Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Selbsts und ihrer äußern Verhältnisse in gleichem Auch die verschiedene Beschaffenheit der Em- Was den Wahnwitz betrift, so äußert sich Zeigt sich der Wahnwitz vornemlich in einem Um
Selbſts und ihrer aͤußern Verhaͤltniſſe in gleichem Auch die verſchiedene Beſchaffenheit der Em- Was den Wahnwitz betrift, ſo aͤußert ſich Zeigt ſich der Wahnwitz vornemlich in einem Um
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0188" n="164"/> Selbſts und ihrer aͤußern Verhaͤltniſſe in gleichem<lb/> Grade, in gleicher Allgemeinheit. Diejenigen,<lb/> welchen es ganz fehlt, nenne ich <hi rendition="#b">unſinnig</hi>, die,<lb/> welche es nur zum Theil entbehren, <hi rendition="#b">bloͤdſinnig</hi>.</p><lb/> <p>Auch die verſchiedene Beſchaffenheit der Em-<lb/> pfindungen, welche die Wahnſinnigen zu haben<lb/> waͤhnen, kann einen Eintheilungsgrund abgeben.<lb/> Wenn dieſe Empfindungen meiſt angenehme oder<lb/> gleichguͤltige ſind, ſo koͤnnen die, welche ſich ein-<lb/> bilden, ſie zu haben, bequem mit dem Namen der<lb/><hi rendition="#b">Narren</hi> belegt werden: ſind ſie aber unangenehme,<lb/> ſo koͤnnen ſie entweder <hi rendition="#b">melancholiſche</hi> oder <hi rendition="#b">ſcheue</hi>,<lb/> wenn die Empfindungen zur Gattung der <hi rendition="#b">nieder-<lb/> ſchlagenden</hi> oder <hi rendition="#b">ſchreckenden</hi> gehoͤren; oder<lb/> aber <hi rendition="#b">tolle</hi> genannt werden, wenn nemlich die un-<lb/> angenehmen Empfindungen zu den <hi rendition="#b">aufbringen-<lb/> den</hi> zu zaͤhlen ſind.</p><lb/> <p>Was den Wahnwitz betrift, ſo aͤußert ſich<lb/> derſelbe entweder durchgaͤngig und ſtark, oder nur<lb/> zu Zeiten und ſchwach und mehr in der Stille. Die,<lb/> bey welchen das erſte ſich findet, ſind <hi rendition="#b">unklug</hi>,<lb/> bey denen das zweyte der Fall iſt, <hi rendition="#b">wirrig</hi>.</p><lb/> <p>Zeigt ſich der Wahnwitz vornemlich in einem<lb/> ſtillen, fuͤr ſich Reden (Patern), ſo heißen die<lb/> Wahnwitzigen, <hi rendition="#b">irreredend</hi>; zeigt er ſich in Hand-<lb/> lungen, welche mit einer verdrehten Wirkſamkeit<lb/> des Denkvermoͤgens unmittelbar zuſammenhaͤngen,<lb/><hi rendition="#b">unreimiſch</hi>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0188]
Selbſts und ihrer aͤußern Verhaͤltniſſe in gleichem
Grade, in gleicher Allgemeinheit. Diejenigen,
welchen es ganz fehlt, nenne ich unſinnig, die,
welche es nur zum Theil entbehren, bloͤdſinnig.
Auch die verſchiedene Beſchaffenheit der Em-
pfindungen, welche die Wahnſinnigen zu haben
waͤhnen, kann einen Eintheilungsgrund abgeben.
Wenn dieſe Empfindungen meiſt angenehme oder
gleichguͤltige ſind, ſo koͤnnen die, welche ſich ein-
bilden, ſie zu haben, bequem mit dem Namen der
Narren belegt werden: ſind ſie aber unangenehme,
ſo koͤnnen ſie entweder melancholiſche oder ſcheue,
wenn die Empfindungen zur Gattung der nieder-
ſchlagenden oder ſchreckenden gehoͤren; oder
aber tolle genannt werden, wenn nemlich die un-
angenehmen Empfindungen zu den aufbringen-
den zu zaͤhlen ſind.
Was den Wahnwitz betrift, ſo aͤußert ſich
derſelbe entweder durchgaͤngig und ſtark, oder nur
zu Zeiten und ſchwach und mehr in der Stille. Die,
bey welchen das erſte ſich findet, ſind unklug,
bey denen das zweyte der Fall iſt, wirrig.
Zeigt ſich der Wahnwitz vornemlich in einem
ſtillen, fuͤr ſich Reden (Patern), ſo heißen die
Wahnwitzigen, irreredend; zeigt er ſich in Hand-
lungen, welche mit einer verdrehten Wirkſamkeit
des Denkvermoͤgens unmittelbar zuſammenhaͤngen,
unreimiſch.
Um
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