Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Schützen zog, hat's gesehen wie ihn Einer fing .. Ich muß ihn dort Wo willst ihn holen? Das weiß ich nicht. Ich will gehn wo die Andern hingeritten Frau Hadwig hatte ihr Wohlgefallen am Außerordentlichen. Von Der von Randegg nestelte eines herfür. 's war ein großer Gold- Es ward ihnen feierlich zu Muthe und Ekkehard legte seine Hände Ich dank' Euch! sprach sie und wollte gehen. Noch einmal wandte Dann schenk ich dir ein zweites, sagte die Herzogin. Da ging das Kind zuversichtlich von dannen. Und Hadumoth zog in die unbekannte Welt hinaus, das Goldstück Mälig ward ihr die Gegend fremd. Ferner und schmäler glänzte Schützen zog, hat's geſehen wie ihn Einer fing .. Ich muß ihn dort Wo willſt ihn holen? Das weiß ich nicht. Ich will gehn wo die Andern hingeritten Frau Hadwig hatte ihr Wohlgefallen am Außerordentlichen. Von Der von Randegg neſtelte eines herfür. 's war ein großer Gold- Es ward ihnen feierlich zu Muthe und Ekkehard legte ſeine Hände Ich dank' Euch! ſprach ſie und wollte gehen. Noch einmal wandte Dann ſchenk ich dir ein zweites, ſagte die Herzogin. Da ging das Kind zuverſichtlich von dannen. Und Hadumoth zog in die unbekannte Welt hinaus, das Goldſtück Mälig ward ihr die Gegend fremd. Ferner und ſchmäler glänzte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0224" n="202"/> Schützen zog, hat's geſehen wie ihn Einer fing .. Ich muß ihn dort<lb/> holen, es läßt mir keine Ruh' mehr.</p><lb/> <p>Wo willſt ihn holen?</p><lb/> <p>Das weiß ich nicht. Ich will gehn wo die Andern hingeritten<lb/> ſind, die Welt iſt groß, am Ende find' ich ihn doch, das weiß ich.<lb/> Das Goldſtück, das du mir ſchenken ſollſt, will ich den Hunnen geben<lb/> und ſagen: Laßt mir den Audifax frei, und wenn ich ihn hab', kom-<lb/> men wir beide heim.</p><lb/> <p>Frau Hadwig hatte ihr Wohlgefallen am Außerordentlichen. Von<lb/> dieſem Kind mögen wir Alle lernen! ſprach ſie, hob die ſcheue Hadu-<lb/> moth zu ſich empor und küßte ſie auf die Stirn. Mit dir iſt Gott,<lb/> darum ſind deine Gedanken groß und kühn und du weißt nicht darum.<lb/> Wer hat ein Goldſtück von euch bei der Hand?</p><lb/> <p>Der von Randegg neſtelte eines herfür. 's war ein großer Gold-<lb/> thaler, und war der Kaiſer Karl darauf geprägt, mit einem grimmen<lb/> Antlitz und groß offenen Schlitzaugen, und auf der Rückſeite war ein<lb/> gekrönt Frauenbild zu ſchauen und eine Schrift. 's iſt mein letzter!<lb/> ſprach der Randegger lachend zu Praxedis. Die Herzogin gab ihn<lb/> dem Kind: Zeuch aus im Herren, es iſt eine Fügung!</p><lb/> <p>Es ward ihnen feierlich zu Muthe und Ekkehard legte ſeine Hände<lb/> auf Hadumoth's Haupt wie zum Segen.</p><lb/> <p>Ich dank' Euch! ſprach ſie und wollte gehen. Noch einmal wandte<lb/> ſie ſich um: Wenn ſie mir aber den Audifax für das eine Goldſtück<lb/> nicht herausgeben?</p><lb/> <p>Dann ſchenk ich dir ein zweites, ſagte die Herzogin.