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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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lich mit nichts, und seine etwanige Geschmei-
digkeit ist selten mehr als eine manierirte;
die dem zarten Gefühl der Jüngern nicht
zuspricht. Fast glaub ich die Freundschaft
sey etwas so zartes, edles, kräftiges, daß
der Mensch ihm nur vom 25sten bis zum
50sten Jahre gewachsen seyn könne.



Den 26sten May 1811.

Da mein Leben jetzt nur an der Greis-
alters-Krücke
zu gehen vermag, und
Geist und Leib nur wenig selbst zu thun im
Stande sind, so kann ich höchstens anfüh-
ren, was ich andre beginnen sehe.

So wohnte ich vor einigen Wochen
einer feyerlichen Einweihung der ersten Bür-
gerschule in meiner Vaterstadt bey, und
hörte ihren Rector eine mit zu viel Perso-
nalltätspfesser gewürzte Rede halten, in der
zwar viel gut Gedachtes und Gesagtes vor-
kam, aber selbst von diesem schien mir
manches am unrechten Ort, zu unrechter
Zeit, und besonders einem Theil seiner Zu-
hörer nicht angemessen, so daß ich besorge
dieser übrigens kraftvolle Mann werde sich
aus Mangel an Zeit-Ort- und Person-
Takt in der Folge auch an den Kinderköpfen

ver-

lich mit nichts, und ſeine etwanige Geſchmei-
digkeit iſt ſelten mehr als eine manierirte;
die dem zarten Gefuͤhl der Juͤngern nicht
zuſpricht. Faſt glaub ich die Freundſchaft
ſey etwas ſo zartes, edles, kraͤftiges, daß
der Menſch ihm nur vom 25ſten bis zum
50ſten Jahre gewachſen ſeyn koͤnne.



Den 26ſten May 1811.

Da mein Leben jetzt nur an der Greis-
alters-Kruͤcke
zu gehen vermag, und
Geiſt und Leib nur wenig ſelbſt zu thun im
Stande ſind, ſo kann ich hoͤchſtens anfuͤh-
ren, was ich andre beginnen ſehe.

So wohnte ich vor einigen Wochen
einer feyerlichen Einweihung der erſten Buͤr-
gerſchule in meiner Vaterſtadt bey, und
hoͤrte ihren Rector eine mit zu viel Perſo-
nalltaͤtspfeſſer gewuͤrzte Rede halten, in der
zwar viel gut Gedachtes und Geſagtes vor-
kam, aber ſelbſt von dieſem ſchien mir
manches am unrechten Ort, zu unrechter
Zeit, und beſonders einem Theil ſeiner Zu-
hoͤrer nicht angemeſſen, ſo daß ich beſorge
dieſer uͤbrigens kraftvolle Mann werde ſich
aus Mangel an Zeit-Ort- und Perſon-
Takt in der Folge auch an den Kinderkoͤpfen

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[416/0433] lich mit nichts, und ſeine etwanige Geſchmei- digkeit iſt ſelten mehr als eine manierirte; die dem zarten Gefuͤhl der Juͤngern nicht zuſpricht. Faſt glaub ich die Freundſchaft ſey etwas ſo zartes, edles, kraͤftiges, daß der Menſch ihm nur vom 25ſten bis zum 50ſten Jahre gewachſen ſeyn koͤnne. Den 26ſten May 1811. Da mein Leben jetzt nur an der Greis- alters-Kruͤcke zu gehen vermag, und Geiſt und Leib nur wenig ſelbſt zu thun im Stande ſind, ſo kann ich hoͤchſtens anfuͤh- ren, was ich andre beginnen ſehe. So wohnte ich vor einigen Wochen einer feyerlichen Einweihung der erſten Buͤr- gerſchule in meiner Vaterſtadt bey, und hoͤrte ihren Rector eine mit zu viel Perſo- nalltaͤtspfeſſer gewuͤrzte Rede halten, in der zwar viel gut Gedachtes und Geſagtes vor- kam, aber ſelbſt von dieſem ſchien mir manches am unrechten Ort, zu unrechter Zeit, und beſonders einem Theil ſeiner Zu- hoͤrer nicht angemeſſen, ſo daß ich beſorge dieſer uͤbrigens kraftvolle Mann werde ſich aus Mangel an Zeit-Ort- und Perſon- Takt in der Folge auch an den Kinderkoͤpfen ver-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/433>, abgerufen am 22.11.2024.