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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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"sehen, so schauen sie den Himmel an"; und
die weißgrauen Wolken, deren Ränder und
Spitzen sanft von der Abendsonne geröthet
wurden, sahen ganz so aus, wie ich Glet-
scher auf Aberlischen und andern Landschaf-
ten nachgebildet gesehen habe. Mein Be-
gleiter versicherte mich, dieß Wolkengemählde
sey täuschendähnlich, und ich habe mich in
der Folge noch oft an solchen himmlischen
Gletschern ergötzt.

Eine große abgestorbne Eiche ließ ich in
dem zum Lustwandeln eingerichteten Thale
unberührt stehen, um durch dieses Todesbild
das Leben der grünenden Natur desto auf-
fallender zu machen; im Contrast zwischen
Leben und Tod liegt etwas Reizendes, das
man ohne ihn, beym Jmmerleben nicht ge-
nießen würde.

Um manche meiner Einfälle wirklich zu
machen, unterzog ich mich oft tagelang
den beschwerlichsten Handarbeiten und gab
meinen Tagelöhnern ein Fleißexempel, dem
sie eifrig genug folgten, weil sie wußten, daß
es ihnen am Sonnabend Fleißbelohnungen
einbringen würde. Manche solcher Hand-
arbeiten, z. B. Steine vom Felde abzulesen,
übernahm ich auch, um mir Verdrießlichkei-

O

„ſehen, ſo ſchauen ſie den Himmel an“; und
die weißgrauen Wolken, deren Raͤnder und
Spitzen ſanft von der Abendſonne geroͤthet
wurden, ſahen ganz ſo aus, wie ich Glet-
ſcher auf Aberliſchen und andern Landſchaf-
ten nachgebildet geſehen habe. Mein Be-
gleiter verſicherte mich, dieß Wolkengemaͤhlde
ſey taͤuſchendaͤhnlich, und ich habe mich in
der Folge noch oft an ſolchen himmliſchen
Gletſchern ergoͤtzt.

Eine große abgeſtorbne Eiche ließ ich in
dem zum Luſtwandeln eingerichteten Thale
unberuͤhrt ſtehen, um durch dieſes Todesbild
das Leben der gruͤnenden Natur deſto auf-
fallender zu machen; im Contraſt zwiſchen
Leben und Tod liegt etwas Reizendes, das
man ohne ihn, beym Jmmerleben nicht ge-
nießen wuͤrde.

Um manche meiner Einfaͤlle wirklich zu
machen, unterzog ich mich oft tagelang
den beſchwerlichſten Handarbeiten und gab
meinen Tageloͤhnern ein Fleißexempel, dem
ſie eifrig genug folgten, weil ſie wußten, daß
es ihnen am Sonnabend Fleißbelohnungen
einbringen wuͤrde. Manche ſolcher Hand-
arbeiten, z. B. Steine vom Felde abzuleſen,
uͤbernahm ich auch, um mir Verdrießlichkei-

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[209/0226] „ſehen, ſo ſchauen ſie den Himmel an“; und die weißgrauen Wolken, deren Raͤnder und Spitzen ſanft von der Abendſonne geroͤthet wurden, ſahen ganz ſo aus, wie ich Glet- ſcher auf Aberliſchen und andern Landſchaf- ten nachgebildet geſehen habe. Mein Be- gleiter verſicherte mich, dieß Wolkengemaͤhlde ſey taͤuſchendaͤhnlich, und ich habe mich in der Folge noch oft an ſolchen himmliſchen Gletſchern ergoͤtzt. Eine große abgeſtorbne Eiche ließ ich in dem zum Luſtwandeln eingerichteten Thale unberuͤhrt ſtehen, um durch dieſes Todesbild das Leben der gruͤnenden Natur deſto auf- fallender zu machen; im Contraſt zwiſchen Leben und Tod liegt etwas Reizendes, das man ohne ihn, beym Jmmerleben nicht ge- nießen wuͤrde. Um manche meiner Einfaͤlle wirklich zu machen, unterzog ich mich oft tagelang den beſchwerlichſten Handarbeiten und gab meinen Tageloͤhnern ein Fleißexempel, dem ſie eifrig genug folgten, weil ſie wußten, daß es ihnen am Sonnabend Fleißbelohnungen einbringen wuͤrde. Manche ſolcher Hand- arbeiten, z. B. Steine vom Felde abzuleſen, uͤbernahm ich auch, um mir Verdrießlichkei- O

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/226>, abgerufen am 21.11.2024.