</p><lb/> <p>Da ging das Kind zuverſichtlich von dannen.</p><lb/> <p>Und Hadumoth zog in die unbekannte Welt hinaus, das Goldſtück<lb/> in's Mieder eingenäht, die Hirtentaſche mit Brod gefüllt; — den<lb/> Stab hatte ihr Audifax einſt aus dunkelgrüner Stechpalme geſchnitzt.<lb/> Ob Weg und Steg ihr unbekannt, ob Speiſe und Obdach zweifelhaft,<lb/> darum hatte ſie nicht Zeit ſich zu kümmern. Die Hunnen ſind gegen<lb/> Sonnenuntergang gezogen und haben ihn mitgenommen, das war ihr<lb/> einzig Denken, der Lauf des Rheins und der Sonne Untergang ihr<lb/> Wegweiſer, Audifax ihr Ziel.</p><lb/> <p>Mälig ward ihr die Gegend fremd. Ferner und ſchmäler glänzte<lb/> der Bodenſee vor ihrem Blick, neue Bergrücken ſchoben ſich vor und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [202/0224]
Schützen zog, hat's geſehen wie ihn Einer fing .. Ich muß ihn dort
holen, es läßt mir keine Ruh' mehr.
Wo willſt ihn holen?
Das weiß ich nicht. Ich will gehn wo die Andern hingeritten
ſind, die Welt iſt groß, am Ende find' ich ihn doch, das weiß ich.
Das Goldſtück, das du mir ſchenken ſollſt, will ich den Hunnen geben
und ſagen: Laßt mir den Audifax frei, und wenn ich ihn hab', kom-
men wir beide heim.
Frau Hadwig hatte ihr Wohlgefallen am Außerordentlichen. Von
dieſem Kind mögen wir Alle lernen! ſprach ſie, hob die ſcheue Hadu-
moth zu ſich empor und küßte ſie auf die Stirn. Mit dir iſt Gott,
darum ſind deine Gedanken groß und kühn und du weißt nicht darum.
Wer hat ein Goldſtück von euch bei der Hand?
Der von Randegg neſtelte eines herfür. 's war ein großer Gold-
thaler, und war der Kaiſer Karl darauf geprägt, mit einem grimmen
Antlitz und groß offenen Schlitzaugen, und auf der Rückſeite war ein
gekrönt Frauenbild zu ſchauen und eine Schrift. 's iſt mein letzter!
ſprach der Randegger lachend zu Praxedis. Die Herzogin gab ihn
dem Kind: Zeuch aus im Herren, es iſt eine Fügung!
Es ward ihnen feierlich zu Muthe und Ekkehard legte ſeine Hände
auf Hadumoth's Haupt wie zum Segen.
Ich dank' Euch! ſprach ſie und wollte gehen. Noch einmal wandte
ſie ſich um: Wenn ſie mir aber den Audifax für das eine Goldſtück
nicht herausgeben?
Dann ſchenk ich dir ein zweites, ſagte die Herzogin.
Da ging das Kind zuverſichtlich von dannen.
Und Hadumoth zog in die unbekannte Welt hinaus, das Goldſtück
in's Mieder eingenäht, die Hirtentaſche mit Brod gefüllt; — den
Stab hatte ihr Audifax einſt aus dunkelgrüner Stechpalme geſchnitzt.
Ob Weg und Steg ihr unbekannt, ob Speiſe und Obdach zweifelhaft,
darum hatte ſie nicht Zeit ſich zu kümmern. Die Hunnen ſind gegen
Sonnenuntergang gezogen und haben ihn mitgenommen, das war ihr
einzig Denken, der Lauf des Rheins und der Sonne Untergang ihr
Wegweiſer, Audifax ihr Ziel.
Mälig ward ihr die Gegend fremd. Ferner und ſchmäler glänzte
der Bodenſee vor ihrem Blick, neue Bergrücken ſchoben ſich vor und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |