Verlangten aus seinem Buchladen lehns- weise versieht.
Das Landleben hat freylich seine eigen- thümlichen Herrlichkeiten, doch glaub' ich, daß seine leidenschaftlichen Lobpreiser man- ches dabey in Anschlag bringen, was ihm nicht eigentlich zugehört. Der ländliche Auf- enthalt der reichen und vornehmen Englän- der scheint mir weniger ein wahres Land- leben, als eine bloße Verpflanzung des höch- sten Stadtluxus auf ein geräumigeres Local, um da unter Menschen zu seyn, auf die man vermittelst dieses Aufwandes mehr Ein- fluß zu gewinnen trachtet und hofft, als man bey der städtschen Concurrenz zu er- langen hoffen, oder sich heraus zu nehmen wagen könnte, und durch deren Ergebung in den Willen und die Laune des Guths- herrn dieser sich die Kosten der reichlichen Bewirthung vergütet und seine Vergnügun- gen dadurch schärfer reizend (pikanter) macht. Die Vortheile, Gemächlichkeiten, Schönhei- ten, auch Unannehmlichkeiten des Stadt- und Landlebens, mit sichrer Hand abgewo- gen, möchten sich wohl das Gleichgewicht halten, und immer nur Nebenumstände der
Verlangten aus ſeinem Buchladen lehns- weiſe verſieht.
Das Landleben hat freylich ſeine eigen- thuͤmlichen Herrlichkeiten, doch glaub’ ich, daß ſeine leidenſchaftlichen Lobpreiſer man- ches dabey in Anſchlag bringen, was ihm nicht eigentlich zugehoͤrt. Der laͤndliche Auf- enthalt der reichen und vornehmen Englaͤn- der ſcheint mir weniger ein wahres Land- leben, als eine bloße Verpflanzung des hoͤch- ſten Stadtluxus auf ein geraͤumigeres Local, um da unter Menſchen zu ſeyn, auf die man vermittelſt dieſes Aufwandes mehr Ein- fluß zu gewinnen trachtet und hofft, als man bey der ſtaͤdtſchen Concurrenz zu er- langen hoffen, oder ſich heraus zu nehmen wagen koͤnnte, und durch deren Ergebung in den Willen und die Laune des Guths- herrn dieſer ſich die Koſten der reichlichen Bewirthung verguͤtet und ſeine Vergnuͤgun- gen dadurch ſchaͤrfer reizend (pikanter) macht. Die Vortheile, Gemaͤchlichkeiten, Schoͤnhei- ten, auch Unannehmlichkeiten des Stadt- und Landlebens, mit ſichrer Hand abgewo- gen, moͤchten ſich wohl das Gleichgewicht halten, und immer nur Nebenumſtaͤnde der
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Verlangten aus ſeinem Buchladen lehns-
weiſe verſieht.
Das Landleben hat freylich ſeine eigen-
thuͤmlichen Herrlichkeiten, doch glaub’ ich,
daß ſeine leidenſchaftlichen Lobpreiſer man-
ches dabey in Anſchlag bringen, was ihm
nicht eigentlich zugehoͤrt. Der laͤndliche Auf-
enthalt der reichen und vornehmen Englaͤn-
der ſcheint mir weniger ein wahres Land-
leben, als eine bloße Verpflanzung des hoͤch-
ſten Stadtluxus auf ein geraͤumigeres Local,
um da unter Menſchen zu ſeyn, auf die
man vermittelſt dieſes Aufwandes mehr Ein-
fluß zu gewinnen trachtet und hofft, als
man bey der ſtaͤdtſchen Concurrenz zu er-
langen hoffen, oder ſich heraus zu nehmen
wagen koͤnnte, und durch deren Ergebung
in den Willen und die Laune des Guths-
herrn dieſer ſich die Koſten der reichlichen
Bewirthung verguͤtet und ſeine Vergnuͤgun-
gen dadurch ſchaͤrfer reizend (pikanter) macht.
Die Vortheile, Gemaͤchlichkeiten, Schoͤnhei-
ten, auch Unannehmlichkeiten des Stadt-
und Landlebens, mit ſichrer Hand abgewo-
gen, moͤchten ſich wohl das Gleichgewicht
halten, und immer nur Nebenumſtaͤnde der
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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