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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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und Voltaire versichert

Qui n'a pas l'esprit de son age,
De son age a touts les malheurs.

Sein Hauptcapitel würde gewiß von der
Nothwendigkeit, sich bis an das Lebensende
beschäftigt zu erhalten, handeln. Denn
meine Liebe zur Leibes- und Geistesthätigkeit
ist noch nicht verschwunden, erhält vielmehr
den Muth zu leben in mir so lebendig und
aufrecht, daß ich denen, die schon alt sind
oder es noch werden können, auch hier nicht
unterlassen kann laut zuzurufen: Hütet
euch vor der Unthätigkeit, bemäntelt nie die
heimliche Neigung zum Nichtsthun mit dem
Vorwande der Kraftabnahme, glaubt viel-
mehr, daß in einer den Kräften angemeß-
nen Anstrengung die Stärkung liegt, die
den Eintritt der Hinfälligkeit (marasmus
senilis)
verzögert, in der die eigentliche Be-
schwerlichkeit des Alters besteht.

Als ich heut erwachte, schrieb ich mir
nachstehende Reime auf:

Die Thätigkeit, die leeres Stroh nie drischt,
Bestimmt des Menschen Werth, sie giebt ihm, laut
Erfahrung,
Gesundheit, frohen Muth, Bekleidung, Obdach,
Nahrung,
Schützt vor der Langeweile, mischt

und Voltaire verſichert

Qui n’a pas l’esprit de ſon age,
De ſon age a touts les malheurs.

Sein Hauptcapitel wuͤrde gewiß von der
Nothwendigkeit, ſich bis an das Lebensende
beſchaͤftigt zu erhalten, handeln. Denn
meine Liebe zur Leibes- und Geiſtesthaͤtigkeit
iſt noch nicht verſchwunden, erhaͤlt vielmehr
den Muth zu leben in mir ſo lebendig und
aufrecht, daß ich denen, die ſchon alt ſind
oder es noch werden koͤnnen, auch hier nicht
unterlaſſen kann laut zuzurufen: Huͤtet
euch vor der Unthaͤtigkeit, bemaͤntelt nie die
heimliche Neigung zum Nichtsthun mit dem
Vorwande der Kraftabnahme, glaubt viel-
mehr, daß in einer den Kraͤften angemeß-
nen Anſtrengung die Staͤrkung liegt, die
den Eintritt der Hinfaͤlligkeit (marasmus
ſenilis)
verzoͤgert, in der die eigentliche Be-
ſchwerlichkeit des Alters beſteht.

Als ich heut erwachte, ſchrieb ich mir
nachſtehende Reime auf:

Die Thaͤtigkeit, die leeres Stroh nie driſcht,
Beſtimmt des Menſchen Werth, ſie giebt ihm, laut
Erfahrung,
Geſundheit, frohen Muth, Bekleidung, Obdach,
Nahrung,
Schuͤtzt vor der Langeweile, miſcht
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[398/0415] und Voltaire verſichert Qui n’a pas l’esprit de ſon age, De ſon age a touts les malheurs. Sein Hauptcapitel wuͤrde gewiß von der Nothwendigkeit, ſich bis an das Lebensende beſchaͤftigt zu erhalten, handeln. Denn meine Liebe zur Leibes- und Geiſtesthaͤtigkeit iſt noch nicht verſchwunden, erhaͤlt vielmehr den Muth zu leben in mir ſo lebendig und aufrecht, daß ich denen, die ſchon alt ſind oder es noch werden koͤnnen, auch hier nicht unterlaſſen kann laut zuzurufen: Huͤtet euch vor der Unthaͤtigkeit, bemaͤntelt nie die heimliche Neigung zum Nichtsthun mit dem Vorwande der Kraftabnahme, glaubt viel- mehr, daß in einer den Kraͤften angemeß- nen Anſtrengung die Staͤrkung liegt, die den Eintritt der Hinfaͤlligkeit (marasmus ſenilis) verzoͤgert, in der die eigentliche Be- ſchwerlichkeit des Alters beſteht. Als ich heut erwachte, ſchrieb ich mir nachſtehende Reime auf: Die Thaͤtigkeit, die leeres Stroh nie driſcht, Beſtimmt des Menſchen Werth, ſie giebt ihm, laut Erfahrung, Geſundheit, frohen Muth, Bekleidung, Obdach, Nahrung, Schuͤtzt vor der Langeweile, miſcht

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/415>, abgerufen am 22.11.2024.