Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

dem ihm manches, ich weiß nicht warum,
übel genommen und mißverstanden wurde,
und Mitanlaß zu seiner Entsernung gegeben
hat, fiel mir nachstehende Stelle auf: S.
Chrysostome, dans ce beau stile, dont
l'harmonie est encore moins admirable,
que la propriete des expressions, a la cuo-
tume de comprendre touts les vices et
touts les defauts sous le nom general de
paresse
(rathumia), c'est de l'effort de
la volonte, que depend l'exellence de cha-
cun dans sa position
-- *) und diese An-
strengung des Willens,
(wie Göthe
es übersetzt) was kann sie leichter und besser
befördern, als die Severität. Machten
sich die Menschen nur näher bekannt mit
ihr, sie würden bald finden, daß sie keine
Störerin wahrer Vergnügen ist. --

Meine Severität im Urtheil über man-
che mimische Darstellungen der schon vorer-

*) Jn der Vorlesung vom 30. Januar 1806, über
den Untergang der Freyheit bey den alten Völ-
kern, hatte eben Johann Müller schon gesagt l. c.
S. 128. "Alle Selbstständigkeit, alle Größe der
Menschen beruhet auf der Kraft, wie der Ge-
brauch der Kraft auf dem Willen. Wer genan
weiß was er will, und immer und nachdruck-
samst es will, dem werden die Mittel nicht fehlen.

dem ihm manches, ich weiß nicht warum,
uͤbel genommen und mißverſtanden wurde,
und Mitanlaß zu ſeiner Entſernung gegeben
hat, fiel mir nachſtehende Stelle auf: S.
Chryſoſtome, dans ce beau ſtile, dont
l’harmonie eſt encore moins admirable,
que la proprieté des expreſſions, a la cuo-
tume de compréndre touts les vices et
touts les defauts ſous le nom general de
pareſſe
(ραϑυμία), c’eſt de l’effort de
la volonté, que depend l’exellence de cha-
cun dans ſa poſition
*) und dieſe An-
ſtrengung des Willens,
(wie Goͤthe
es uͤberſetzt) was kann ſie leichter und beſſer
befoͤrdern, als die Severitaͤt. Machten
ſich die Menſchen nur naͤher bekannt mit
ihr, ſie wuͤrden bald finden, daß ſie keine
Stoͤrerin wahrer Vergnuͤgen iſt. —

Meine Severitaͤt im Urtheil uͤber man-
che mimiſche Darſtellungen der ſchon vorer-

*) Jn der Vorleſung vom 30. Januar 1806, uͤber
den Untergang der Freyheit bey den alten Voͤl-
kern, hatte eben Johann Muͤller ſchon geſagt l. c.
S. 128. „Alle Selbſtſtaͤndigkeit, alle Groͤße der
Menſchen beruhet auf der Kraft, wie der Ge-
brauch der Kraft auf dem Willen. Wer genan
weiß was er will, und immer und nachdruck-
ſamſt es will, dem werden die Mittel nicht fehlen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0444" n="427"/>
dem ihm manches, ich weiß nicht warum,<lb/>
u&#x0364;bel genommen und mißver&#x017F;tanden wurde,<lb/>
und Mitanlaß zu &#x017F;einer Ent&#x017F;ernung gegeben<lb/>
hat, fiel mir nach&#x017F;tehende Stelle auf: <hi rendition="#aq">S.<lb/>
Chry&#x017F;o&#x017F;tome, dans ce beau &#x017F;tile, dont<lb/>
l&#x2019;harmonie e&#x017F;t encore moins admirable,<lb/>
que la proprieté des expre&#x017F;&#x017F;ions, a la cuo-<lb/>
tume de compréndre touts les vices et<lb/>
touts les defauts &#x017F;ous le nom general de<lb/><hi rendition="#g">pare&#x017F;&#x017F;e</hi></hi> (&#x03C1;&#x03B1;&#x03D1;&#x03C5;&#x03BC;&#x1F77;&#x03B1;), <hi rendition="#aq">c&#x2019;e&#x017F;t de l&#x2019;effort de<lb/>
la volonté, que depend l&#x2019;exellence de cha-<lb/>
cun dans &#x017F;a po&#x017F;ition</hi> &#x2014; <note place="foot" n="*)">Jn der Vorle&#x017F;ung vom 30. Januar 1806, u&#x0364;ber<lb/>
den Untergang der Freyheit bey den alten Vo&#x0364;l-<lb/>
kern, hatte eben Johann Mu&#x0364;ller &#x017F;chon ge&#x017F;agt <hi rendition="#aq">l. c.</hi><lb/>
S. 128. <cit><quote>&#x201E;Alle Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, alle Gro&#x0364;ße der<lb/>
Men&#x017F;chen beruhet auf der Kraft, wie der Ge-<lb/>
brauch der Kraft auf dem Willen. Wer genan<lb/>
weiß <hi rendition="#g">was</hi> er will, und immer und nachdruck-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;t es will, dem werden die Mittel nicht fehlen.</quote></cit></note> und die&#x017F;e <hi rendition="#g">An-<lb/>
&#x017F;trengung des Willens,</hi> (wie Go&#x0364;the<lb/>
es u&#x0364;ber&#x017F;etzt) was kann &#x017F;ie leichter und be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
befo&#x0364;rdern, als die Severita&#x0364;t. Machten<lb/>
&#x017F;ich die Men&#x017F;chen nur na&#x0364;her bekannt mit<lb/>
ihr, &#x017F;ie wu&#x0364;rden bald finden, daß &#x017F;ie keine<lb/>
Sto&#x0364;rerin wahrer Vergnu&#x0364;gen i&#x017F;t. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Meine Severita&#x0364;t im Urtheil u&#x0364;ber man-<lb/>
che mimi&#x017F;che Dar&#x017F;tellungen der &#x017F;chon vorer-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0444] dem ihm manches, ich weiß nicht warum, uͤbel genommen und mißverſtanden wurde, und Mitanlaß zu ſeiner Entſernung gegeben hat, fiel mir nachſtehende Stelle auf: S. Chryſoſtome, dans ce beau ſtile, dont l’harmonie eſt encore moins admirable, que la proprieté des expreſſions, a la cuo- tume de compréndre touts les vices et touts les defauts ſous le nom general de pareſſe (ραϑυμία), c’eſt de l’effort de la volonté, que depend l’exellence de cha- cun dans ſa poſition — *) und dieſe An- ſtrengung des Willens, (wie Goͤthe es uͤberſetzt) was kann ſie leichter und beſſer befoͤrdern, als die Severitaͤt. Machten ſich die Menſchen nur naͤher bekannt mit ihr, ſie wuͤrden bald finden, daß ſie keine Stoͤrerin wahrer Vergnuͤgen iſt. — Meine Severitaͤt im Urtheil uͤber man- che mimiſche Darſtellungen der ſchon vorer- *) Jn der Vorleſung vom 30. Januar 1806, uͤber den Untergang der Freyheit bey den alten Voͤl- kern, hatte eben Johann Muͤller ſchon geſagt l. c. S. 128. „Alle Selbſtſtaͤndigkeit, alle Groͤße der Menſchen beruhet auf der Kraft, wie der Ge- brauch der Kraft auf dem Willen. Wer genan weiß was er will, und immer und nachdruck- ſamſt es will, dem werden die Mittel nicht fehlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/444
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/444>, abgerufen am 22.11.2024.