Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823."weder zur Religion, noch zur Sittlichkeit, Der erste Unterricht, den ich in der *) Wer diesen Aeußerungen eines klugen und from-
men Mannes zustimmt, was wird er zu den obrig keitlichen Vorkchrungen zu neuen litur- gischen Fabrikationen sagen, und zu den Mode werdenden Bibelgesellschaften, die durch Vermeh- rung der Exemplare das vernünftige Lesen dieses herrlichen Buchs allgemeiner zu machen wähnen? Luther sagt von der Taufe: Wasser thut's alleine nicht -- und das gilt gewiß auch vom Besitz einer Bibel. Freylich ist es leichter, Bibeln zu verschenken, als sie brauchen zu lehren. Hätte nicht dieser Bibelspende eine genaue Revision der Lutherschen Uebersetzung, ob ich sie gleich im Ganzen für unübertreffbar halte, vorausgehen sollen? denn nach allgemeinem Urtheil ist doch manche Stelle verfehlt und manches nicht aus der Urschrift verdeutscht. Wie denn auch man- cher zu veraltete Ausdruck zum Besien der Ver- ständlichkeit hätte abgeändert werden können. Sollte es eine Veruntreuung der Bibelcasse seyn, wenn man ein Paar sorgfältig ausgesuchte Lesebücher cansteinischwohlfeil durch sie unter das Volk gebracht hätte? „weder zur Religion, noch zur Sittlichkeit, Der erſte Unterricht, den ich in der *) Wer dieſen Aeußerungen eines klugen und from-
men Mannes zuſtimmt, was wird er zu den obrig keitlichen Vorkchrungen zu neuen litur- giſchen Fabrikationen ſagen, und zu den Mode werdenden Bibelgeſellſchaften, die durch Vermeh- rung der Exemplare das vernuͤnftige Leſen dieſes herrlichen Buchs allgemeiner zu machen waͤhnen? Luther ſagt von der Taufe: Waſſer thut’s alleine nicht — und das gilt gewiß auch vom Beſitz einer Bibel. Freylich iſt es leichter, Bibeln zu verſchenken, als ſie brauchen zu lehren. Haͤtte nicht dieſer Bibelſpende eine genaue Reviſion der Lutherſchen Ueberſetzung, ob ich ſie gleich im Ganzen fuͤr unuͤbertreffbar halte, vorausgehen ſollen? denn nach allgemeinem Urtheil iſt doch manche Stelle verfehlt und manches nicht aus der Urſchrift verdeutſcht. Wie denn auch man- cher zu veraltete Ausdruck zum Beſien der Ver- ſtaͤndlichkeit haͤtte abgeaͤndert werden koͤnnen. Sollte es eine Veruntreuung der Bibelcaſſe ſeyn, wenn man ein Paar ſorgfaͤltig ausgeſuchte Leſebuͤcher canſteiniſchwohlfeil durch ſie unter das Volk gebracht haͤtte? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote><pb facs="#f0403" n="386"/> „weder zur Religion, noch zur Sittlichkeit,<lb/> „noch irgend wohin bringen.“ <note place="foot" n="*)">Wer dieſen Aeußerungen eines klugen und from-<lb/> men Mannes zuſtimmt, was wird er zu den<lb/><hi rendition="#g">obrig keitlichen</hi> Vorkchrungen zu neuen litur-<lb/> giſchen Fabrikationen ſagen, und zu den Mode<lb/> werdenden Bibelgeſellſchaften, die durch Vermeh-<lb/> rung der Exemplare das vernuͤnftige Leſen dieſes<lb/> herrlichen Buchs allgemeiner zu machen waͤhnen?<lb/> Luther ſagt von der Taufe: Waſſer thut’s alleine<lb/> nicht — und das gilt gewiß auch vom <hi rendition="#g">Beſitz</hi><lb/> einer Bibel. Freylich iſt es leichter, Bibeln zu<lb/> verſchenken, als ſie brauchen zu lehren. Haͤtte<lb/> nicht dieſer Bibelſpende eine genaue Reviſion der<lb/> Lutherſchen Ueberſetzung, ob ich ſie gleich im<lb/> Ganzen fuͤr unuͤbertreffbar halte, vorausgehen<lb/> ſollen? denn nach allgemeinem Urtheil iſt doch<lb/> manche Stelle verfehlt und manches nicht aus<lb/> der Urſchrift verdeutſcht. Wie denn auch man-<lb/> cher zu veraltete Ausdruck zum Beſien der Ver-<lb/> ſtaͤndlichkeit haͤtte abgeaͤndert werden koͤnnen.<lb/> Sollte es eine Veruntreuung der Bibelcaſſe ſeyn,<lb/> wenn man ein Paar ſorgfaͤltig <hi rendition="#g">ausgeſuchte</hi><lb/> Leſebuͤcher canſteiniſchwohlfeil durch ſie unter das<lb/> Volk gebracht haͤtte?</note></quote> </cit><lb/> <p>Der erſte Unterricht, den ich in der<lb/> Religion genoß, war, wie gewoͤhnlich, geiſtbe-<lb/> taͤubend, in der Folge ward ich dogmatiſch<lb/> gerichtet, und als mir uͤber die Principien<lb/> und Poſtulate dieſer Methode Zweifel ein-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [386/0403]
„weder zur Religion, noch zur Sittlichkeit,
„noch irgend wohin bringen.“ *)
Der erſte Unterricht, den ich in der
Religion genoß, war, wie gewoͤhnlich, geiſtbe-
taͤubend, in der Folge ward ich dogmatiſch
gerichtet, und als mir uͤber die Principien
und Poſtulate dieſer Methode Zweifel ein-
*) Wer dieſen Aeußerungen eines klugen und from-
men Mannes zuſtimmt, was wird er zu den
obrig keitlichen Vorkchrungen zu neuen litur-
giſchen Fabrikationen ſagen, und zu den Mode
werdenden Bibelgeſellſchaften, die durch Vermeh-
rung der Exemplare das vernuͤnftige Leſen dieſes
herrlichen Buchs allgemeiner zu machen waͤhnen?
Luther ſagt von der Taufe: Waſſer thut’s alleine
nicht — und das gilt gewiß auch vom Beſitz
einer Bibel. Freylich iſt es leichter, Bibeln zu
verſchenken, als ſie brauchen zu lehren. Haͤtte
nicht dieſer Bibelſpende eine genaue Reviſion der
Lutherſchen Ueberſetzung, ob ich ſie gleich im
Ganzen fuͤr unuͤbertreffbar halte, vorausgehen
ſollen? denn nach allgemeinem Urtheil iſt doch
manche Stelle verfehlt und manches nicht aus
der Urſchrift verdeutſcht. Wie denn auch man-
cher zu veraltete Ausdruck zum Beſien der Ver-
ſtaͤndlichkeit haͤtte abgeaͤndert werden koͤnnen.
Sollte es eine Veruntreuung der Bibelcaſſe ſeyn,
wenn man ein Paar ſorgfaͤltig ausgeſuchte
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