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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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stande eine fast unglaubliche Kaltblütigkeit
überall äußerte.

Das Regiment lag in einem kleinen
Städtchen Siebenlehn, wohin mich der
Regimentsquartiermeister auf einem ledig zu-
rückgehenden großen Packpferde brachte, und
wo ich bey einer Predigerwittwe zu einem
etwas ältern Fähnrich einquartirt wurde.
Hier hatte ich Gelegenheit die Wahrheit von
allem zu erfahren, was in sächsischen Volks-
liedern von der Frau Magisterin gesungen
wird, wenigstens damals wurde, und auch
wohl in andern Ländern von ihnen wahr
seyn mag, -- in der Regel möchten wohl
die meisten im Herzen so ehr- und habsüch-
tig, als im äußern demüthig seyn: Gott Lob
indessen, daß keine Regel ohne Ausnahme
ist. Der bey der Compagnie stehende Feld-
webel, Nahmens Schweizer, ein Extheolog,
nahm sich meiner Unwissenheit im Soldaten-
wesen an, besonders nachdem er in mir ei-
nen Verscollegen entdeckt hatte. Schweizer
war ein Mensch, der in allem um sich wußte,
und über die Standesgebrechen oft recht
treffend sprach und witzig reimte. Seinen
Vorschlag indessen, mich in den Listen mit
einem von aufzuführen, wodurch schon man-

ſtande eine faſt unglaubliche Kaltbluͤtigkeit
uͤberall aͤußerte.

Das Regiment lag in einem kleinen
Staͤdtchen Siebenlehn, wohin mich der
Regimentsquartiermeiſter auf einem ledig zu-
ruͤckgehenden großen Packpferde brachte, und
wo ich bey einer Predigerwittwe zu einem
etwas aͤltern Faͤhnrich einquartirt wurde.
Hier hatte ich Gelegenheit die Wahrheit von
allem zu erfahren, was in ſaͤchſiſchen Volks-
liedern von der Frau Magiſterin geſungen
wird, wenigſtens damals wurde, und auch
wohl in andern Laͤndern von ihnen wahr
ſeyn mag, — in der Regel moͤchten wohl
die meiſten im Herzen ſo ehr- und habſuͤch-
tig, als im aͤußern demuͤthig ſeyn: Gott Lob
indeſſen, daß keine Regel ohne Ausnahme
iſt. Der bey der Compagnie ſtehende Feld-
webel, Nahmens Schweizer, ein Extheolog,
nahm ſich meiner Unwiſſenheit im Soldaten-
weſen an, beſonders nachdem er in mir ei-
nen Verscollegen entdeckt hatte. Schweizer
war ein Menſch, der in allem um ſich wußte,
und uͤber die Standesgebrechen oft recht
treffend ſprach und witzig reimte. Seinen
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[87/0104] ſtande eine faſt unglaubliche Kaltbluͤtigkeit uͤberall aͤußerte. Das Regiment lag in einem kleinen Staͤdtchen Siebenlehn, wohin mich der Regimentsquartiermeiſter auf einem ledig zu- ruͤckgehenden großen Packpferde brachte, und wo ich bey einer Predigerwittwe zu einem etwas aͤltern Faͤhnrich einquartirt wurde. Hier hatte ich Gelegenheit die Wahrheit von allem zu erfahren, was in ſaͤchſiſchen Volks- liedern von der Frau Magiſterin geſungen wird, wenigſtens damals wurde, und auch wohl in andern Laͤndern von ihnen wahr ſeyn mag, — in der Regel moͤchten wohl die meiſten im Herzen ſo ehr- und habſuͤch- tig, als im aͤußern demuͤthig ſeyn: Gott Lob indeſſen, daß keine Regel ohne Ausnahme iſt. Der bey der Compagnie ſtehende Feld- webel, Nahmens Schweizer, ein Extheolog, nahm ſich meiner Unwiſſenheit im Soldaten- weſen an, beſonders nachdem er in mir ei- nen Verscollegen entdeckt hatte. Schweizer war ein Menſch, der in allem um ſich wußte, und uͤber die Standesgebrechen oft recht treffend ſprach und witzig reimte. Seinen Vorſchlag indeſſen, mich in den Liſten mit einem von aufzufuͤhren, wodurch ſchon man-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/104>, abgerufen am 23.11.2024.