schlagenden Klubfreuden gehört ein Ange- wöhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne welches man ihr Nahrhaftes theils über- sieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt daher in einem Familiencirkel vieles Witzige dem, der ihn zum ersten Mal besucht, un- verständlich, manchmal sogar langweilig vor. Wem eins von beyden begegnet, hüte sich indessen sein Misbehagen oder Misverstehen den Membris ordinariis sichtbar werden zu lassen, wofern er nicht Gefahr laufen will, von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß heißt für einen Unkenner, oder Uebermüthi- gen gehalten zu werden.
Meine wichtigste Bekanntschaft auf die- ser Reise macht ich am Tisch des Geheimen Kabinetsrath Stelter, mit dem ich wäh- rend seines commissorialischen Aufenthaltes in Marienwerder, wo er als damaliges Mit- glied der Oberrechenkammer das Westpreußi- sche Serviswesen einrichten half, sehr freund- schaftlich umgegangen war; denn ob er gleich keine wissenschaftliche Bildung hatte, so war er doch beym Könige Friedrich seiner Recht- schaffenheit wegen gut angeschrieben. Seine äußerst lebhafte Frau mag indessen doch wohl manchmal seinen geraden Wanderstab ein
ſchlagenden Klubfreuden gehoͤrt ein Ange- woͤhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne welches man ihr Nahrhaftes theils uͤber- ſieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt daher in einem Familiencirkel vieles Witzige dem, der ihn zum erſten Mal beſucht, un- verſtaͤndlich, manchmal ſogar langweilig vor. Wem eins von beyden begegnet, huͤte ſich indeſſen ſein Misbehagen oder Misverſtehen den Membris ordinariis ſichtbar werden zu laſſen, wofern er nicht Gefahr laufen will, von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß heißt fuͤr einen Unkenner, oder Uebermuͤthi- gen gehalten zu werden.
Meine wichtigſte Bekanntſchaft auf die- ſer Reiſe macht ich am Tiſch des Geheimen Kabinetsrath Stelter, mit dem ich waͤh- rend ſeines commiſſorialiſchen Aufenthaltes in Marienwerder, wo er als damaliges Mit- glied der Oberrechenkammer das Weſtpreußi- ſche Servisweſen einrichten half, ſehr freund- ſchaftlich umgegangen war; denn ob er gleich keine wiſſenſchaftliche Bildung hatte, ſo war er doch beym Koͤnige Friedrich ſeiner Recht- ſchaffenheit wegen gut angeſchrieben. Seine aͤußerſt lebhafte Frau mag indeſſen doch wohl manchmal ſeinen geraden Wanderſtab ein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0211"n="194"/>ſchlagenden Klubfreuden gehoͤrt ein Ange-<lb/>
woͤhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne<lb/>
welches man ihr Nahrhaftes theils uͤber-<lb/>ſieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt<lb/>
daher in einem Familiencirkel vieles Witzige<lb/>
dem, der ihn zum erſten Mal beſucht, un-<lb/>
verſtaͤndlich, manchmal ſogar langweilig vor.<lb/>
Wem eins von beyden begegnet, huͤte ſich<lb/>
indeſſen ſein Misbehagen oder Misverſtehen<lb/>
den <hirendition="#aq">Membris ordinariis</hi>ſichtbar werden zu<lb/>
laſſen, wofern er nicht Gefahr laufen will,<lb/>
von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß<lb/>
heißt fuͤr einen Unkenner, oder Uebermuͤthi-<lb/>
gen gehalten zu werden.</p><lb/><p>Meine wichtigſte Bekanntſchaft auf die-<lb/>ſer Reiſe macht ich am Tiſch des Geheimen<lb/>
Kabinetsrath <hirendition="#g">Stelter,</hi> mit dem ich waͤh-<lb/>
rend ſeines commiſſorialiſchen Aufenthaltes<lb/>
in Marienwerder, wo er als damaliges Mit-<lb/>
glied der Oberrechenkammer das Weſtpreußi-<lb/>ſche Servisweſen einrichten half, ſehr freund-<lb/>ſchaftlich umgegangen war; denn ob er gleich<lb/>
keine wiſſenſchaftliche Bildung hatte, ſo war<lb/>
er doch beym Koͤnige Friedrich ſeiner Recht-<lb/>ſchaffenheit wegen gut angeſchrieben. Seine<lb/>
aͤußerſt lebhafte Frau mag indeſſen doch wohl<lb/>
manchmal ſeinen geraden Wanderſtab ein<lb/></p></div></body></text></TEI>
[194/0211]
ſchlagenden Klubfreuden gehoͤrt ein Ange-
woͤhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne
welches man ihr Nahrhaftes theils uͤber-
ſieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt
daher in einem Familiencirkel vieles Witzige
dem, der ihn zum erſten Mal beſucht, un-
verſtaͤndlich, manchmal ſogar langweilig vor.
Wem eins von beyden begegnet, huͤte ſich
indeſſen ſein Misbehagen oder Misverſtehen
den Membris ordinariis ſichtbar werden zu
laſſen, wofern er nicht Gefahr laufen will,
von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß
heißt fuͤr einen Unkenner, oder Uebermuͤthi-
gen gehalten zu werden.
Meine wichtigſte Bekanntſchaft auf die-
ſer Reiſe macht ich am Tiſch des Geheimen
Kabinetsrath Stelter, mit dem ich waͤh-
rend ſeines commiſſorialiſchen Aufenthaltes
in Marienwerder, wo er als damaliges Mit-
glied der Oberrechenkammer das Weſtpreußi-
ſche Servisweſen einrichten half, ſehr freund-
ſchaftlich umgegangen war; denn ob er gleich
keine wiſſenſchaftliche Bildung hatte, ſo war
er doch beym Koͤnige Friedrich ſeiner Recht-
ſchaffenheit wegen gut angeſchrieben. Seine
aͤußerſt lebhafte Frau mag indeſſen doch wohl
manchmal ſeinen geraden Wanderſtab ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/211>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.