Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Die Hegauer Vettern aber schöpften ein Beispiel löblicher Anre- Wo ist Ekkehard? fragte die Herzogin, nachdem sie, vom Zelter Es war einer jener duftigen Abende, wie sie hernachmals Herr Ekkehard aber saß ernst, das Haupt gestützt in der Rechten. Er ist nicht mehr wie früher, sagte Frau Hadwig zur Griechin. Er ist nicht mehr wie früher! sprach Praxedis gedankenlos ihr Frau Hadwig trat vor Ekkehard. Er fuhr auf seinem Moossitz Einsam und fern von den Fröhlichen? frug sie. Was treibet Ich denke drüber nach, wo das Glück sei, sprach Ekkehard. D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 15
Die Hegauer Vettern aber ſchöpften ein Beiſpiel löblicher Anre- Wo iſt Ekkehard? fragte die Herzogin, nachdem ſie, vom Zelter Es war einer jener duftigen Abende, wie ſie hernachmals Herr Ekkehard aber ſaß ernſt, das Haupt geſtützt in der Rechten. Er iſt nicht mehr wie früher, ſagte Frau Hadwig zur Griechin. Er iſt nicht mehr wie früher! ſprach Praxedis gedankenlos ihr Frau Hadwig trat vor Ekkehard. Er fuhr auf ſeinem Moosſitz Einſam und fern von den Fröhlichen? frug ſie. Was treibet Ich denke drüber nach, wo das Glück ſei, ſprach Ekkehard. D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 15
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Die Hegauer Vettern aber ſchöpften ein Beiſpiel löblicher Anre-
gung aus dem ungewohnten Tanz. Es mag ſein, daß Mancher ſpäter
ſich nähere Unterweiſung drin erbat, denn aus fernem Mittelalter
klingt noch die Sage herüber von den „ſieben Sprüng“ oder dem „hun-
niſchen Hupfauf“, der als Abwechslung vom einförmigen Drehen des
Schwäbiſchen und als Krone der Feſte ſeit jenen Tagen dort land-
üblich ward.
Wo iſt Ekkehard? fragte die Herzogin, nachdem ſie, vom Zelter
geſtiegen, die Reihen ihrer Leute durchwandelt hatte. Praxedis deu-
tete hinüber nach einem ſchattigen Rain. Eine rieſige Tanne wiegte
ihre ſchwarzgrünen Wipfel, ihr zu Füßen im verſchlungenen Wurzel-
werk ſaß der Mönch. Lauter Jubel und Menſchengewühl preßte ihm
beklemmend die Bruſt, er wußte nicht weßhalb — er hatte ſich ſeitab
gewandt und ſchaute hinaus über die waldigen Rücken in die Alpenferne.
Es war einer jener duftigen Abende, wie ſie hernachmals Herr
Burkart von Hohenvels auf ſeinem rieſigen Thurm über'm See be-
lauſcht hat, „da die Luft mit Sonnenfeuer getempert und gemiſchet.“
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Die Ferne ſchwamm in leiſem Glanz. Wer einmal hinausgeſchaut
von jenen ſtillen Berggipfeln, wenn bei blauem Himmel die Sonne
glutſtrahlend zur Rüſte geht, purpurne Schatten die Tiefen der Thäler
füllen und flüſſiges Gold den Schnee der Alpen umſäumt, dem muß
noch ſpät im Nebeldunſt ſeiner vier Wände die Erinnerung tönen und
klingen, lieblich wie ein Sang in den ſchmelzenden Lauten des Südens.
Ekkehard aber ſaß ernſt, das Haupt geſtützt in der Rechten.
Er iſt nicht mehr wie früher, ſagte Frau Hadwig zur Griechin.
Er iſt nicht mehr wie früher! ſprach Praxedis gedankenlos ihr
nach. Sie hatte auf die hegauiſchen Weiber zu ſchauen und ihren
Feſtſchmuck, und überlegte an dieſen hohen Miedern und faßartig ge-
ſteiften Röcken und der unnennbaren Haltung beim Tanz, ob der
Genius guten Geſchmackes händeringend für immer dies Land ver-
laſſen oder ob ſein Fuß es noch gar nie betreten habe.
Frau Hadwig trat vor Ekkehard. Er fuhr auf ſeinem Moosſitz
empor, als wär' ihm ein Geiſt erſchienen.
Einſam und fern von den Fröhlichen? frug ſie. Was treibet
Ihr?
Ich denke drüber nach, wo das Glück ſei, ſprach Ekkehard.
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