"zug auf den Gegenstand, oder in Bezug "auf das Gefühl des Darstellenden, und, "so Gott will, auf beydes. Wer einen "Schriftsteller, der sich und die Sache fühlt, "nicht lesen mag, der darf überhaupt das "Beste ungelesen lassen. Wem es sonderbar "scheinen möchte, daß wir auf diese Weise "den Meister meistern, der bedenke, daß "wir nur hiedurch die Schwürigkeiten einer "Selbstbiographie fühlbarer zu machen ge- "denken. Aber wir ersuchen sämmtliche "Theilnehmer, eine doppelte Pflicht stets "vor Augen zu haben, nichts zu verschwei- "gen, was von Außen, es sey nun als Per- "son oder Begebenheit, auf Sie einwirkt, "aber auch nicht im Schatten zu stellen, "was Sie selbst geleistet, von ihren Arbeiten, "von deren Gelingen und Einfluß mit Be- "haglichkeit zu sprechen, die dadurch gewon- "nenen schönsten Stunden ihres Lebens zu "bezeichnen und ihre Leser gleichfalls in eine "fröhliche Stimmung zu versetzen. Es ist "ja nur von Gelehrten und Künstlern die "Rede, von Menschen, deren ganzes Leben "und Treiben sich in einem harmlosen Kreise "herumdreht, deren Kriege, Siege, Nieder-
„zug auf den Gegenſtand, oder in Bezug „auf das Gefuͤhl des Darſtellenden, und, „ſo Gott will, auf beydes. Wer einen „Schriftſteller, der ſich und die Sache fuͤhlt, „nicht leſen mag, der darf uͤberhaupt das „Beſte ungeleſen laſſen. Wem es ſonderbar „ſcheinen moͤchte, daß wir auf dieſe Weiſe „den Meiſter meiſtern, der bedenke, daß „wir nur hiedurch die Schwuͤrigkeiten einer „Selbſtbiographie fuͤhlbarer zu machen ge- „denken. Aber wir erſuchen ſaͤmmtliche „Theilnehmer, eine doppelte Pflicht ſtets „vor Augen zu haben, nichts zu verſchwei- „gen, was von Außen, es ſey nun als Per- „ſon oder Begebenheit, auf Sie einwirkt, „aber auch nicht im Schatten zu ſtellen, „was Sie ſelbſt geleiſtet, von ihren Arbeiten, „von deren Gelingen und Einfluß mit Be- „haglichkeit zu ſprechen, die dadurch gewon- „nenen ſchoͤnſten Stunden ihres Lebens zu „bezeichnen und ihre Leſer gleichfalls in eine „froͤhliche Stimmung zu verſetzen. Es iſt „ja nur von Gelehrten und Kuͤnſtlern die „Rede, von Menſchen, deren ganzes Leben „und Treiben ſich in einem harmloſen Kreiſe „herumdreht, deren Kriege, Siege, Nieder-
<TEI><text><body><divtype="preface"n="1"><cit><quote><hirendition="#et"><pbfacs="#f0016"n="XI"/>„zug auf den Gegenſtand, oder in Bezug<lb/>„auf das Gefuͤhl des Darſtellenden, und,<lb/>„ſo Gott will, auf beydes. Wer einen<lb/>„Schriftſteller, der ſich und die Sache fuͤhlt,<lb/>„nicht leſen mag, der darf uͤberhaupt das<lb/>„Beſte ungeleſen laſſen. Wem es ſonderbar<lb/>„ſcheinen moͤchte, daß wir auf dieſe Weiſe<lb/>„den Meiſter meiſtern, der bedenke, daß<lb/>„wir nur hiedurch die Schwuͤrigkeiten einer<lb/>„Selbſtbiographie fuͤhlbarer zu machen ge-<lb/>„denken. Aber wir erſuchen ſaͤmmtliche<lb/>„Theilnehmer, eine doppelte Pflicht ſtets<lb/>„vor Augen zu haben, nichts zu verſchwei-<lb/>„gen, was von Außen, es ſey nun als Per-<lb/>„ſon oder Begebenheit, auf Sie einwirkt,<lb/>„aber auch nicht im Schatten zu ſtellen,<lb/>„was Sie ſelbſt geleiſtet, von ihren Arbeiten,<lb/>„von deren Gelingen und Einfluß mit Be-<lb/>„haglichkeit zu ſprechen, die dadurch gewon-<lb/>„nenen ſchoͤnſten Stunden ihres Lebens zu<lb/>„bezeichnen und ihre Leſer gleichfalls in eine<lb/>„froͤhliche Stimmung zu verſetzen. Es iſt<lb/>„ja nur von Gelehrten und Kuͤnſtlern die<lb/>„Rede, von Menſchen, deren ganzes Leben<lb/>„und Treiben ſich in einem harmloſen Kreiſe<lb/>„herumdreht, deren Kriege, Siege, Nieder-<lb/></hi></quote></cit></div></body></text></TEI>
[XI/0016]
„zug auf den Gegenſtand, oder in Bezug
„auf das Gefuͤhl des Darſtellenden, und,
„ſo Gott will, auf beydes. Wer einen
„Schriftſteller, der ſich und die Sache fuͤhlt,
„nicht leſen mag, der darf uͤberhaupt das
„Beſte ungeleſen laſſen. Wem es ſonderbar
„ſcheinen moͤchte, daß wir auf dieſe Weiſe
„den Meiſter meiſtern, der bedenke, daß
„wir nur hiedurch die Schwuͤrigkeiten einer
„Selbſtbiographie fuͤhlbarer zu machen ge-
„denken. Aber wir erſuchen ſaͤmmtliche
„Theilnehmer, eine doppelte Pflicht ſtets
„vor Augen zu haben, nichts zu verſchwei-
„gen, was von Außen, es ſey nun als Per-
„ſon oder Begebenheit, auf Sie einwirkt,
„aber auch nicht im Schatten zu ſtellen,
„was Sie ſelbſt geleiſtet, von ihren Arbeiten,
„von deren Gelingen und Einfluß mit Be-
„haglichkeit zu ſprechen, die dadurch gewon-
„nenen ſchoͤnſten Stunden ihres Lebens zu
„bezeichnen und ihre Leſer gleichfalls in eine
„froͤhliche Stimmung zu verſetzen. Es iſt
„ja nur von Gelehrten und Kuͤnſtlern die
„Rede, von Menſchen, deren ganzes Leben
„und Treiben ſich in einem harmloſen Kreiſe
„herumdreht, deren Kriege, Siege, Nieder-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/16>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.