Und ist das Jhre Meynung? Können Sie Jn Jhrer Schöpfung fremde Schöpfer dulden? Jch aber soll zum Meißel mich erniedern? Wo ich der Künstler könnte seyn? -- -- Jch liebe Die Menschheit, und in Monarchien darf Jch niemand lieben, als mich selbst.
So redet der edle Mann aus der Fülle seines Selbstgefühls mit freymüthiger Wahrheitsliebe zu dem despotischen Philipp, vor dem selbst seine Alba zittern. Er fährt fort mit dem Muthe eines Mannes ihm das zu sagen, was bis itzt das Kö- nigs Ohr nie gehört hatte, und setzt endlich, im stolzen Gefühl des Mannes, der sich der Größe seiner Absichten und der Vollendung seiner Pläne so fest bewußt ist, daß er keiner öffentlichen Dar- stellung, welche ihm doch nie angemessen seyn würde, bedarf, hinzu:
Meine Wünsche Verwesen hier. (die Hand auf die Brust gelegt.) Die lächerliche Wuth Der Neuerung, die nur der Ketten Last, Die sie nicht ganz zerbrechen kann, vergrößert, Wird mein Blut nie erhitzen. Das Jahr- hundert Jst meinem Jdeal nicht reif. Jch lebe Ein Bürger derer, welche kommen werden.
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Und iſt das Jhre Meynung? Koͤnnen Sie Jn Jhrer Schoͤpfung fremde Schoͤpfer dulden? Jch aber ſoll zum Meißel mich erniedern? Wo ich der Kuͤnſtler koͤnnte ſeyn? — — Jch liebe Die Menſchheit, und in Monarchien darf Jch niemand lieben, als mich ſelbſt.
So redet der edle Mann aus der Fuͤlle ſeines Selbſtgefuͤhls mit freymuͤthiger Wahrheitsliebe zu dem deſpotiſchen Philipp, vor dem ſelbſt ſeine Alba zittern. Er faͤhrt fort mit dem Muthe eines Mannes ihm das zu ſagen, was bis itzt das Koͤ- nigs Ohr nie gehoͤrt hatte, und ſetzt endlich, im ſtolzen Gefuͤhl des Mannes, der ſich der Groͤße ſeiner Abſichten und der Vollendung ſeiner Plaͤne ſo feſt bewußt iſt, daß er keiner oͤffentlichen Dar- ſtellung, welche ihm doch nie angemeſſen ſeyn wuͤrde, bedarf, hinzu:
Meine Wuͤnſche Verweſen hier. (die Hand auf die Bruſt gelegt.) Die laͤcherliche Wuth Der Neuerung, die nur der Ketten Laſt, Die ſie nicht ganz zerbrechen kann, vergroͤßert, Wird mein Blut nie erhitzen. Das Jahr- hundert Jſt meinem Jdeal nicht reif. Jch lebe Ein Buͤrger derer, welche kommen werden.
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Und iſt das Jhre Meynung? Koͤnnen Sie
Jn Jhrer Schoͤpfung fremde Schoͤpfer dulden?
Jch aber ſoll zum Meißel mich erniedern?
Wo ich der Kuͤnſtler koͤnnte ſeyn? — —
Jch liebe
Die Menſchheit, und in Monarchien darf
Jch niemand lieben, als mich ſelbſt.
So redet der edle Mann aus der Fuͤlle ſeines
Selbſtgefuͤhls mit freymuͤthiger Wahrheitsliebe zu
dem deſpotiſchen Philipp, vor dem ſelbſt ſeine Alba
zittern. Er faͤhrt fort mit dem Muthe eines
Mannes ihm das zu ſagen, was bis itzt das Koͤ-
nigs Ohr nie gehoͤrt hatte, und ſetzt endlich, im
ſtolzen Gefuͤhl des Mannes, der ſich der Groͤße
ſeiner Abſichten und der Vollendung ſeiner Plaͤne
ſo feſt bewußt iſt, daß er keiner oͤffentlichen Dar-
ſtellung, welche ihm doch nie angemeſſen ſeyn
wuͤrde, bedarf, hinzu:
Meine Wuͤnſche
Verweſen hier. (die Hand auf die Bruſt gelegt.)
Die laͤcherliche Wuth
Der Neuerung, die nur der Ketten Laſt,
Die ſie nicht ganz zerbrechen kann, vergroͤßert,
Wird mein Blut nie erhitzen. Das Jahr-
hundert
Jſt meinem Jdeal nicht reif. Jch lebe
Ein Buͤrger derer, welche kommen werden.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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