ver- Ritter Hüon in dem Meisterstück Wielands, Schmau- F 2
anlaſſung jammern wird, daß ſie eine Nadel ver- Weil aber die Empfindungen ſich leicht ver- Ritter Huͤon in dem Meiſterſtuͤck Wielands, Schmau- F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="83"/> anlaſſung jammern wird, daß ſie eine Nadel ver-<lb/> wunde, oder der Dornſtrauch ihr feines Geſicht-<lb/> chen zerfetze. Das Geſumſe der Muͤcken um<lb/> das naͤchtliche Lager laͤßt den Capellmeiſter von<lb/> Concerten, den Krieger von Trompeten- und<lb/> Paukenſchall traͤumen, und Jndigeſtionen oder<lb/> Druͤcken des Magens und Herzens den furchtſa-<lb/> men Hypochondriſten von Erdroſſeln und Erſti-<lb/> cken, und das aberglaͤubiſche Muͤtterchen vom<lb/> Druͤcken des unfoͤrmlichen Alps.</p><lb/> <p>Weil aber die Empfindungen ſich leicht ver-<lb/> aͤndern, und den angenehmen unangenehme und<lb/> umgekehrt folgen; ſo koͤnnen auch die Traͤume<lb/> bald veraͤndert werden. So kann zum Beyſpiel<lb/> die durch irgend eine Urſach gehemmte Cirkulation<lb/> des Bluts uns im Traume in die Feſſeln unſrer<lb/> Feinde verſetzen, und mit gewaltiger Angſt er-<lb/> fuͤllen. Es wird dieſes Uebel weggeraͤumt, und<lb/> ſiehe, unſer Traum wird leichter, wir glauben<lb/> den Feſſeln unſrer Feinde entwiſcht und in Si-<lb/> cherheit zu ſeyn. Ein Wohlbehagen des Koͤr-<lb/> pers und der freye und raſche Umlauf des Bluts<lb/> laͤßt uns im Traume fliegen; irgend etwas hemmt<lb/> denſelben, und wir traͤumen von Niederfallen und<lb/> erſchrecken.</p><lb/> <p>Ritter Huͤon in dem Meiſterſtuͤck Wielands,<lb/> dem Oberon, <cit><quote>legt ſich nach einem ritterlichen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Schmau-</fw><lb/></quote></cit></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0107]
anlaſſung jammern wird, daß ſie eine Nadel ver-
wunde, oder der Dornſtrauch ihr feines Geſicht-
chen zerfetze. Das Geſumſe der Muͤcken um
das naͤchtliche Lager laͤßt den Capellmeiſter von
Concerten, den Krieger von Trompeten- und
Paukenſchall traͤumen, und Jndigeſtionen oder
Druͤcken des Magens und Herzens den furchtſa-
men Hypochondriſten von Erdroſſeln und Erſti-
cken, und das aberglaͤubiſche Muͤtterchen vom
Druͤcken des unfoͤrmlichen Alps.
Weil aber die Empfindungen ſich leicht ver-
aͤndern, und den angenehmen unangenehme und
umgekehrt folgen; ſo koͤnnen auch die Traͤume
bald veraͤndert werden. So kann zum Beyſpiel
die durch irgend eine Urſach gehemmte Cirkulation
des Bluts uns im Traume in die Feſſeln unſrer
Feinde verſetzen, und mit gewaltiger Angſt er-
fuͤllen. Es wird dieſes Uebel weggeraͤumt, und
ſiehe, unſer Traum wird leichter, wir glauben
den Feſſeln unſrer Feinde entwiſcht und in Si-
cherheit zu ſeyn. Ein Wohlbehagen des Koͤr-
pers und der freye und raſche Umlauf des Bluts
laͤßt uns im Traume fliegen; irgend etwas hemmt
denſelben, und wir traͤumen von Niederfallen und
erſchrecken.
Ritter Huͤon in dem Meiſterſtuͤck Wielands,
dem Oberon, legt ſich nach einem ritterlichen
Schmau-
F 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |