freylich nicht gut vorlesen, allein sein vori- ger Adjutant hatte jedesmal das Diktirte nach seiner eignen Weise zu Papier gebracht, und beym Vorlesen gaubten dann Se. Ex- cellenz so diktirt zu haben. Jch hätte auch ohne avis au lecteur eben so klug seyn kön- nen, allein der Wille des Himmels war, daß ich zur völligen Bürgerlichkeit zurückkehren sollte, und ich erhielt meinen wiederholent- lich gebetenen Abschied, aber ohne die min- deste Aussicht auf eine Civilversorgung, um die ich mich auch nicht eben sehr bekümmerte. Das Pensions- und Anstellungswesen war damals keinesweges in dem großen Flor, zu dem es in der folgenden Zeit gediehen oder ausgeartet ist, und sogar bey zunehmender Unvermögenheit des Staats immer reichli- cher einzureißen scheint, obwohl aber nicht zur Verbesserung des Dienstgeistes, zu wel- cher es indessen bey sorgfältig unpartheyischer Verwaltung gewiß viel beytragen könnte.
Meine liebe, liebe Mutter war während des Krieges in Gumbinnen gestorben, und ob mein Erbtheil gleich nicht viel be- trug, so hätt' ich doch bey meiner gewöhn- lichen Art zu leben lange damit auskommen können. Meine Lage in Berlin war ganz
freylich nicht gut vorleſen, allein ſein vori- ger Adjutant hatte jedesmal das Diktirte nach ſeiner eignen Weiſe zu Papier gebracht, und beym Vorleſen gaubten dann Se. Ex- cellenz ſo diktirt zu haben. Jch haͤtte auch ohne avis au lecteur eben ſo klug ſeyn koͤn- nen, allein der Wille des Himmels war, daß ich zur voͤlligen Buͤrgerlichkeit zuruͤckkehren ſollte, und ich erhielt meinen wiederholent- lich gebetenen Abſchied, aber ohne die min- deſte Ausſicht auf eine Civilverſorgung, um die ich mich auch nicht eben ſehr bekuͤmmerte. Das Penſions- und Anſtellungsweſen war damals keinesweges in dem großen Flor, zu dem es in der folgenden Zeit gediehen oder ausgeartet iſt, und ſogar bey zunehmender Unvermoͤgenheit des Staats immer reichli- cher einzureißen ſcheint, obwohl aber nicht zur Verbeſſerung des Dienſtgeiſtes, zu wel- cher es indeſſen bey ſorgfaͤltig unpartheyiſcher Verwaltung gewiß viel beytragen koͤnnte.
Meine liebe, liebe Mutter war waͤhrend des Krieges in Gumbinnen geſtorben, und ob mein Erbtheil gleich nicht viel be- trug, ſo haͤtt’ ich doch bey meiner gewoͤhn- lichen Art zu leben lange damit auskommen koͤnnen. Meine Lage in Berlin war ganz
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freylich nicht gut vorleſen, allein ſein vori-
ger Adjutant hatte jedesmal das Diktirte
nach ſeiner eignen Weiſe zu Papier gebracht,
und beym Vorleſen gaubten dann Se. Ex-
cellenz ſo diktirt zu haben. Jch haͤtte auch
ohne avis au lecteur eben ſo klug ſeyn koͤn-
nen, allein der Wille des Himmels war, daß
ich zur voͤlligen Buͤrgerlichkeit zuruͤckkehren
ſollte, und ich erhielt meinen wiederholent-
lich gebetenen Abſchied, aber ohne die min-
deſte Ausſicht auf eine Civilverſorgung, um
die ich mich auch nicht eben ſehr bekuͤmmerte.
Das Penſions- und Anſtellungsweſen war
damals keinesweges in dem großen Flor, zu
dem es in der folgenden Zeit gediehen oder
ausgeartet iſt, und ſogar bey zunehmender
Unvermoͤgenheit des Staats immer reichli-
cher einzureißen ſcheint, obwohl aber nicht
zur Verbeſſerung des Dienſtgeiſtes, zu wel-
cher es indeſſen bey ſorgfaͤltig unpartheyiſcher
Verwaltung gewiß viel beytragen koͤnnte.
Meine liebe, liebe Mutter war waͤhrend
des Krieges in Gumbinnen geſtorben,
und ob mein Erbtheil gleich nicht viel be-
trug, ſo haͤtt’ ich doch bey meiner gewoͤhn-
lichen Art zu leben lange damit auskommen
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/131>, abgerufen am 23.11.2024.
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