Der aber wandte sich nicht. Da sprang Moengal allein ins Busch- werk hinüber, die Dornen zogen ihm zu den alten Rissen ins morsche Gewand etliche neue, er wand sich los, mit den Sprüngen eines Eich- horns setzte er ins Dickicht. Er kannte die Schliche.
Er ist's! rief der Vorderste der Reiter, da sprangen die Andern von den Rossen, stolz sah ihnen Ekkehard entgegen: Was wollet Ihr? -- keine Antwort; er griff zum Crucifix, das ihm im Gürtel hing: im Namen des Gekreuzigten!.. wollte er anheben, aber schon war er zu Boden geworfen, unsanfte Fäuste hielten ihn, ein Strick ward um seine Hände geschlungen, bald lagen sie geknebelt auf dem Rücken -- eine weiße Binde umschloß seine Augen knapp und fest, daß es dunkel um ihn ward -- "Vorwärts!" -- die Ueberraschung des Augenblicks beugte ihm die Kniee, unsicher schritt er, da hoben sie ihn und trugen ihn ein Stück weit. Am Beginn des Waldes stunden vier Männer mit einer Sänfte, in die warfen sie den Betroffenen und weiter gings durch die Ebene, am steten Hufschlag zur Seite merkte Ekkehard, daß die Reiter ihren Fang geleiteten.
Derweil Moengal durch den Wald floh, hüpften die Meisen so zutraulich auf den Zweigen und heller Drosselschlag umtönte ihn, da vergaß er der Gefahr und sein Herz kränkte sich, daß er die Leimruthen fahren gelassen.
Wie er aber auch noch die Wachtel ihr: Quakkara! Quakkara113) rufen hörte, klang ihm das geradezu herausfordernd und er wandte seinen Schritt zum Platze des Ueberfalls. Es war still dort als wäre Nichts geschehen. In der Ferne sah er die Kriegsleute abziehen. Die Helme glänzten.
Es werden aber Viele, so die Ersten waren, die Letzten sein, sprach er kopfschüttelnd und las seine Leimruthen zusammen. Zu einer Fürstin Saal gedachte er zu gehen und das Gefängniß nimmt ihn auf. Heiliger Gallus, bitt für uns!
Weiter zerbrach sich Moengal den Kopf nicht. Derlei Vergewal- tigung war häufig wie Schlüsselblumen im Frühling.
Es schwamm einmal ein Fisch klaftertief unten im Bodensee, der konnt sich's gar nicht erklären, was den Cormoran zu ihm hinab- führte, der schwarze Tauchervogel hatte ihn schon im Schnabel und flog mit ihm hoch durch die Lüfte weg: noch war's ihm unbegreiflich.
Der aber wandte ſich nicht. Da ſprang Moengal allein ins Buſch- werk hinüber, die Dornen zogen ihm zu den alten Riſſen ins morſche Gewand etliche neue, er wand ſich los, mit den Sprüngen eines Eich- horns ſetzte er ins Dickicht. Er kannte die Schliche.
Er iſt's! rief der Vorderſte der Reiter, da ſprangen die Andern von den Roſſen, ſtolz ſah ihnen Ekkehard entgegen: Was wollet Ihr? — keine Antwort; er griff zum Crucifix, das ihm im Gürtel hing: im Namen des Gekreuzigten!.. wollte er anheben, aber ſchon war er zu Boden geworfen, unſanfte Fäuſte hielten ihn, ein Strick ward um ſeine Hände geſchlungen, bald lagen ſie geknebelt auf dem Rücken — eine weiße Binde umſchloß ſeine Augen knapp und feſt, daß es dunkel um ihn ward — „Vorwärts!“ — die Ueberraſchung des Augenblicks beugte ihm die Kniee, unſicher ſchritt er, da hoben ſie ihn und trugen ihn ein Stück weit. Am Beginn des Waldes ſtunden vier Männer mit einer Sänfte, in die warfen ſie den Betroffenen und weiter gings durch die Ebene, am ſteten Hufſchlag zur Seite merkte Ekkehard, daß die Reiter ihren Fang geleiteten.
