Professor Bessel, der nicht nur in seiner Lieblingswissenschaft ein vollendeter Mann, sondern auch im bürgerlichen Leben sehr liebenswürdig ist, hatte von mir ein Paar Worte zum Einlegen verlangt, und ich schickte ihm vorstehende, gewiß mehr zum Scherz, als im Ernst, so wie auch Anno 1813. einige Jnschriften auf eine schwarze Steintafel, von denen er folgende vorzog:
der Erdendruck (1800) verwehrte uns hier nicht den Weg zum Himmlischen, rieth aber zu dem alten bekannten: Per aspera ad Astra.
Sonderbar ist es doch, daß in den preußischen Unglücksjahren mehr für die Wissenschaften gethan und auf sie verwendet wird, als in jenen Zeiten geschah, in de- nen die Monarchie unter Friedrich II. sich so wohl befand, und für den Nahr- und Wehrstand reichlich gesorgt wurde. Sollte die jetzige Ausgabwillfährigkeit aus einer verborgen iiegenden Ahnung entspringen, daß es unmöglich sey, sich aus dem Versin- ken der physischen und politischen Kräfte auf einem andern Wege zu retten, als auf der wissenschaftlichen Culturbahn? Es wäre
Profeſſor Beſſel, der nicht nur in ſeiner Lieblingswiſſenſchaft ein vollendeter Mann, ſondern auch im buͤrgerlichen Leben ſehr liebenswuͤrdig iſt, hatte von mir ein Paar Worte zum Einlegen verlangt, und ich ſchickte ihm vorſtehende, gewiß mehr zum Scherz, als im Ernſt, ſo wie auch Anno 1813. einige Jnſchriften auf eine ſchwarze Steintafel, von denen er folgende vorzog:
der Erdendruck (1800) verwehrte uns hier nicht den Weg zum Himmliſchen, rieth aber zu dem alten bekannten: Per aſpera ad Astra.
Sonderbar iſt es doch, daß in den preußiſchen Ungluͤcksjahren mehr fuͤr die Wiſſenſchaften gethan und auf ſie verwendet wird, als in jenen Zeiten geſchah, in de- nen die Monarchie unter Friedrich II. ſich ſo wohl befand, und fuͤr den Nahr- und Wehrſtand reichlich geſorgt wurde. Sollte die jetzige Ausgabwillfaͤhrigkeit aus einer verborgen iiegenden Ahnung entſpringen, daß es unmoͤglich ſey, ſich aus dem Verſin- ken der phyſiſchen und politiſchen Kraͤfte auf einem andern Wege zu retten, als auf der wiſſenſchaftlichen Culturbahn? Es waͤre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0435"n="418"/><p>Profeſſor <hirendition="#g">Beſſel,</hi> der nicht nur in<lb/>ſeiner Lieblingswiſſenſchaft ein vollendeter<lb/>
Mann, ſondern auch im buͤrgerlichen Leben<lb/>ſehr liebenswuͤrdig iſt, hatte von mir ein<lb/>
Paar Worte zum Einlegen verlangt, und<lb/>
ich ſchickte ihm vorſtehende, gewiß mehr<lb/>
zum Scherz, als im Ernſt, ſo wie auch<lb/><hirendition="#aq">Anno</hi> 1813. einige Jnſchriften auf eine<lb/>ſchwarze Steintafel, von denen er folgende<lb/>
vorzog:</p><lb/><cit><quote>der Erdendruck (1800) verwehrte uns<lb/>
hier nicht den Weg zum Himmliſchen,<lb/>
rieth aber zu dem alten bekannten:<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Per aſpera ad Astra.</hi></hi></quote></cit><lb/><p>Sonderbar iſt es doch, daß in den<lb/>
preußiſchen Ungluͤcksjahren mehr fuͤr die<lb/>
Wiſſenſchaften gethan und auf ſie verwendet<lb/>
wird, als in jenen Zeiten geſchah, in de-<lb/>
nen die Monarchie unter Friedrich <hirendition="#aq">II.</hi>ſich<lb/>ſo wohl befand, und fuͤr den Nahr- und<lb/>
Wehrſtand reichlich geſorgt wurde. Sollte<lb/>
die jetzige Ausgabwillfaͤhrigkeit aus einer<lb/>
verborgen iiegenden Ahnung entſpringen,<lb/>
daß es unmoͤglich ſey, ſich aus dem Verſin-<lb/>
ken der phyſiſchen und politiſchen Kraͤfte auf<lb/>
einem andern Wege zu retten, als auf der<lb/>
wiſſenſchaftlichen Culturbahn? Es waͤre<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[418/0435]
Profeſſor Beſſel, der nicht nur in
ſeiner Lieblingswiſſenſchaft ein vollendeter
Mann, ſondern auch im buͤrgerlichen Leben
ſehr liebenswuͤrdig iſt, hatte von mir ein
Paar Worte zum Einlegen verlangt, und
ich ſchickte ihm vorſtehende, gewiß mehr
zum Scherz, als im Ernſt, ſo wie auch
Anno 1813. einige Jnſchriften auf eine
ſchwarze Steintafel, von denen er folgende
vorzog:
der Erdendruck (1800) verwehrte uns
hier nicht den Weg zum Himmliſchen,
rieth aber zu dem alten bekannten:
Per aſpera ad Astra.
Sonderbar iſt es doch, daß in den
preußiſchen Ungluͤcksjahren mehr fuͤr die
Wiſſenſchaften gethan und auf ſie verwendet
wird, als in jenen Zeiten geſchah, in de-
nen die Monarchie unter Friedrich II. ſich
ſo wohl befand, und fuͤr den Nahr- und
Wehrſtand reichlich geſorgt wurde. Sollte
die jetzige Ausgabwillfaͤhrigkeit aus einer
verborgen iiegenden Ahnung entſpringen,
daß es unmoͤglich ſey, ſich aus dem Verſin-
ken der phyſiſchen und politiſchen Kraͤfte auf
einem andern Wege zu retten, als auf der
wiſſenſchaftlichen Culturbahn? Es waͤre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/435>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.