Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.mit neuem Muthe in die Reihen der Feinde, und Auch der Feige kann in den Affekt des Mu- Es ist nicht immer wirkliche Kraft, auf wel- Auch der Zweck, für welchen der Muth sich Mit Heldenmuth kämpft die Mutter für das Nisus *) Millots Universalgesch. A. d. Franz. 4. Th. 287. Oo 4
mit neuem Muthe in die Reihen der Feinde, und Auch der Feige kann in den Affekt des Mu- Es iſt nicht immer wirkliche Kraft, auf wel- Auch der Zweck, fuͤr welchen der Muth ſich Mit Heldenmuth kaͤmpft die Mutter fuͤr das Niſus *) Millots Univerſalgeſch. A. d. Franz. 4. Th. 287. Oo 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0299" n="583"/> mit neuem Muthe in die Reihen der Feinde, und<lb/> ſchlug ſie<note place="foot" n="*)">Millots Univerſalgeſch. A. d. Franz. 4. Th. 287.</note>.</p><lb/> <p>Auch der Feige kann in den Affekt des Mu-<lb/> thes geſetzt werden, wenn irgend eine Urſach ihn<lb/> erhitzt und ſein Kraftgefuͤhl reizt. Die Hitze er-<lb/> laubt ihm nicht, auf die Bedenklichkeiten zu hoͤ-<lb/> ren, welche ihm in den Zeiten der Ruhe ſein<lb/> Verſtand, wegen der zu beſtehenden Gefahren,<lb/> macht: und ſein kochendes Blut richtet aus, was<lb/> ſeinem freyen Willen unmoͤglich war.</p><lb/> <p>Es iſt nicht immer wirkliche Kraft, auf wel-<lb/> che ſich der Muth gruͤndet: zuweilen exiſtirt ſie<lb/> nur in der Einbildung. Aber Muth auf einge-<lb/> bildete Kraft gegruͤndet, wird, wenn er gegen<lb/> wirkliche Kraft angeht, bald entweder niederge-<lb/> ſchlagen oder zu Raſerey: wie die Geſchichte durch<lb/><hi rendition="#b">Xerxes</hi> und <hi rendition="#b">Carl</hi> den <hi rendition="#b">Zwoͤlften</hi> beweiſet.</p><lb/> <p>Auch der Zweck, fuͤr welchen der Muth ſich<lb/> regt, hat einen Einfluß auf die Beſtimmung ſei-<lb/> ner Groͤße. Je groͤßer das Gut iſt, welches<lb/> man zu erlangen, und je groͤßer das Uebel iſt,<lb/> welches man abzuwenden wuͤnſcht, deſto bereit-<lb/> williger iſt man zu Aufopferungen, deſto muthi-<lb/> ger geht man dem entgegen, was unſern Wuͤn-<lb/> ſchen zuwider iſt.</p><lb/> <p>Mit Heldenmuth kaͤmpft die Mutter fuͤr das<lb/> Kind, das man ihr rauben will; gern will<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Oo 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#b">Niſus</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [583/0299]
mit neuem Muthe in die Reihen der Feinde, und
ſchlug ſie *).
Auch der Feige kann in den Affekt des Mu-
thes geſetzt werden, wenn irgend eine Urſach ihn
erhitzt und ſein Kraftgefuͤhl reizt. Die Hitze er-
laubt ihm nicht, auf die Bedenklichkeiten zu hoͤ-
ren, welche ihm in den Zeiten der Ruhe ſein
Verſtand, wegen der zu beſtehenden Gefahren,
macht: und ſein kochendes Blut richtet aus, was
ſeinem freyen Willen unmoͤglich war.
Es iſt nicht immer wirkliche Kraft, auf wel-
che ſich der Muth gruͤndet: zuweilen exiſtirt ſie
nur in der Einbildung. Aber Muth auf einge-
bildete Kraft gegruͤndet, wird, wenn er gegen
wirkliche Kraft angeht, bald entweder niederge-
ſchlagen oder zu Raſerey: wie die Geſchichte durch
Xerxes und Carl den Zwoͤlften beweiſet.
Auch der Zweck, fuͤr welchen der Muth ſich
regt, hat einen Einfluß auf die Beſtimmung ſei-
ner Groͤße. Je groͤßer das Gut iſt, welches
man zu erlangen, und je groͤßer das Uebel iſt,
welches man abzuwenden wuͤnſcht, deſto bereit-
williger iſt man zu Aufopferungen, deſto muthi-
ger geht man dem entgegen, was unſern Wuͤn-
ſchen zuwider iſt.
Mit Heldenmuth kaͤmpft die Mutter fuͤr das
Kind, das man ihr rauben will; gern will
Niſus
*) Millots Univerſalgeſch. A. d. Franz. 4. Th. 287.
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