2 Thaler von Bernburgschem Schroot und Korn, von denen etwa 7 meine monatliche Gage und 10 Einen Ducaten ausmachten, und befand mich bey ihrer Milch sehr wohl. Einige Tage drauf bettelte eine alte Frau vor meinem Zelt, und bedauerte unter an- dern auch den Verlust der Ziegen, die sie und ihre Eukel ernährt hätten; ich rieth ihr daher gleich ihre Ziegen aufzusuchen, in- dem man ihr gewiß das Geraubte wieder- geben würde. Sie sah mich drauf starr an, und als ich sie nach der Ursache davon fragte, erwiederte sie: "ach eine hab' ich schon gefunden" wo? -- Wo? und sie zeigte auf meine vom Stehler gekaufte; wollt' ich nun nicht ein ärgrer Hehler seyn, so mußt ich zum schwarzen Caffee zurückkehren, der mir aber an dem Tage äußerst schön schmeckte, gewiß weil ich die arme Alte so fröhlich mit ihrer Ziege hatte heimkehren gesehen.
Während der Belagerung von Schweid- nitz bewohnte ich mit einem Compagniege- nossen, mit dem ich mich vorzüglich gut ver- trug, ob er sich gleich aus einer hübschen Tabletkrämerin mehr machte als aus allen Künsten und Wissenschaften, eine acht Fuß tiefe Höle mit Dach und Camin, und ge-
2 Thaler von Bernburgſchem Schroot und Korn, von denen etwa 7 meine monatliche Gage und 10 Einen Ducaten ausmachten, und befand mich bey ihrer Milch ſehr wohl. Einige Tage drauf bettelte eine alte Frau vor meinem Zelt, und bedauerte unter an- dern auch den Verluſt der Ziegen, die ſie und ihre Eukel ernaͤhrt haͤtten; ich rieth ihr daher gleich ihre Ziegen aufzuſuchen, in- dem man ihr gewiß das Geraubte wieder- geben wuͤrde. Sie ſah mich drauf ſtarr an, und als ich ſie nach der Urſache davon fragte, erwiederte ſie: „ach eine hab’ ich ſchon gefunden“ wo? — Wo? und ſie zeigte auf meine vom Stehler gekaufte; wollt’ ich nun nicht ein aͤrgrer Hehler ſeyn, ſo mußt ich zum ſchwarzen Caffee zuruͤckkehren, der mir aber an dem Tage aͤußerſt ſchoͤn ſchmeckte, gewiß weil ich die arme Alte ſo froͤhlich mit ihrer Ziege hatte heimkehren geſehen.
Waͤhrend der Belagerung von Schweid- nitz bewohnte ich mit einem Compagniege- noſſen, mit dem ich mich vorzuͤglich gut ver- trug, ob er ſich gleich aus einer huͤbſchen Tabletkraͤmerin mehr machte als aus allen Kuͤnſten und Wiſſenſchaften, eine acht Fuß tiefe Hoͤle mit Dach und Camin, und ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0119"n="102"/>
2 Thaler von Bernburgſchem Schroot und<lb/>
Korn, von denen etwa 7 meine monatliche<lb/>
Gage und 10 Einen Ducaten ausmachten,<lb/>
und befand mich bey ihrer Milch ſehr wohl.<lb/>
Einige Tage drauf bettelte eine alte Frau<lb/>
vor meinem Zelt, und bedauerte unter an-<lb/>
dern auch den Verluſt der Ziegen, die ſie<lb/>
und ihre Eukel ernaͤhrt haͤtten; ich rieth<lb/>
ihr daher gleich ihre Ziegen aufzuſuchen, in-<lb/>
dem man ihr gewiß das Geraubte wieder-<lb/>
geben wuͤrde. Sie ſah mich drauf ſtarr an,<lb/>
und als ich ſie nach der Urſache davon<lb/>
fragte, erwiederte ſie: „ach eine hab’ ich<lb/>ſchon gefunden“ wo? — Wo? und ſie zeigte<lb/>
auf meine vom Stehler gekaufte; wollt’ ich<lb/>
nun nicht ein aͤrgrer Hehler ſeyn, ſo mußt<lb/>
ich zum ſchwarzen Caffee zuruͤckkehren, der<lb/>
mir aber an dem Tage aͤußerſt ſchoͤn ſchmeckte,<lb/>
gewiß weil ich die arme Alte ſo froͤhlich<lb/>
mit ihrer Ziege hatte heimkehren geſehen.</p><lb/><p>Waͤhrend der Belagerung von <hirendition="#g">Schweid-<lb/>
nitz</hi> bewohnte ich mit einem Compagniege-<lb/>
noſſen, mit dem ich mich vorzuͤglich gut ver-<lb/>
trug, ob er ſich gleich aus einer huͤbſchen<lb/>
Tabletkraͤmerin mehr machte als aus allen<lb/>
Kuͤnſten und Wiſſenſchaften, eine acht Fuß<lb/>
tiefe Hoͤle mit Dach und Camin, und ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[102/0119]
2 Thaler von Bernburgſchem Schroot und
Korn, von denen etwa 7 meine monatliche
Gage und 10 Einen Ducaten ausmachten,
und befand mich bey ihrer Milch ſehr wohl.
Einige Tage drauf bettelte eine alte Frau
vor meinem Zelt, und bedauerte unter an-
dern auch den Verluſt der Ziegen, die ſie
und ihre Eukel ernaͤhrt haͤtten; ich rieth
ihr daher gleich ihre Ziegen aufzuſuchen, in-
dem man ihr gewiß das Geraubte wieder-
geben wuͤrde. Sie ſah mich drauf ſtarr an,
und als ich ſie nach der Urſache davon
fragte, erwiederte ſie: „ach eine hab’ ich
ſchon gefunden“ wo? — Wo? und ſie zeigte
auf meine vom Stehler gekaufte; wollt’ ich
nun nicht ein aͤrgrer Hehler ſeyn, ſo mußt
ich zum ſchwarzen Caffee zuruͤckkehren, der
mir aber an dem Tage aͤußerſt ſchoͤn ſchmeckte,
gewiß weil ich die arme Alte ſo froͤhlich
mit ihrer Ziege hatte heimkehren geſehen.
Waͤhrend der Belagerung von Schweid-
nitz bewohnte ich mit einem Compagniege-
noſſen, mit dem ich mich vorzuͤglich gut ver-
trug, ob er ſich gleich aus einer huͤbſchen
Tabletkraͤmerin mehr machte als aus allen
Kuͤnſten und Wiſſenſchaften, eine acht Fuß
tiefe Hoͤle mit Dach und Camin, und ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/119>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.