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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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VII. Die Kirschen.

Nun wäre es schwer zu sagen gewesen, welche von den beiden Frauen in der auf diesen Tag folgenden Zeit mehr gelitten, ob die Königin Isabella, oder sein wahres Weib Düvecke, für welche er Alles that, was selbst der gemeinste, ehrlichste Mann für sein Weib nur zu thun vermag, und keinen Begriff davon hatte, daß sie, von solcher und seiner Gunst umgeben und wie auf Händen getragen, sich unglücklich fühlen könnte. Die Königin sah sich an der Ehre gekränkt, auf welche das gemeinste Weib die gerechtesten Ansprüche macht; sie sah sich ein Glück vorenthalten, das sie über Alles mit Wonne erfüllt hätte, und sie war nichts, da sie gleichsam nur eine Puppe war, die sich sogar selber an- und auskleiden, Speise und Trank genießen und in eine mit sechs Pferden bespannte Staatskutsche setzen und die Hand zum Kusse ausstrecken konnte, und eine Puppe Demjenigen war, dessen Weib mit allen seinen Titeln und Würden, natürlichen Freuden und Segnungen sie sein sollte. Aber sie war unschuldig, weil sie das Alles nicht that, was ihr geschehen, sondern nur litt, aber sehr schmerzlich litt, weil sie Den liebte, von welchem ihr die Leiden bereitet worden waren und noch gehäuft wurden.

Düvecke war an einer andern Ehre der Frauen gekränkt und darum betrogen; sie litt unschuldig auch, aber doch in Schuld gerissen und schuldig fortwährend

VII. Die Kirschen.

Nun wäre es schwer zu sagen gewesen, welche von den beiden Frauen in der auf diesen Tag folgenden Zeit mehr gelitten, ob die Königin Isabella, oder sein wahres Weib Düvecke, für welche er Alles that, was selbst der gemeinste, ehrlichste Mann für sein Weib nur zu thun vermag, und keinen Begriff davon hatte, daß sie, von solcher und seiner Gunst umgeben und wie auf Händen getragen, sich unglücklich fühlen könnte. Die Königin sah sich an der Ehre gekränkt, auf welche das gemeinste Weib die gerechtesten Ansprüche macht; sie sah sich ein Glück vorenthalten, das sie über Alles mit Wonne erfüllt hätte, und sie war nichts, da sie gleichsam nur eine Puppe war, die sich sogar selber an- und auskleiden, Speise und Trank genießen und in eine mit sechs Pferden bespannte Staatskutsche setzen und die Hand zum Kusse ausstrecken konnte, und eine Puppe Demjenigen war, dessen Weib mit allen seinen Titeln und Würden, natürlichen Freuden und Segnungen sie sein sollte. Aber sie war unschuldig, weil sie das Alles nicht that, was ihr geschehen, sondern nur litt, aber sehr schmerzlich litt, weil sie Den liebte, von welchem ihr die Leiden bereitet worden waren und noch gehäuft wurden.

Düvecke war an einer andern Ehre der Frauen gekränkt und darum betrogen; sie litt unschuldig auch, aber doch in Schuld gerissen und schuldig fortwährend

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[0094] VII. Die Kirschen. Nun wäre es schwer zu sagen gewesen, welche von den beiden Frauen in der auf diesen Tag folgenden Zeit mehr gelitten, ob die Königin Isabella, oder sein wahres Weib Düvecke, für welche er Alles that, was selbst der gemeinste, ehrlichste Mann für sein Weib nur zu thun vermag, und keinen Begriff davon hatte, daß sie, von solcher und seiner Gunst umgeben und wie auf Händen getragen, sich unglücklich fühlen könnte. Die Königin sah sich an der Ehre gekränkt, auf welche das gemeinste Weib die gerechtesten Ansprüche macht; sie sah sich ein Glück vorenthalten, das sie über Alles mit Wonne erfüllt hätte, und sie war nichts, da sie gleichsam nur eine Puppe war, die sich sogar selber an- und auskleiden, Speise und Trank genießen und in eine mit sechs Pferden bespannte Staatskutsche setzen und die Hand zum Kusse ausstrecken konnte, und eine Puppe Demjenigen war, dessen Weib mit allen seinen Titeln und Würden, natürlichen Freuden und Segnungen sie sein sollte. Aber sie war unschuldig, weil sie das Alles nicht that, was ihr geschehen, sondern nur litt, aber sehr schmerzlich litt, weil sie Den liebte, von welchem ihr die Leiden bereitet worden waren und noch gehäuft wurden. Düvecke war an einer andern Ehre der Frauen gekränkt und darum betrogen; sie litt unschuldig auch, aber doch in Schuld gerissen und schuldig fortwährend

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/94>, abgerufen am 28.11.2024.