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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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bemerken, sich zum Einschmelzen und Um-
guß entschließen können, so hab ich lieber
alles bleiben lassen, wie es einmal gerathen
war. Die dem Alter anklebende Krittel-
sucht hätte mich überdem zu Abänderun-
gen verleiten können, die oft verschlimmern,
statt zu verbessern. Alte Füße stoßen überall
auf dem Steinflaster an, nicht eben weil
letztres, gleich dem Königsbergischen, holp-
rich ist, sondern weil sie unvermögend sind,
sich leicht genug über die Unebenheiten zu er-
heben. Auch würde ich durch alle beabsich-
tigten meliores compositiones doch dem nicht
haben Genüge leisten können, was Herder
von solchen Aufsätzen fordert, und was ich
zur Lehre und Besserung für andere, als
gutes Wort in der Beylage C. mit abdruk-
ken zu lassen beschlossen habe.

Weit entfernt, ein Lobredner vergangener
Zeiten und ein Prophet ihrer künftigen Ver-
schlimmerung zu seyn, würd ich ohne die
Ueberzeugung von ihrer Zunahme im Guten
den menschlichen Verstand für keine göttliche
Wohlthat erkennen, und es für eine An-
wandlung von Menschenhaß halten, wenn
ich, ungeachtet bemerkter Abnahme eigner
Kräfte, mich entschlösse, die Hände mit unthä-

bemerken, ſich zum Einſchmelzen und Um-
guß entſchließen koͤnnen, ſo hab ich lieber
alles bleiben laſſen, wie es einmal gerathen
war. Die dem Alter anklebende Krittel-
ſucht haͤtte mich uͤberdem zu Abaͤnderun-
gen verleiten koͤnnen, die oft verſchlimmern,
ſtatt zu verbeſſern. Alte Fuͤße ſtoßen uͤberall
auf dem Steinflaſter an, nicht eben weil
letztres, gleich dem Koͤnigsbergiſchen, holp-
rich iſt, ſondern weil ſie unvermoͤgend ſind,
ſich leicht genug uͤber die Unebenheiten zu er-
heben. Auch wuͤrde ich durch alle beabſich-
tigten meliores compoſitiones doch dem nicht
haben Genuͤge leiſten koͤnnen, was Herder
von ſolchen Aufſaͤtzen fordert, und was ich
zur Lehre und Beſſerung fuͤr andere, als
gutes Wort in der Beylage C. mit abdruk-
ken zu laſſen beſchloſſen habe.

Weit entfernt, ein Lobredner vergangener
Zeiten und ein Prophet ihrer kuͤnftigen Ver-
ſchlimmerung zu ſeyn, wuͤrd ich ohne die
Ueberzeugung von ihrer Zunahme im Guten
den menſchlichen Verſtand fuͤr keine goͤttliche
Wohlthat erkennen, und es fuͤr eine An-
wandlung von Menſchenhaß halten, wenn
ich, ungeachtet bemerkter Abnahme eigner
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[392/0409] bemerken, ſich zum Einſchmelzen und Um- guß entſchließen koͤnnen, ſo hab ich lieber alles bleiben laſſen, wie es einmal gerathen war. Die dem Alter anklebende Krittel- ſucht haͤtte mich uͤberdem zu Abaͤnderun- gen verleiten koͤnnen, die oft verſchlimmern, ſtatt zu verbeſſern. Alte Fuͤße ſtoßen uͤberall auf dem Steinflaſter an, nicht eben weil letztres, gleich dem Koͤnigsbergiſchen, holp- rich iſt, ſondern weil ſie unvermoͤgend ſind, ſich leicht genug uͤber die Unebenheiten zu er- heben. Auch wuͤrde ich durch alle beabſich- tigten meliores compoſitiones doch dem nicht haben Genuͤge leiſten koͤnnen, was Herder von ſolchen Aufſaͤtzen fordert, und was ich zur Lehre und Beſſerung fuͤr andere, als gutes Wort in der Beylage C. mit abdruk- ken zu laſſen beſchloſſen habe. Weit entfernt, ein Lobredner vergangener Zeiten und ein Prophet ihrer kuͤnftigen Ver- ſchlimmerung zu ſeyn, wuͤrd ich ohne die Ueberzeugung von ihrer Zunahme im Guten den menſchlichen Verſtand fuͤr keine goͤttliche Wohlthat erkennen, und es fuͤr eine An- wandlung von Menſchenhaß halten, wenn ich, ungeachtet bemerkter Abnahme eigner Kraͤfte, mich entſchloͤſſe, die Haͤnde mit unthaͤ-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/409>, abgerufen am 22.11.2024.