So lang, als euer Arm. Jhr sucht, halbstarr von Schrecken, Jhr zu entfliehn, und vorn und hinten stehn Gespenster da, die ins Gesicht euch sehn Und feurge Zungen weit aus langen Hälsen recken. Jhr drückt in Todesangst euch seitwärts an die Wand, Die gegenüber steht, und eine dürre Hand Fährt durch ein rundes Loch euch eiskalt übern Rücken, Und sucht an euch herum, euch da und dort zu zwicken. Ein jedes Haar auf eurem Kopfe kehrt Die Spitz empor, zur Flucht ist jeder Weg ver- wehrt, Die Gasse wird zusehends immer enger, Stets frostiger die Hand, die Nase immer länger. Dergleichen, wie gesagt, begegnet oft und viel. Allein am End ists doch ein bloßes Possenspiel, Das Nachtgespenster sich in unserm Schädel machen; Die Nase samt der Angst verschwindet im Er- wachen.
Sechste
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So lang, als euer Arm. Jhr ſucht, halbſtarr von Schrecken, Jhr zu entfliehn, und vorn und hinten ſtehn Geſpenſter da, die ins Geſicht euch ſehn Und feurge Zungen weit aus langen Haͤlſen recken. Jhr druͤckt in Todesangſt euch ſeitwaͤrts an die Wand, Die gegenuͤber ſteht, und eine duͤrre Hand Faͤhrt durch ein rundes Loch euch eiskalt uͤbern Ruͤcken, Und ſucht an euch herum, euch da und dort zu zwicken. Ein jedes Haar auf eurem Kopfe kehrt Die Spitz empor, zur Flucht iſt jeder Weg ver- wehrt, Die Gaſſe wird zuſehends immer enger, Stets froſtiger die Hand, die Naſe immer laͤnger. Dergleichen, wie geſagt, begegnet oft und viel. Allein am End iſts doch ein bloßes Poſſenſpiel, Das Nachtgeſpenſter ſich in unſerm Schaͤdel machen; Die Naſe ſamt der Angſt verſchwindet im Er- wachen.
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So lang, als euer Arm. Jhr ſucht, halbſtarr
von Schrecken,
Jhr zu entfliehn, und vorn und hinten ſtehn
Geſpenſter da, die ins Geſicht euch ſehn
Und feurge Zungen weit aus langen Haͤlſen recken.
Jhr druͤckt in Todesangſt euch ſeitwaͤrts an die
Wand,
Die gegenuͤber ſteht, und eine duͤrre Hand
Faͤhrt durch ein rundes Loch euch eiskalt uͤbern
Ruͤcken,
Und ſucht an euch herum, euch da und dort zu
zwicken.
Ein jedes Haar auf eurem Kopfe kehrt
Die Spitz empor, zur Flucht iſt jeder Weg ver-
wehrt,
Die Gaſſe wird zuſehends immer enger,
Stets froſtiger die Hand, die Naſe immer laͤnger.
Dergleichen, wie geſagt, begegnet oft und
viel.
Allein am End iſts doch ein bloßes Poſſenſpiel,
Das Nachtgeſpenſter ſich in unſerm Schaͤdel
machen;
Die Naſe ſamt der Angſt verſchwindet im Er-
wachen.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/111>, abgerufen am 21.11.2024.
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