mal wahrgenommenen linken Benehmens. *) Jndessen wag ich es nicht, diese Empfind- lichkeit meiner Fühlhörner in das Jnventa- rium meiner guten Eigenschaften aufzu- nehmen.
Eigen ist mir auch eine Anhänglichkeit an das väterliche Haus; gern sprech ich da- her unter den Meinigen von der Art und Weise, wie man sich da gegen einander be- trug, was und wie man da alles machte. Bis in meinen vorletzten Wohnsitz bracht ich noch einen altmodischen Spiegel, der in der väterlichen Wohnstube hing, nebst einem Paar Armstühlen, die schon vor meiner Geburt existirt hatten, und bin noch in die- sem Moment unwillig, daß erstern mir die Bauleute zerschlugen, von letztern einer bis zur Reparaturunmöglichkeit zerbrochen ist.
*) Jch kam aus des damaligen Professors, jetzigen Staatsraths, Süwern Vorlesung über die Ge- schichte zum sich krankbefindenden Minister v. St., bey dem ich die Frau von B. zum erstenmal sah. Beyde frugen mich nach dem Hauptgegenstande des Vortrages, und ich gab darüber eine so schlechte Auskunft, daß ich mich noch jetzt drüber ärgre, so wie ich mich gefreut habe, daß beyde nicht in der Folge etwas darüber äußerten.
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mal wahrgenommenen linken Benehmens. *) Jndeſſen wag ich es nicht, dieſe Empfind- lichkeit meiner Fuͤhlhoͤrner in das Jnventa- rium meiner guten Eigenſchaften aufzu- nehmen.
Eigen iſt mir auch eine Anhaͤnglichkeit an das vaͤterliche Haus; gern ſprech ich da- her unter den Meinigen von der Art und Weiſe, wie man ſich da gegen einander be- trug, was und wie man da alles machte. Bis in meinen vorletzten Wohnſitz bracht ich noch einen altmodiſchen Spiegel, der in der vaͤterlichen Wohnſtube hing, nebſt einem Paar Armſtuͤhlen, die ſchon vor meiner Geburt exiſtirt hatten, und bin noch in die- ſem Moment unwillig, daß erſtern mir die Bauleute zerſchlugen, von letztern einer bis zur Reparaturunmoͤglichkeit zerbrochen iſt.
*) Jch kam aus des damaligen Profeſſors, jetzigen Staatsraths, Suͤwern Vorleſung uͤber die Ge- ſchichte zum ſich krankbefindenden Miniſter v. St., bey dem ich die Frau von B. zum erſtenmal ſah. Beyde frugen mich nach dem Hauptgegenſtande des Vortrages, und ich gab daruͤber eine ſo ſchlechte Auskunft, daß ich mich noch jetzt druͤber aͤrgre, ſo wie ich mich gefreut habe, daß beyde nicht in der Folge etwas daruͤber aͤußerten.
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mal wahrgenommenen linken Benehmens. *)
Jndeſſen wag ich es nicht, dieſe Empfind-
lichkeit meiner Fuͤhlhoͤrner in das Jnventa-
rium meiner guten Eigenſchaften aufzu-
nehmen.
Eigen iſt mir auch eine Anhaͤnglichkeit
an das vaͤterliche Haus; gern ſprech ich da-
her unter den Meinigen von der Art und
Weiſe, wie man ſich da gegen einander be-
trug, was und wie man da alles machte.
Bis in meinen vorletzten Wohnſitz bracht
ich noch einen altmodiſchen Spiegel, der in
der vaͤterlichen Wohnſtube hing, nebſt einem
Paar Armſtuͤhlen, die ſchon vor meiner
Geburt exiſtirt hatten, und bin noch in die-
ſem Moment unwillig, daß erſtern mir die
Bauleute zerſchlugen, von letztern einer bis
zur Reparaturunmoͤglichkeit zerbrochen iſt.
*) Jch kam aus des damaligen Profeſſors, jetzigen
Staatsraths, Suͤwern Vorleſung uͤber die Ge-
ſchichte zum ſich krankbefindenden Miniſter v. St.,
bey dem ich die Frau von B. zum erſtenmal ſah.
Beyde frugen mich nach dem Hauptgegenſtande
des Vortrages, und ich gab daruͤber eine ſo
ſchlechte Auskunft, daß ich mich noch jetzt druͤber
aͤrgre, ſo wie ich mich gefreut habe, daß beyde
nicht in der Folge etwas daruͤber aͤußerten.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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