Derweil Moengal durch den Wald floh, hüpften die Meiſen ſo zutraulich auf den Zweigen und heller Droſſelſchlag umtönte ihn, da vergaß er der Gefahr und ſein Herz kränkte ſich, daß er die Leimruthen fahren gelaſſen.
Wie er aber auch noch die Wachtel ihr: Quakkara! Quakkara113) rufen hörte, klang ihm das geradezu herausfordernd und er wandte ſeinen Schritt zum Platze des Ueberfalls. Es war ſtill dort als wäre Nichts geſchehen. In der Ferne ſah er die Kriegsleute abziehen. Die Helme glänzten.
Es werden aber Viele, ſo die Erſten waren, die Letzten ſein, ſprach er kopfſchüttelnd und las ſeine Leimruthen zuſammen. Zu einer Fürſtin Saal gedachte er zu gehen und das Gefängniß nimmt ihn auf. Heiliger Gallus, bitt für uns!
Weiter zerbrach ſich Moengal den Kopf nicht. Derlei Vergewal- tigung war häufig wie Schlüſſelblumen im Frühling.
Es ſchwamm einmal ein Fiſch klaftertief unten im Bodenſee, der konnt ſich's gar nicht erklären, was den Cormoran zu ihm hinab- führte, der ſchwarze Tauchervogel hatte ihn ſchon im Schnabel und flog mit ihm hoch durch die Lüfte weg: noch war's ihm unbegreiflich.
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Der aber wandte ſich nicht. Da ſprang Moengal allein ins Buſch-
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Gewand etliche neue, er wand ſich los, mit den Sprüngen eines Eich-
horns ſetzte er ins Dickicht. Er kannte die Schliche.
Er iſt's! rief der Vorderſte der Reiter, da ſprangen die Andern
von den Roſſen, ſtolz ſah ihnen Ekkehard entgegen: Was wollet Ihr?
— keine Antwort; er griff zum Crucifix, das ihm im Gürtel hing:
im Namen des Gekreuzigten!.. wollte er anheben, aber ſchon war
er zu Boden geworfen, unſanfte Fäuſte hielten ihn, ein Strick ward
um ſeine Hände geſchlungen, bald lagen ſie geknebelt auf dem Rücken —
eine weiße Binde umſchloß ſeine Augen knapp und feſt, daß es dunkel
um ihn ward — „Vorwärts!“ — die Ueberraſchung des Augenblicks
beugte ihm die Kniee, unſicher ſchritt er, da hoben ſie ihn und trugen
ihn ein Stück weit. Am Beginn des Waldes ſtunden vier Männer
mit einer Sänfte, in die warfen ſie den Betroffenen und weiter gings
durch die Ebene, am ſteten Hufſchlag zur Seite merkte Ekkehard, daß
die Reiter ihren Fang geleiteten.
Derweil Moengal durch den Wald floh, hüpften die Meiſen ſo
zutraulich auf den Zweigen und heller Droſſelſchlag umtönte ihn, da
vergaß er der Gefahr und ſein Herz kränkte ſich, daß er die Leimruthen
fahren gelaſſen.
Wie er aber auch noch die Wachtel ihr: Quakkara! Quakkara
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rufen hörte, klang ihm das geradezu herausfordernd und er wandte
ſeinen Schritt zum Platze des Ueberfalls. Es war ſtill dort als wäre
Nichts geſchehen. In der Ferne ſah er die Kriegsleute abziehen. Die
Helme glänzten.
Es werden aber Viele, ſo die Erſten waren, die Letzten ſein,
ſprach er kopfſchüttelnd und las ſeine Leimruthen zuſammen. Zu einer
Fürſtin Saal gedachte er zu gehen und das Gefängniß nimmt ihn auf.
Heiliger Gallus, bitt für uns!
Weiter zerbrach ſich Moengal den Kopf nicht. Derlei Vergewal-
tigung war häufig wie Schlüſſelblumen im Frühling.
Es ſchwamm einmal ein Fiſch klaftertief unten im Bodenſee, der
konnt ſich's gar nicht erklären, was den Cormoran zu ihm hinab-
führte, der ſchwarze Tauchervogel hatte ihn ſchon im Schnabel und
flog mit ihm hoch durch die Lüfte weg: noch war's ihm unbegreiflich.
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/97>, abgerufen am 27.11.2024.
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