Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.liche Dichter sein nächtliches Gesicht dem ver- Jch lag zur Mitternachtsstunde Fürch- E 5
liche Dichter ſein naͤchtliches Geſicht dem ver- Jch lag zur Mitternachtsſtunde Fuͤrch- E 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0097" n="73"/> liche Dichter ſein naͤchtliches Geſicht dem ver-<lb/> ſammleten Volke erzaͤhlen:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#et">Jch lag zur Mitternachtsſtunde</hi><lb/> Sorgenvoll auf dem Lager, und dachte dem end-<lb/><hi rendition="#et">lichen Ausgang</hi><lb/> Dieſer neuen Empoͤrungen nach. So dacht' ich<lb/><hi rendition="#et">und ſchlief itzt</hi><lb/> Unentſchloſſen und kummervoll ein. Da war ich<lb/><hi rendition="#et">im Traume</hi><lb/> Jn dem Tempel, und eilte, mit Gott das Volk zu<lb/><hi rendition="#et">verſoͤhnen.</hi><lb/> Schon floß Blut der Opfer vor mir; ich ging<lb/><hi rendition="#et">anbetend</hi><lb/> Schon ins Allerheiligſte Gottes; ich hatte den<lb/><hi rendition="#et">Vorhang</hi><lb/> Schon eroͤffnet; da ſah ich (noch beben mir alle<lb/><hi rendition="#et">Gebeine!</hi><lb/> Noch faͤllt Gottes Schreckniß auf mich, wie toͤd-<lb/><hi rendition="#et">tend, herunter!)</hi><lb/> Aron ſah ich im heiligen Schmuck, mit drohender<lb/><hi rendition="#et">Stirne,</hi><lb/> Gegen mich kommen<supplied>.</supplied> Sein Auge voll Feuer, von<lb/><hi rendition="#et">goͤttlichem Grimm voll</hi><lb/> Toͤdtete! Sein Bruſtbild voll ernſter gewaltiger<lb/><hi rendition="#et">Strahlen</hi><lb/> Blitzte, gleich Horeb, auf mich! Der Cherubim<lb/><hi rendition="#et">Fittige rauſchten</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Fuͤrch-</fw><lb/></quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0097]
liche Dichter ſein naͤchtliches Geſicht dem ver-
ſammleten Volke erzaͤhlen:
Jch lag zur Mitternachtsſtunde
Sorgenvoll auf dem Lager, und dachte dem end-
lichen Ausgang
Dieſer neuen Empoͤrungen nach. So dacht' ich
und ſchlief itzt
Unentſchloſſen und kummervoll ein. Da war ich
im Traume
Jn dem Tempel, und eilte, mit Gott das Volk zu
verſoͤhnen.
Schon floß Blut der Opfer vor mir; ich ging
anbetend
Schon ins Allerheiligſte Gottes; ich hatte den
Vorhang
Schon eroͤffnet; da ſah ich (noch beben mir alle
Gebeine!
Noch faͤllt Gottes Schreckniß auf mich, wie toͤd-
tend, herunter!)
Aron ſah ich im heiligen Schmuck, mit drohender
Stirne,
Gegen mich kommen. Sein Auge voll Feuer, von
goͤttlichem Grimm voll
Toͤdtete! Sein Bruſtbild voll ernſter gewaltiger
Strahlen
Blitzte, gleich Horeb, auf mich! Der Cherubim
Fittige rauſchten
Fuͤrch-
E 5
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