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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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doch nur für das Gehalt von Einem, zu be-
sorgen hatte.

Durch die Loge kam ich in nähern Um-
gang mit dem nunmehr Darmstädtischen
Oberhofprediger Stark, den seine maureri-
schen Kriege bekannt gemacht haben, der aber
gewiß nicht 1/4 des Bösen an sich hatte, dessen
ihn die kritischen Parforcejäger beschuldigten.
Er wollte seine in Paris angestellten Unter-
suchungen über das weltliche und geistliche
Tempelherrenwesen, und das Sammeln man-
cher dazu gehörigen Nachrichten nicht um-
sonst betrieben haben, füllte daher manche
wahrgenommene Lücke mit Traditionen und
eignen Zusätzen aus, amalgamirte seine Spe-
cies mit dem Freymaurereyteige, und suchte
so dieses Gebäksel geltend zu machen und
ihm möglichst viele Abnahme zu schaffen.
Mysterienliebhaber fanden Geschmack daran
und ihr Glaube an seine Aeußerungen ver-
half ihm zu einer Wichtigkeit, die er viel-
leicht ohne ihre Ergebung nicht würde an-
genommen haben. Jm Grund war auf seiner
Seite mehr leichter Sinn und ein durch schnel-
len Uebergang von seiner armen Magisterschaft
zu einer sehr bedeutenden kirchlichen Würde
aufgeregter Stolz, als wirklicher böser Wille,

K

doch nur fuͤr das Gehalt von Einem, zu be-
ſorgen hatte.

Durch die Loge kam ich in naͤhern Um-
gang mit dem nunmehr Darmſtaͤdtiſchen
Oberhofprediger Stark, den ſeine maureri-
ſchen Kriege bekannt gemacht haben, der aber
gewiß nicht ¼ des Boͤſen an ſich hatte, deſſen
ihn die kritiſchen Parforcejaͤger beſchuldigten.
Er wollte ſeine in Paris angeſtellten Unter-
ſuchungen uͤber das weltliche und geiſtliche
Tempelherrenweſen, und das Sammeln man-
cher dazu gehoͤrigen Nachrichten nicht um-
ſonſt betrieben haben, fuͤllte daher manche
wahrgenommene Luͤcke mit Traditionen und
eignen Zuſaͤtzen aus, amalgamirte ſeine Spe-
cies mit dem Freymaurereyteige, und ſuchte
ſo dieſes Gebaͤkſel geltend zu machen und
ihm moͤglichſt viele Abnahme zu ſchaffen.
Myſterienliebhaber fanden Geſchmack daran
und ihr Glaube an ſeine Aeußerungen ver-
half ihm zu einer Wichtigkeit, die er viel-
leicht ohne ihre Ergebung nicht wuͤrde an-
genommen haben. Jm Grund war auf ſeiner
Seite mehr leichter Sinn und ein durch ſchnel-
len Uebergang von ſeiner armen Magiſterſchaft
zu einer ſehr bedeutenden kirchlichen Wuͤrde
aufgeregter Stolz, als wirklicher boͤſer Wille,

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[145/0162] doch nur fuͤr das Gehalt von Einem, zu be- ſorgen hatte. Durch die Loge kam ich in naͤhern Um- gang mit dem nunmehr Darmſtaͤdtiſchen Oberhofprediger Stark, den ſeine maureri- ſchen Kriege bekannt gemacht haben, der aber gewiß nicht ¼ des Boͤſen an ſich hatte, deſſen ihn die kritiſchen Parforcejaͤger beſchuldigten. Er wollte ſeine in Paris angeſtellten Unter- ſuchungen uͤber das weltliche und geiſtliche Tempelherrenweſen, und das Sammeln man- cher dazu gehoͤrigen Nachrichten nicht um- ſonſt betrieben haben, fuͤllte daher manche wahrgenommene Luͤcke mit Traditionen und eignen Zuſaͤtzen aus, amalgamirte ſeine Spe- cies mit dem Freymaurereyteige, und ſuchte ſo dieſes Gebaͤkſel geltend zu machen und ihm moͤglichſt viele Abnahme zu ſchaffen. Myſterienliebhaber fanden Geſchmack daran und ihr Glaube an ſeine Aeußerungen ver- half ihm zu einer Wichtigkeit, die er viel- leicht ohne ihre Ergebung nicht wuͤrde an- genommen haben. Jm Grund war auf ſeiner Seite mehr leichter Sinn und ein durch ſchnel- len Uebergang von ſeiner armen Magiſterſchaft zu einer ſehr bedeutenden kirchlichen Wuͤrde aufgeregter Stolz, als wirklicher boͤſer Wille, K

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/162>, abgerufen am 24.11.2024.