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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Sigbritte hob es daraus; aber es war keine Wunde an ihm zu sehen, und es blutete doch.

Die Frau hat mein Schwesterchen todt gemacht! sagte der kleine Knabe, und ich habe ihr doch Kuchen gegeben! Aber die Mutter hat es ihr gesagt, sie soll das Kind todt machen und sie dazu! Ich hab' es gehört; und als Schwesterchen anfing zu sterben, lief ich nach Hülfe zu Euch, denn die Mutter war auch schon todt. Ach, mein Vater, mein Vater! Du kannst ja sonst Alles, Alles! Mache mein Schwesterchen doch auch wieder lebendig! Ich bitte dich und bin dein lieber Sohn -- ich gebe dir Alles, was du mir gegeben hast, selber die Trommel! -- Und nun lief er herum, las die Spielsachen auf und häufte die kleinen, lieblichen, stummen Bilder des Lebens um das kleine, liebliche, stumme Bild des Todes.

Die Königin stand da in einem unglaublichen und doch schrecklichen Verdacht und sprach kein Wort. Aller Augen waren auf sie geheftet; nur Düvecke hatte sich über ihr Kind gebeugt, faltete ihm die kleinen noch warmen Händchen und bettete es ein wie zum Nachtschlaf, und sprach aus mütterlichem Irrsinn laut und inbrünstig und doch trostlos die jetzt erschütternden Worte: Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Geistes! Gehe ein in deines Vaters Reich! -- So kommen solche Kinder um! Früher oder später, und Niemand hoffe Freude zu erleben aus der Sünde! Gehe zu deinem wahren Vater und meinem,

Sigbritte hob es daraus; aber es war keine Wunde an ihm zu sehen, und es blutete doch.

Die Frau hat mein Schwesterchen todt gemacht! sagte der kleine Knabe, und ich habe ihr doch Kuchen gegeben! Aber die Mutter hat es ihr gesagt, sie soll das Kind todt machen und sie dazu! Ich hab' es gehört; und als Schwesterchen anfing zu sterben, lief ich nach Hülfe zu Euch, denn die Mutter war auch schon todt. Ach, mein Vater, mein Vater! Du kannst ja sonst Alles, Alles! Mache mein Schwesterchen doch auch wieder lebendig! Ich bitte dich und bin dein lieber Sohn — ich gebe dir Alles, was du mir gegeben hast, selber die Trommel! — Und nun lief er herum, las die Spielsachen auf und häufte die kleinen, lieblichen, stummen Bilder des Lebens um das kleine, liebliche, stumme Bild des Todes.

Die Königin stand da in einem unglaublichen und doch schrecklichen Verdacht und sprach kein Wort. Aller Augen waren auf sie geheftet; nur Düvecke hatte sich über ihr Kind gebeugt, faltete ihm die kleinen noch warmen Händchen und bettete es ein wie zum Nachtschlaf, und sprach aus mütterlichem Irrsinn laut und inbrünstig und doch trostlos die jetzt erschütternden Worte: Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Geistes! Gehe ein in deines Vaters Reich! — So kommen solche Kinder um! Früher oder später, und Niemand hoffe Freude zu erleben aus der Sünde! Gehe zu deinem wahren Vater und meinem,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/92>, abgerufen am 28.11.2024.