Andenken zu stiften, die ehrenvoll das zeit- liche Leben mit ihnen genossen haben. Zwar sorgen große Männer selbst hinreichend für ihr Unvergeßlichbleiben im Geiste der Nach- welt durch Schriften und Thaten, da wir aber insgesammt zu sehr an das Sinnliche gewöhnt sind, so wär' es unbillig das Er- leichtern solcher Erinnerung durch das Er- richten sichtbarer Denkmale nicht eingeste- hen, oder es für überflüßig erklären zu wollen.
Keinen kann es daher befremden, daß die Freunde und Verehrer Kants, ohne Besorgniß vor dem Spruch: lasset die Tod- ten ihre Todten begraben, darauf bedacht gewesen sind, ein Zeichen ihres Andenkens an den Unsterblichen auf die Erdstätte hin- zustellen, unter der seine sterbliche Hülle ruht.
Möchte der Anblick dieses prunklosen Monuments jeden, der es sieht und sehen wird, von der Zeitgenossen Liebe und Hoch- achtung für den großen Mann überzeugen, und ihn zugleich aufmuntern, so scharf und richtig zu denken, und so lebensweise zu handeln wie
Jmmanuel Kant.
Andenken zu ſtiften, die ehrenvoll das zeit- liche Leben mit ihnen genoſſen haben. Zwar ſorgen große Maͤnner ſelbſt hinreichend fuͤr ihr Unvergeßlichbleiben im Geiſte der Nach- welt durch Schriften und Thaten, da wir aber insgeſammt zu ſehr an das Sinnliche gewoͤhnt ſind, ſo waͤr’ es unbillig das Er- leichtern ſolcher Erinnerung durch das Er- richten ſichtbarer Denkmale nicht eingeſte- hen, oder es fuͤr uͤberfluͤßig erklaͤren zu wollen.
Keinen kann es daher befremden, daß die Freunde und Verehrer Kants, ohne Beſorgniß vor dem Spruch: laſſet die Tod- ten ihre Todten begraben, darauf bedacht geweſen ſind, ein Zeichen ihres Andenkens an den Unſterblichen auf die Erdſtaͤtte hin- zuſtellen, unter der ſeine ſterbliche Huͤlle ruht.
Moͤchte der Anblick dieſes prunkloſen Monuments jeden, der es ſieht und ſehen wird, von der Zeitgenoſſen Liebe und Hoch- achtung fuͤr den großen Mann uͤberzeugen, und ihn zugleich aufmuntern, ſo ſcharf und richtig zu denken, und ſo lebensweiſe zu handeln wie
Jmmanuel Kant.
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Andenken zu ſtiften, die ehrenvoll das zeit-
liche Leben mit ihnen genoſſen haben. Zwar
ſorgen große Maͤnner ſelbſt hinreichend fuͤr
ihr Unvergeßlichbleiben im Geiſte der Nach-
welt durch Schriften und Thaten, da wir
aber insgeſammt zu ſehr an das Sinnliche
gewoͤhnt ſind, ſo waͤr’ es unbillig das Er-
leichtern ſolcher Erinnerung durch das Er-
richten ſichtbarer Denkmale nicht eingeſte-
hen, oder es fuͤr uͤberfluͤßig erklaͤren zu
wollen.
Keinen kann es daher befremden, daß
die Freunde und Verehrer Kants, ohne
Beſorgniß vor dem Spruch: laſſet die Tod-
ten ihre Todten begraben, darauf bedacht
geweſen ſind, ein Zeichen ihres Andenkens
an den Unſterblichen auf die Erdſtaͤtte hin-
zuſtellen, unter der ſeine ſterbliche Huͤlle
ruht.
Moͤchte der Anblick dieſes prunkloſen
Monuments jeden, der es ſieht und ſehen
wird, von der Zeitgenoſſen Liebe und Hoch-
achtung fuͤr den großen Mann uͤberzeugen,
und ihn zugleich aufmuntern, ſo ſcharf und
richtig zu denken, und ſo lebensweiſe zu
handeln wie
Jmmanuel Kant.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/325>, abgerufen am 22.11.2024.
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